Haut-Brion
Burdigalas erster Weinberg
„Die spinnen die Römer“ – der kleine Gallier Asterix war ziemlich schnell mit seinem Latein am Ende, wenn es um seine Nachbarschaft mit den römischen Legionären ging. Dass diese jedoch auch friedlich mit ihren gallischen Untertanen zusammenlebten, zeigt die Geschichte des Château Haut-Brion. Der Fund einer Münze aus dem 1. Jahrhundert bescheinigt den Ortsnamen Haut-Brion. Das Porträt von Kaiser Claudius liefert zudem den Hinweis auf die Geschichte des Weinbaus, der zu dieser Zeit bereits von den Römern an die gallischen Untertanen weitergegeben wurde. Es ist die Geburtsstunde Burdigalas, des heutigen Bordeaux. Somit ist wahrscheinlich, dass Haut-Brion als einer der ersten Weinberge Bordeaux anzusehen ist.
Im 16. Jahrhundert beurkundete man auch schriftlich den hier hergestellten „Cru“ und lokalisierte ihn mit der Ortschaft „Aubrion“, oder auch „Haulbrion“. Jean de Pontenac erbaute im Jahre 1549 das Château Haut-Brion, das bis zu seinem heutigen klassizistischen Bau, einige architektonische Trends mitgemacht hat.
Dieser „Cru“ erhielt seinen Ritterschlag in der Klassifikation von 1855. Damals listete Kaiser Napoleon III. die besten Weine Bordeaux für die Pariser Weltausstellung. Jeder sollte sehen, dass Frankreich die Wiege der großen Weine ist. Gemeinsam mit den Châteaux‘ Margaux, Latour und Lafite-Rothschild erhielt er die höchste Auszeichnung zum Premier Grand Cru Classé, die er bis heute trägt. Es ist das einzige Château, das sich nicht auf der Médoc-Halbinsel, sondern vor den Stadtmauern Bordeaux im Süden befindet.
Von den 51 Hektar des Weinbergs, fallen 48 Hektar den roten und drei den weißen Rebsorten zu, denn die Appellation Pessac-Léognan ist auch für ihre Weißweine bekannt. Der tiefe Kiesboden aus verschiedenen Quarz-Arten verleihen Sémillon und Sauvignon Blanc eine schöne Mineralik. Für den Premier Cru Classé mit der ikonischen Flaschenform werden 48 Prozent Merlot, 41 Prozent Cabernet Sauvignon, 10 Prozent Cabernet Franc und 1 Prozent Petit Verdot angepflanzt. Unter dem Kies liegen facettenreichen Sedimente aus Kalk, Lehm, Sand und Muschelkalk (Falun). Ein Paradies für die Wurzeln dieser Premium-Cuvée, deren Trauben alle per Hand gelesen werden.
Neunmal erhielt Haut-Brion die begehrten 100 Punkte des Weinkritikers Robert Parker. Von 1945 über den famosen 2009er bis zum 2020er, der bereits jetzt die volle Punktzahl erhielt. Nur Château Petrus konnte noch zwei weitere Male diese Höchstzahl erringen.
Seit 1935 im Besitz der Dillon-Familie, steht dem Château nunmehr Prinz Robert von Luxemburg, ein Urenkel Dillons, vor. Jean Delmas konnte als einer der besten Önologen für das Haus gewonnen werden. Im Barrique-Ausbau von sagenhaften 30 Monaten erhält der Haut-Brion Premier Grand Cru Classé sein distinktives Merkmal von frühreifer Opulenz und gleichzeitiger Lagerfähigkeit. Mit dem Zweitwein „Le Clarence de Haut-Brion“, setzt man Clarence Douglas Dillon, Finanzminister unter John F. Kennedy, der Haut-Brion 1935 erwarb, ein Denkmal. Er wird in der gleichen, sich von der typischen „Bordelaise“ durch ihre bauchige Form unterscheidenden, Flasche abgefüllt.