Heißes Rezept: Glühwein selber machen
Am 16. Dezember 2019 · von Theresa WeberÜberhaupt keine Frage: Beim Besuch eines Weihnachtsmarktes ist der Genuss einer Tasse heißen Glühweins obligatorisch. Doch auch zuhause kann man Glühwein selber machen – vor allem wenn man weiß, wie es geht. Mit dem richtigen Rezept kommt man nicht nur seinem persönlichen Geschmack auf die Spur, es entsteht auch garantiert ein besserer Glühwein als auf dem Weihnachtsmarkt.
Wie auch beim Kochen mit Wein gilt die Devise: Für einen guten Glühwein sollte auch guter Wein zum Einsatz kommen. Natürlich kein Grand Cru Classé aus dem Bordeaux, aber zumindest ein Wein, der sich als ordentlicher Alltagswein bezeichnen lässt. Dabei stehen Rotweine auf der Beliebtheitsskala ganz weit oben, doch auch mit Weißwein lässt sich ein leckerer Glühwein zubereiten.
Glühwein: welcher Wein soll rein?
Wenn man zunächst bei einem klassischen Glühwein auf Rotwein-Basis bleibt, sollte dieser entweder trocken oder halbtrocken ausfallen. Die gewünschte Süße wird ja ohnehin später durch die Zugabe von Zucker bestimmt. In Sachen Aromatik ist zudem zu bedenken, dass der „Grundwein“ möglichst nicht im Holzfass ausgebaut wurde. Die aus der Reife im Barrique resultierenden Aromen verändern den klassischen Charakter eines Glühweins zu sehr. Den spanischen Gran Reserva also bitte separat trinken. Kraftvoll sollte der Wein dennoch sein, um sich gegenüber der Gewürzzugabe behaupten zu können.
Grundsätzlich kommt eine ganze Reihe von Weinen in Frage. Ich persönlich finde es aber gut, für die deutsche Glühweintradition auch einen deutschen Wein zu verwenden. Für besonders gut geeignet halte ich die Rebsorte Spätburgunder, aber auch ein Dornfelder ist eine gute Basis. Bei den immer beliebter werdenden, weißen Vertretern von Glühwein setze ich auf einen Grauburgunder oder auch auf einen Silvaner.
Diese Gewürze eignen sich zum Glühwein selber machen
Neben dem Erhitzen im Topf macht erst die Zugabe von Gewürzen einen Wein zu einem Glühwein. Und wenn man das Thema „Glühwein selbst machen“ wirklich ernst nimmt, sollte man auf die fertigen Gewürzmischungen aus dem Supermarktregal verzichten und die Zutaten besser einzeln kaufen.
Ein ganz klassisches Aromaprofil erreicht man durch den Einsatz von Nelke, Sternanis, Kardamom und Zimtstangen. Aber auch Ingwer und Fenchelsamen bringen interessante Noten in einen Glühwein. Und wer es etwas fruchtiger mag, kann mit Zitronen- und/oder Orangenschalen experimentieren. Um sich dem persönlich favorisierten Mischungsverhältnis anzunähern, sollte man unbedingt nach dem Prinzip „Probieren geht über Studieren“ vorgehen. Will meinen: Die Mengenverhältnisse der Gewürze sollte man immer mal wieder variieren, um letztlich den perfekten, persönlichen Glühwein-Genuss zu finden. Zum Ziehen Lassen der Gewürze im Wein eignet sich im Übrigen ein Teesieb oder Tee-Ei ganz hervorragend.
Wie viel Zucker gehört in einen Glühwein?
Wie bereits geschrieben, muss man mit dem Zusatz von Zucker vorsichtig umgehen. Um so mehr, wenn der Wein bereits eine gewisse Restsüße aufweist. Zudem sollte man wissen, dass der Zuckereindruck bei einem Heißgetränk stärker in den Vordergrund tritt. Auch hier gilt also die Devise, sich langsam an das süße Ideal heranzutasten.
