Markus Molitor
Feste Größe an der Mosel
Für die heute weltberühmten Steillagen der Mosel sah es in den 1980er-Jahren zunächst gar nicht so rosig aus. Die Arbeit im Weinberg galt als zu mühselig. Es fehlten Erntehelfer, Traktorfahrer und engagierte Winzer. Viele Weinberge lagen brach. Der 20-jährige Markus Molitor hatte gerade das kleine, zwei Hektar große Weingut seines Vaters übernommen. Der junge Winzersohn erkannte jedoch das Potenzial dieser verlassenen Weinberge. Er nutzte die Gunst der Stunde, kaufte viele der heruntergewirtschafteten Lagen auf, und verhalf ihnen zu neuem Glanz. Seine Rieslinge und Weißburgunder zählen heute zu den edelsten Weinen der Welt.
Markus Molitor ist ein Handwerker mit Vertrauen in sein Terroir. Daher kommt es im Weinkeller nur zu sehr reduzierten Handgriffen. Das Mahlen der Trauben geschieht mit der traditionellen Korbpresse. Der von Hand ausgeführte Pressvorgang mahlt die Trauben sehr behutsam. Gegenüber den industriellen Alternativen ein enormer Mehraufwand. Doch durch die langsame Extraktion überstehen die Kerne diese Prozedur möglichst unbeschadet. Die in den Schalen enthaltenen Pflanzenstoffe der Polyphenole können durch einen höheren Kontakt mit Sauerstoff in kürzere Moleküle zerfallen. All dies trägt zu einem weicheren Mundgefühl, dem berühmten Schmelz der Moselrieslinge bei. Selbstverständlich ist für Molitor auch, dass seine Weine spontan vergären. Das heißt, keine industriellen Hefen, denn die Weine sollen Sinnbild ihrer Herkunft sein. Diese Handschrift möchte Markus Molitor bewahren und legt daher auch im Weinkeller höchsten Wert auf einen naturnahen Ausbau. Natürliche Hefen dürfen dem Riesling in einem langen Feinhefelager den letzten Schliff verleihen. Dieses Lager sorgt für cremigere Weine mit höherem Volumengefühl im Mund und einem langen, intensiven Nachhall, für den Molitors Weine weltweit bekannt sind.
2013 erhielt er gleich dreimal 100/100 Punkte vom amerikanischen Weinkritiker Robert Parker für Rieslinge aus drei unterschiedlichen Lagen. „Von der Basis bis zum Grand Cru gelingen ihm in einer Regelmäßigkeit atemberaubende Weine, die ihresgleichen suchen“, hieß es in der Begründung. Auch hier wertschätzt man die Unverkennbarkeit des Terroirs, die sich in Molitors Weinen widerspiegelt, da er „ihnen Raum gibt und an ihren Charakter glaubt“. Was für den Franzosen, die Flasche Champagner, ist für den Deutschen der Molitor Riesling. Ein fester Bestandteil des Kühlschranks für gesellige Stunden.