Château Lynch Bages 5ème Cru Pauillac 2020
Lynch-Bages- Frankreich
- Bordeaux
- trocken
Das Besondere an diesem Wein
Wann immer ein Grand Cru Classé zu besprechen ist, kommt man am Jahr 1855 kaum vorbei. Als Cinquième hatte man Lynch-Bages klassifiziert – demnach in der untersten Stufe der seinerzeit geadelten Spitzenweingüter des Médoc. Wie viele andere Châteaux, die dieses „Schicksal“ ereilte, verzichtet auch Lynch-Bages darauf, den fragwürdigen Ruhm der Fünftklassigkeit auf dem Etikett zu kennzeichnen und belässt es dort ganz schlicht bei „Grand Cru Classé“. Das ist auch deshalb ein kluger Schachzug, da Kenner das Weingut aus Pauillac schon seit Jahrzehnten auf dem ungleich höheren Niveau eines Deuxième sehen. Aus heutiger Sicht mag das Urteil von 1855 darum ungerecht erscheinen. Und doch hat es etwas Gutes für sich, gilt ein Lynch-Bages doch als vergleichsweise erschwingliche Alternative zu höher klassifizierten Grand Cru Classés, die im Glas kaum mehr oder sogar weniger Freude bereiten.
Der Grand Vin vom Château Lynch-Bages stützt sich jahrgangsabhängig auf circa 60 bis 70 % Cabernet Sauvignon und auf rund 30 % Merlot. Cabernet Franc und Petit Verdot komplettieren die Cuvée mit jeweils kleinen Anteilen. Der Ausbau des Weines findet in der Regel 18 Monate in Barriques aus Eichenholz statt – davon entfallen üblicherweise Dreiviertel auf neue Fässer. In dieser Zeit entwickelt der Wein seine immer wieder hochgelobte Struktur und Strahlkraft. Ein weiteres Markenzeichen ist seine stets wunderbar ausbalancierte Säure, die ihm eine besondere aromatische Frische verleiht.
Die Appellation Pauillac ist für ihre tendenziell eher wuchtigen Rotweine bekannt. Sie liegt auf der linken Seite der Gironde auf der Halbinsel Médoc. Von den 1.200 Hektar Anbaufläche ist der Großteil für Cabernet Sauvignon vorgesehen. In Pauillac befinden sich 18 der 61 Weingüter, die 1855 als Grand Cru Classé klassifiziert wurden, womit die Appellation ihren Sonderstatus im Bordelais eindrücklich unterstreicht.
Von 1749 bis 1824 war das Château Lynch-Bages im Besitz von Thomas Lynch, dem Sohn eines Iren, der in der Stadt Bordeaux als Kaufmann tätig war. Von ihm erhielt das Weingut seinen Namen. Der heutige Besitzer ist Jean-Michel Cazes, ein Nachfahre von Jean-Charles Cazes, der das Château 1938 erwarb. Jean-Michel führte Lynch-Bages zu dem Ansehen, das es heute berechtigterweise genießt.
Wie der Wein schmeckt: charakterstark & kräftig
Im Glas mit einem tiefen Rubinrot, das violettfarbene Reflexe zeigt. Die Nase präsentiert Aromen von Schwarzer Johannisbeere und dunklen Früchten. Im Mund unglaublich viel Volumen, sehr maskulin, aber auch geschmeidig, mit einer ausgeprägten, seidigen Tanninstruktur. Der Abgang ist ausgesprochen lang anhaltend und wohl balanciert.
Was Kritiker zu dem Wein sagen
95+ Punkte von Robert Parker
„Der Lynch-Bages 2020 ist der erste Jahrgang, mit dem die neue, hochmoderne Kellerei des Weinguts eingeweiht wurde. Er zeigt Aromen von Cassis und Brombeeren, umrahmt durch Noten von Bleistiftspänen, Gewürzen und edler neuer Eichen. Am Gaumen mittel- bis vollmundig, tief und vielschichtig. Mit guter Konzentration und reifen, pudrigen Tanninen zeigt dieser noch junge Lynch-Bages bereits ein nahtloses und gut integriertes Profil. Die Assemblage aus 60 % Cabernet Sauvignon, 31 % Merlot, 4 % Cabernet Franc und 5 % Petit Verdot enthält mehr Merlot als üblich, was jedoch eher den Erträgen des Jahrgangs, als einer gewollten stilistischen Veränderung geschuldet ist. Trinkreife: 2030 bis 2065“.