Ich verwende eigentlich immer normalen Haushaltszucker, da dieser aromatisch keinen zusätzlichen Einfluss nimmt. Mit Agavendicksaft funktioniert dies allerdings auch. Und wer mit der Süße doch eine zusätzliche Note einbringen möchte, kann versuchen, mit dunkleren Zuckersorten oder auch mit Honig zum gewünschten, leckeren Glühwein zu kommen.
Wie bereite ich Glühwein zu?
Wie man die Gewürze im Wein ziehen lassen kann, hatte ich bereits beschrieben. Allerdings noch nicht wie lange. Meine besten Ergebnisse habe ich immer dann erzielt, wenn die Gewürze rund eine Stunde im erhitzten Wein gezogen haben. Fange also früh genug mit der Zubereitung an, um ein wirklich aromatisches Ergebnis erzielen zu können. Nimm dann das Teesieb oder Teeei mit den Gewürzen auch wieder aus dem Topf, damit das würzige Aroma nicht zu dominant ausfällt.
Kommen wir zum Schluss auf das Erhitzen des Weines. Hierbei sollte man einige Dinge unbedingt beherzigen: Verwende einen Topf, der groß genug ist. Nicht zuletzt, um den fertigen Glühwein später „unfallfrei“ ausschenken zu können. Bitte verwende nur Töpfe aus Edelstahl, da Kupfer oder auch Aluminium den Glühwein durch chemische Prozesse ungenießbar machen würden. Zudem sollte der Wein langsam, also schonend erhitzt werden. Und am wichtigsten: Lass den Wein auf keinen Fall aufkochen. Das würde den Wein geschmacklich stark negativ beeinträchtigen. Etwa 80 Grad Celsius stellt eine ideale Temperatur dar. Diese lässt sich beispielsweise mit einem herkömmlichen Fleischthermometer überprüfen. Zum Warmhalten einfach den Deckel auf den Topf setzen und den Herd auf die niedrigste Stufe oder – wenn vorhanden – auf die Warmhaltestufe stellen.
Starke Sache: Glühwein mit Schuss
Ich denke, fast jeder Weinfreund weiß aus eigener Erfahrung, dass der Alkohol im Glühwein durch die wohltuende Wärme, die weihnachtlichen Aromen und die leckere Süße zu schnell in den Hintergrund geraten kann. Es gilt also mit Bedacht zu genießen. Dann lässt sich ein Glühwein sogar noch etwas hochprozentiger gestalten. Für mich sollte die dafür verwendete Spirituose aber unbedingt auch Eigenaroma mitbringen. Klare Schnäpse wie Wodka oder Korn finde ich unpassend, da sie nur ein Mehr an Alkohol einbringen. Besser passen ein hochwertiger brauner Rum oder ein Amaretto mit seiner besonderen Marzipan-Aromatik. Aber Achtung, auch diese Spirituosen bringen nochmals zusätzliche Süße ins Spiel.
Für Kinder geeignet: alkoholfreier Glühwein
Für Kinder, Abstinenzler oder Autofahrer kann man einen alkoholfreien Fruchtpunsch mit den gleichen Gewürzen zubereiten wie den echten Glühwein. Also Weinersatz eignen sich rote, klare Fruchtsäfte. Zum Beispiel eine Mischung aus gleichen Teilen rotem Johannisbeersaft, Sauerkirschsaft, rotem Traubensaft und Apfelsaft. Wer es ein bisschen spritziger mag, sollte noch ein wenig Zitronen- oder Limettensaft hinzufügen. Auch bei einem alkoholfreien Glühwein gilt für das Mischungsverhältnis und die passenden Gewürze, dass durch ein wenig Herumprobieren schnell das persönlich favorisierte Rezept gefunden wird.
In diesem Sinne viel Vergnügen beim ersten Becher des selbst gemachten Glühweins.