Weinland Spanien: groß, vielfältig & überraschend
Am 27. Juni 2025 · von WeinfreundeViva España, ein Hoch auf Rotweine, die zu den besten der Welt zählen, und auf Weißweine, die man so dem heißen Spanien gar nicht zutraut. Ein Länderporträt mit den üblichen Verdächtigen und überraschenden Entdeckungen.
Vielen Weinfreunden ist nicht bewusst, welch großes Weinland Spanien ist. Zuerst einmal, was die schiere Rebfläche betrifft, denn seit Jahren führt Spanien die weltweite Statistik an. Für das Jahr 2023 weist die Bilanz mit rund 945.000 Hektar ungefähr neunmal so viel Rebfläche aus wie für das Weinland Deutschland. Nun gut, allein die Menge sagt noch nichts über die Qualität der Weine- und der Schaumweine aus, doch es ist ein Hinweis auf die Vielfalt der Anbaugebiete, die sich über das ganze Land erstrecken.
Kontinental und maritim: Spaniens Klimazonen
Die iberische Halbinsel ist komplett von Mittelmeer und Atlantik umgeben, was entscheidenden Einfluss auf den Weinbau hat. Die Nähe zum Meer sorgt nicht nur für Abkühlung in heißen Sommern – vor allem während der Nacht – sondern steuert auch die Wolken für die meist nicht üppigen Niederschläge bei. Gegen zu hohe Temperaturen hilft auch die Höhe, immerhin ist Spanien nach der Schweiz das Land mit der zweithöchsten Durchschnittshöhe in Europa: 660 Meter über dem Meer. Zudem durchziehen viele Gebirgszüge das Land, was es den Rebflächen erlaubt, noch höher zu steigen. Zum Beispiel in der Rioja Alavesa, wo die Trauben mittlerweile auch in 1000 Metern perfekt ausreifen – Klimawandel sei Dank. Die Weine im Landesinneren finden sich daher zumeist an den Ufern der großen Flüsse, in den Hanglagen der Gebirge oder auch beides.
Einheimisch und international: Spaniens Rebsorten
Ein weiterer Grund für die große Vielfalt der spanischen Weine ist die Bandbreite an roten und weißen Rebsorten, die hier ihr Zuhause haben. Denn einheimische, traditionelle Rebsorten wie Tempranillo oder Mencía, Verdejo oder Albariño treffen in vielen Anbaugebieten auf internationale Verwandte wie Cabernet Sauvignon und Petit Verdot, Sauvignon Blanc und Chardonnay. Doch aufgepasst, man darf sich von den Namen nicht verwirren lassen. So hört der von der Rhône bekannte Grenache in Spanien auf den Namen Garnacha, Mourvèdre heißt hier Monastrell und Carignan entweder Cariñena oder Mazuelo. Wichtig noch zu erwähnen, dass die drei genannten Rhône-Reben eigentlich gebürtige Spanier sind.
Edelrebe und Aufsteiger: rote Rebsorten aus Spanien
Spanien ist Tempranillo-Land, die Rebsorte steht fast gleichbedeutend für bekannte Anbaugebiete wie die Rioja, Ribera del Duero oder Toro. Rund 80 Synonyme für die Rebsorte sind überliefert. Intensive Fruchtaromen, meist von Kirsche geprägt, aber auch eine dunkle Farbe und die nötige Portion Tannine zeichnen den Tempranillo aus. Je nach Erntezeitpunkt, Vinifizierung und Reife eignet sich die Traube für Rosé, für jung zu trinkende, fruchtbetonte Weine und für Topweine mit langer Lebensdauer, großer Vielschichtigkeit und viel Körper. Dabei wird oft, vergessen, dass der Tempranillo auch gern mit Garnacha, Mazuelo/Cariñena, Graciano und Monastrell in traditionellen Cuvées zusammenfindet. Cabernet Sauvignon, Merlot, Petit Verdot und Syrah sind an internationalen Sorten zu nennen. Für Weinentdecker ist der aus dem Nordwesten stammende Mencía ein Tipp, und im Hinblick auf Rosé ist unbedingt noch die Rebsorte Bobal zu nennen.

Keine andere Rebsorte steht so sehr für spanischen Rotwein wie der Tempranillo.