Jahrgang | 2020 |
Farbe | rot |
Herkunftsland | Frankreich |
Herkunftsregion | Bordeaux |
Rebsorte | Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot |
Geschmack | trocken |
Alkoholgehalt | 13.0% vol |
Qualitätsstufe | A.O.P. |
Weinstil | charakterstark & kräftig |
Trinktemperatur | 16-18 °C |
Trinkreife | jetzt und weitere 10-20 Jahre |
Schmeckt zu | Hartkäse, Pasta, Rind |
Schmeckt nach | beerig, würzig |
Passt zu | Ein Abend unter Freunden, Für besondere Momente |
Auszeichnung | prämiert |
Ausbau | Barrique |
Verschluss | Korken |
Weinfreunde Selektion | Ja |
Subregion | Pauillac |
Hersteller/Abfüller | Lynch-Bages, 33250 Pauillac, Frankreich |
Artikelnummer | 2000015449 |
Irische Zugvögel im Médoc
Auf über 100 Hektar wächst das rote Gold dieses Cinquième Grand Cru Classé, das im Weinkeller seine Läuterung erfährt. Was dann ins Glas fließt, ist pure Lebenskunst, so zumindest das Credo der Familie Cazes, die das Weingut seit 1939 führt.
Seine beeindruckende Geschichte beginnt jedoch mit einem Ausländer: dem Iren John Lynch. 1691 kam er als Soldatensöldner in das Médoc. Die sogenannten „Wild Geese“ – Wildgänse – unterstützten im 17. Jahrhundert viele europäische Armeen. Nach der Niederlage von Aughrim im Jahr 1691 und dem Ende der Kriege von Wilhelm III. von England, entließ man die irischen Söldner im Vertrag von Limerick. Lynch zog es nach Bordeaux, wo er im Handel arbeitete. Es ist der Heirat seines Sohnes Thomas-Michel Lynch mit Elisabeth Drouillard, Tochter des Juristen und Weinhändlers Pierre Drouillard, zu verdanken, dass der Familienname Weingeschichte schrieb. Thomas‘ Ehefrau Elisabeth erbte die Domaine in Pauillac, deren Namen vom alten Weiler Bages herrührt. 1779 übernahm dessen Sohn Michel die Leitung des Châteaus, nachdem ihm sein Bruder – der seine politische Karriere verfolgte – den Vortritt ließ. Bis 1824 konzentrierte man sich auf die Qualitätssteigerung des Weines. Dann übernahm die Familie Jurine, gefolgt 1865 von den Weinhändlern Maurice und Henri Cayrou, deren Nachfahren das Gut bis 1939 verwalteten.
Der Stil von Lynch-Bages änderte sich mit der Übernahme durch Jean-Charles Cazes in den 1930er-Jahren. Reichhaltig, verführerisch und sofort zugänglich, konnte das Château Lynch-Bages nunmehr in großer Würde altern. Sein Einzug in die Weinelite des Médoc ist jedoch erst seinem Sohn und heutigen Besitzer Lynch-Bages, Jean-Michel Cazes zu verdanken. Mittlerweile wird er von Weinkritikern gar als 2ème Cru gehandelt. Als „Ingénieur de l'École des mines“, mit einem Master in Sedimentologie, weiß er das Terroir des Médocs perfekt einzuschätzen, um seine besten Eigenschaften in perfekter Symbiose mit dem Weinberg hervorzuholen.
Dieser fußt auf Kies-Anschwemmungen der Günz-Eiszeit und setzt sich aus 35 bis 70 Jahre alten Rebstöcken von 73 Prozent Cabernet Sauvignon, 15 Prozent Merlot und 10 Prozent Cabernet Franc sowie 2 Prozent des würzigen Petit Verdot zusammen. Im Jahr 2006 wurde durch den Einsatz von Satellitentechnologie eine Parzelleneinteilung durchgeführt, die es nunmehr ermöglicht, den Wein parzellenweise zu vinifizieren und so die Besonderheit des Terroirs zur Geltung zu bringen.
Mit der Ernennung Daniel Llose zum Haus-Önologen, zog die neue Technik auch in die Weinkeller ein. Edelstahlgärtanks steigern die Präzision im Ausbau und sichern Lynch-Bages so einen der ersten Plätze in seiner Appellation. Sein Weißwein aus Sémillon, Muscadelle und Sauvignon Blanc macht ebenso von sich reden wie der Zweitwein „Echo de Lynch-Bages“, der an die griechische Göttin erinnert, die für ihre Komplizenschaft mit Zeus bei dessen Ehebruch, von der betrogenen Hera ihrer Stimme beraubt wurde. Doch wer benötigt bei diesem Wein noch viele Worte?
Durchschnittliche Nährwerte je 100 ml
Allergenkennzeichnung | enthält SULFITE |
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