Ardbeg Distillery
Ardbeg: von einer kleinen Anhöhe auf den Whisky-Olymp
Wie viele Whisky-Brennereien auf Islay hat auch Ardbeg eine Vorgeschichte als Schwarzbrennerei. Angeblich geht die Familie McDougall bereits 1794 dem lukrativen Nebenerwerb nach. Nach der Zerstörung der Brennerei durch Zollbeamte macht sich die Familie 1798 unverdrossen an den Neuaufbau der Distillery. Erst 1815 rückt die Brennerei in die Legalität, dafür aber die Zollbeamten nicht mehr in zerstörerischer Absicht an.
Der Name der Whisky Distillery bei Port Ellen leitet sich vom alt-schottischen „ard bheag“ ab, was übersetzt „kleine Anhöhe“ bedeutet. Überhaupt ist Ardbeg stolz auf das keltische Erbe von Islay. Das zeigt sich an den Namen bekannter Abfüllungen des Whisky-Brenners wie dem Uigeadail, dem Corryvreckan und dem An Oa. Aber auch das Flaschendesign nimmt Anleihen am Book of Kells und dem Kildalton Cross auf Islay.
Der Stil von Ardbeg gilt als sehr torfig und rauchig, die maritimen Einschläge stehen in der zweiten Reihe – anders als bei Islay Single Malts aus der Nachbarschaft. Stärker getorftes Malz spielt dabei eine Rolle, aber auch das Wasser, das Ardbeg vorwiegend aus dem Loch Uigeadail bezieht. Whisky von Ardbeg ist zumeist eine kostbare, limitierte Angelegenheit. Das gilt nicht nur für die legendären Sonderabfüllungen, selbst der Ardbeg 10 Years, das Flaggschiff des Hauses kann in Hinblick auf Menge mit anderen Größen der Branche nicht mithalten.
Als die Distillery 2021 die neue Brennerei eröffnet, verdoppelt sich die Kapazität von Ardbeg. Bis sich die Folgen auch positiv im Tumbler auswirken, dauert es aber noch ein wenig. Interessantes Detail am Rande: Für die Brennblasen in der neuen Betriebsstätte wurden die alten Kupferbrennblasen eins zu eins geklont – bis auf jede einzelne Niete und Schraube genau.
Die Whiskys von Ardbeg reifen in den klassischen Lagerhäusern der Insel – besonders fotografisch prominent ist das Warehouse Nr. 2. Ihre Zeit verbringen die Whiskys hauptsächlich in gebrauchten Bourbon-Fässern, zumeist in Zweit- oder Drittbelegung. Daneben verwendet Ardbeg auch Sherryfässer (Oloroso) und Madeirafässer sowie gebrauchte Weinfässer. Dennoch gilt dem Fassmanagement nicht das erste Augenmerk. Das bleibt der ebenso herben wie eindrucksvoll vielschichtigen Stilistik der Ardbeg-Whisky vorbehalten.