Unbekannter Riese und viele Überraschungen: Spaniens weiße Rebsorten
Die meistangebaute weiße Rebsorte Spaniens ist der hierzulande kaum bekannte Airén. Erst in den vergangenen 20 Jahren hat man die Rebe für unkomplizierte, trocken ausgebaute Weißweine entdeckt. Der Großteil der Weine wandert jedoch bis heute in die berühmten Brandys des Landes. Der Senkrechtstarter unter den Blancos ist zweifellos der Verdejo, der in Aromatik und Säureausstattung an einen Sauvignon Blanc erinnert. Die besten Verdejo-Weine kommen aus dem Anbaugebiet Rueda. Aus Galizien im Nordwesten kommt der Albariño, der einerseits sehr filigrane, frische Weine entstehen lässt, die tatsächlich an Riesling erinnern. So erklärt sich auch sein Name, denn die von Mönchen eingeführte Rebe wurde schnell als „kleiner Weißer vom Rhein“ bezeichnet. Albariño kann aber auch volle, fruchtbetonte Weine ins Glas bringen. Zu nennen sind noch die Rebsorten Macabeo, in der Rioja Viura genannt, sowie die für die Cava-Erzeugung verwendeten Parellada und Xarel-lo. An internationalen Rebsorten gesellen sich primär Chardonnay und Sauvignon Blanc dazu.
Anbaugebiete und Klassifikation: kleines Spanien-ABC
Eigentlich ist es wie in Frankreich, Italien und Portugal. An der Spitze der Qualitätspyramide steht die Denominación de Origen, kurz DO genannt. Die Bezeichnungen DOC (Denominación de Origen Controlada) und DOP (Denominación de Origen Protegida) sind gleichbedeutend. Anders verhält es sich mit dem Kürzel DOCa, die mit Rioja und Priorat einzig zwei Anbaugebiete führen dürfen: Sie sind die Besten der Besten. Herausgehoben sind auch die Vinos de Pago. Nur insgesamt 23 exklusive Bereiche, die aufgrund des Terroirs einzigartig sind, dürfen diesen Titel tragen. Die Basis bilden die Landweine, früher Vino de Mesa, genannt, heute erkennt man sie an der Bezeichnung IGP für Indicación Geográfica Protegida auf dem Etikett und den Tischwein als Vino de la Tierra.
Gereifte Spanier: Reserva, Crianza & Co.
Mit der Reife ihrer Weine nehmen es die Spanier sehr ernst. Wer kennt sie nicht, die Begriffe wie Reserva und Crianza, die als Qualitätsaussagen zu verstehen. Simpel gesprochen gilt dabei: je älter, desto besser. Deshalb markieren die Jungen (Joven) den Einstieg in die Reifeangaben. Und Reife meint dabei ausschließlich die Zeit, die der Wein in Holzfässern und auf der Flasche verbringt. Der Joven wird im Jahr nach der Lese verkauft und hat – wenn überhaupt – sechs Monate im Fass gereift. Beim Crianza sind dagegen mindestens sechs Monate im Fass Pflicht von insgesamt 24 Monaten Reifezeit. Mit 36 Monaten für einen Reserva, davon mindestens ein Jahr im Fass sowie dem Gran Reserva mit mindestens 18 Monaten von insgesamt 60 Monaten im Holzfass kann es aber auch noch länger dauern, bis der Wein in den Verkauf kommt. Galt früher ein markanter Fasston in den Weinen als ideal, haben viele Winzer die Holzreife mittlerweile zurückgefahren, um mehr Eleganz und Lebendigkeit zu erreichen.
Top Ten: Spaniens bekannteste Anbaugebiete
Eine Auswahl der renommiertesten Anbaugebiete muss reichen, immerhin zählt Spanien über 70 als DO klassifizierte Anbaugebiete. Unverzichtbar in einer Bestenliste sind zweifelsohne die beiden DOCa Rioja und Priorat, aber nahezu in einem Atemzug sind Ribera del Duero, Rueda und Toro am Duero und Montsant in Katalonien, die DO in der Levante wie Jumilla und Yecla sowie Rías Baixas und Bierzo im Nordwesten zu nennen. Aber selbst diese Verknappung lässt namhafte Regionen wie Navarra, Somontano oder Calatayud aus.

Das Anbaugebiet Rioja die international bekannteste Herkunft für spanische Spitzenweine.
Cava & mehr: spanische Spezialitäten
Cava wird in mehreren Anbaugebieten Spaniens als DO Cava erzeugt, aber ohne Zweifel ist es der Cava aus Katalonien, der die spanischen Schaumweine zu Weltruhm geführt hat. Die Flaschengärung nach Méthode traditionell ist Pflicht und so stehen die besten Cava ihren Verwandten aus der Champagne in nichts nach. Eine spanische Spezialität ist der Sherry, ein mit Branntwein verstärkter Weißwein von der andalusischen Atlantikküste rund um die Stadt Jerez. Auch der spanische Branntwein, der Brandy, zählt letztlich zum Weinland Spanien.