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Robert Parker
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James Suckling
Margaux
Vom Vater der Önologie
Wenn jemand Maßstäbe setzt, erhält er zunächst Respekt. Dann Bewunderung. Und letztlich eifert man ihm nach. Er wird zum Leuchtturm, an dem sich andere orientieren. In den Fahrwassern der großen Weine des Médocs, leuchtet das Château Margaux seit 1855 voran. Niemand sonst erhielt 20/20 Punkten auf der Pariser Weltausstellung. Und es ist diese Tradition, die die Meisterschaft Margauxs bis heute ausmacht.
Seine Geschichte beginnt im 16. Jahrhundert mit der Familie Lestonnac, einer der führenden Weinhändler der damaligen Zeit. Vom Graf Elie du Barry vor der Revolution, dem Marquis de la Colonilla – der das heutige Anwesen errichten ließ –, dem Bankier Alexandre Aguado und schließlich dem Grafen Pillet-Will während des 19. Jahrhunderts, erlebte das Château Margaux viele Besitzerwechsel.
Die Domaine des Margaux erstreckt sich heute über 99 Hektar feinem Kies aus der Günz-Eiszeit entlang der Gironde-Mündung. Hier im Norden des Médocs, rühmt es sich als einziges Château einer eigens nach ihm benannten Appellation. Rund 87 Hektar des Weinbergs sind den klassischen roten Rebsorten des Médoc verpflichtet: Cabernet-Sauvignon (75 %), Merlot (20 %), Petit Verdot (4 %) und Cabernet Franc (1 %). Neben dem Zweitwein „Pavillon Rouge“ produziert man mit dem „Pavillon Blanc“ auch einen Weißwein.
1977 kaufte der Geschäftsmann André Mentzelopoulos das Château Margaux in einem desolaten Zustand. Wie bereits zuvor mit der ehemals glanzvollen Einzelhandels-Kette Félix Potin, die Mentzelopoulos von 80 auf über 600 Geschäfte wieder an die Spitze der Branche brachte, investierte er in großem Stil in das Château Margaux. Hierfür nahm er den „Vater der modernen Önologie“ in seine Dienste. Émile Peynaud (1912-2004) war das, was man ein Urgestein des Médoc nennen mag. Er führte eine zwei bis drei Wochen spätere Lese ein und ließ alle faulen Trauben sorgfältig aussortieren. Die Trauben für die Cuvée waren so optimal reif und wurden im Weinkeller nach seinem System der „Selektion nach Terroir“, je nach Alter der Rebstöcke, Reifezeitpunkt der Rebsorte, Lage des Weinbergs etc. vinifiziert. Eine Neuheit, die im Médoc zunächst beargwöhnt wurde. Peynaud war es auch, der hervorhob, wie wichtig die Kontrolle der malolaktischen Gärung für den finalen Wein ist. Dies erlaubt ein präzises und gewünschtes Ergebnis von Harmonie zwischen Frucht und Tannin.
Nur drei Jahre nach den angestoßenen Revolutionen verstarb André Mentzelopoulos. Seine Tochter Corinne leitet seit 1983 das Château Margaux, dessen Anteile sie nach einem kurzen Verkauf an die italienische Industriellen-Dynastie der Agnellis (Fiat und Ferrari) seit 2003 nun wieder auf sich vereint. Es war die höchste Transaktion eines Châteaus mit 264 Millionen Euro, das einen Gesamtwert von 350 Millionen Euro hat.
Seit 1999 sorgt Kellermeister Philippe Berrier mit Önologe Philippe Bascaules für den Qualitätsstandard im Weinkeller. Er verfolgt die Trauben von der Lese bis zur Abfüllung in die Flasche und unterstreicht mit der traditionellen Eiweißklärung den eleganten Stil eines Château Margaux. Das Eiweiß befreit den Wein von Hefe-Resten, die im vorangegangenen Gärungsprozess noch benötigt wurden. Mehrere Abstiche (Soutirage) sind hierfür nötig. Ein Vorteil des Eiweißes ist, dass die adstringierenden – also bittersten – Tannine an ihm anhaften. So verfeinert erhält er seine geschmeidige Textur. Eine letzte Klärung erhält die finale Cuvée vor ihrer Abfüllung im Château.