Das Weinland Portugal
Das Land der Entdecker im äußersten Westen Europas ist in puncto seiner Weinkultur schon immer – und heute mehr denn je – auch ein Land für Entdecker. 250 offizielle Rebsorten, die es nur hier gibt, die demzufolge als wahrhaft „autochthon“ bezeichnet werden dürfen, bilden den wichtigsten Beleg für die einzigartige Vielfalt, die das Weinland Portugal bietet. Dank seiner verschiedenen Mikroklimata, von den Cool-Climate-Gebieten entlang der Küste bis zu den heißen und trockenen Regionen im Landesinneren, steht Portugal für eine ungeheure Diversität an Weinstilen und lädt damit zu einer unvergleichlichen Entdeckungsreise ein.
Was macht Portugal als Weinland so besonders?
Die vinophile Tradition der Portugiesen reicht weit zurück in die vorchristliche Zeit, in der Phönizier, Griechen und Römer nahe dem Atlantik siedelten und hier, wie an so vielen anderen Orten des Kontinents, dem Weinbau die Tür öffnen sollten. Im Spätmittelalter ist es unter anderem der Zisterzienserorden, eigentlich der Askese verschrieben, der zahllose Klöster im Land gründet und seinen gesammelten Weinverstand importiert. In der Folge erlebt Portugal seine Blütezeit als Seefahrer- und damit als Handelsnation von Weltrang, die schließlich in den Siegeszug von Portwein und Madeira mündet, die für lange Zeit die Visitenkarte schlechthin für Weinerzeugnisse aus Portugal prägen werden. In der jüngeren Geschichte der großen Weinnationen Europas stand Portugal über eine längere Periode hinweg eher in der zweiten Reihe, seiner geografischen Lage geschuldet vor allem im Schatten der spanischen Nachbarn. Blickt man auf die zurückliegenden dreißig Jahre, haben die portugiesischen Winzer jedoch enorm an Boden gut gemacht. In den vierzehn offiziell registrierten Weinregionen des Landes entstehen heute Qualitätsweine von bestechender Frische und Eleganz, die sich stetig wachsender Akzeptanz der internationalen Kritikergemeinde erfreuen. Die Beliebtheit portugiesischer Weine – im In- wie im Ausland – erfährt überdies besondere Berechtigung durch ihr vorzügliches Preis-Genuss-Verhältnis, das im internationalen Vergleich neue Maßstäbe gesetzt hat.
Welche Rebsorten sind typisch für portugiesische Weine?
250 autochthone Rebsorten, ein beispielloser Spitzenwert unter den großen Weinnationen, mögen allesamt mit berechtigtem Stolz anzuführen sein, aber an dieser Stelle doch zu weit führen. Besondere Aufmerksamkeit verdient ganz zuvorderst der Touriga Nacional, als wohl bekannteste Rotwein-Rebsorte des Landes, die auch bei der Herstellung von Portwein eine große Bedeutung einnimmt. Sie bringt tiefrote Weine mit kraftvollen Aromen von dunklen Früchten und Gewürzen hervor und gesellt sich damit stets gerne an die Seite der rustikalen Landesküche. Der Tinta Roriz, jenseits der Grenze als Tempranillo weltberühmt durch den spanischen Rioja, sowie Trincadeira und Castelão sind weitere rote Rebsorten, die auf der vinophilen Entdeckungsreise durch Portugal geradezu zwangsläufig ins Glas kommen. Bei den Weißweinen nimmt der Alvarinho eine fraglos führende Rolle ein. Vornehmlich aus dem nördlich gelegenen Weinbaugebiet Vinho Verde stammend, wird er auch international für seine lebendige Säure und frische Zitrus-Aromatik hochgeschätzt. Gleich danach reihen sich mit Arinto und Loureiro weitere weiße Rebsorten ein, die auf nahezu allen gastronomischen Weinkarten zwischen Porto und der Algarve zu finden sind.
Welche Weinanbaugebiete gibt es in Portugal?
Wie bereits angeführt, es sind deren vierzehn, die offiziellen Status genießen. Sie konzentrieren sich hauptsächlich im Norden und Nordwesten entlang der Grenze zu Spanien, im atlantiknahen Großraum von Lissabon, im Südwesten und auf einem schmalen Küstenstreifen an der Algarve. An erster Stelle ist gewiss das landschaftlich bezaubernde Douro-Tal zu nennen, das für seinen Portwein und zunehmend auch für exzellente Rotweine bekannt ist. Die Region ist von den steilen Weinbergen entlang des mit Spanien geteilten Douro-Flusses geradezu ikonisch geprägt und zählt zu den weltweit ältesten Weinanbaugebieten. Vinho Verde im Norden Portugals ist weithin bekannt für frische und leichte Weißweine, vornehmlich aus den Rebsorten Alvarinho und Loureiro. Im südwestlichen Alentejo dominieren kräftige, fruchtbetonte Rotweine, die das heiße Klima und die trockenen Böden der Region widerspiegeln. Auch Dão, Bairrada und Lisboa repräsentieren die erstaunliche Vielfalt der portugiesischen Weinnation entlang des gesamten Spektrums zwischen rustikalen, zumeist roten Landweinen und elegantesten Weißwein-Kreationen, die keinen internationalen Vergleich scheuen müssen.
Welche Weinklassifizierungen gibt es in Portugal?
Wie in allen großen Weinnationen legt auch das portugiesische Klassifizierungssystem sein Hauptaugenmerk auf Qualität und Herkunft. Die höchste Stufe ist traditionell die Denominação de Origem Controlada (DOC) gewesen, die im heutigen Sprachgebrauch nunmehr auf Denominação de Protegida (DOP) lautet. Sie kennzeichnet Weine aus klar definierten Regionen mit strengen Vorgaben für die Vinifizierung und kann bedenkenlos als Äquivalent zur französischen AOC oder zur italienischen DOC verstanden werden. Mit dem Kennzeichen Vinho Regional (VR), sind Weine klassifiziert, die aus größeren geografischen Regionen stammen und weniger strengen Vorschriften unterworfen sind. Nicht notwendigerweise sind damit Weine von geringerer Qualität markiert – im Gegenteil: finden sich unter der Vinhos Regional doch höchst kreative und moderne Interpretationen traditioneller Portugal-Weine auf zuweilen höchstem Niveau. Mit dem Vinho de Mesa ist der beliebte Tischwein ohne geografische Herkunftsbezeichnung gekennzeichnet, auch hier lassen sich auf der Entdeckungsreise durch das Weinland Portugal echte Schätze finden.
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