Bukettsorten: Aromen im Überfluss

Am 22. Mai 2020 · von Daniel Münster

Unter dem sperrigen Namen „Bukettsorten“ verbirgt sich eine Gruppe von weißen Rebsorten, die sich durch ihren hohen Grad an Aromen von anderen Rebsorten absetzen. Unser Kollege Daniel Münster hat sich mit dieser besonderen Gruppe im Folgenden beschäftigt. Seine erste Diensthandlung war es, eine gefälligere Bezeichnung für diese Rebsorten-Familie zu wählen.

Klassischerweise gehören Scheurebe, Gewürztraminer, Muskateller und Müller-Thurgau (Rivaner) zu dem wohl duftenden Kreis der Bukettsorten. Manche Quellen sprechen auch von „Aroma-Rebsorten“ – ein für mich deutlich gefälligerer Begriff. Auch Sauvignon Blanc, Riesling und Silvaner liest man in diesem Zusammenhang nicht selten, doch konzentriere ich mich in diesem Artikel auf die vier anfangs genannten Rebsorten.

Was unterscheidet Aroma-Rebsorten von normalen Rebsorten?

Dazu muss zunächst gesagt werden, dass Aroma-Rebsorten oder eben Bukettsorten nicht auf wissenschaftlicher oder gar rechtlicher Grundlage definiert wurden. Vielmehr ist es eine eher zufällig entstandene Kategorisierung für Rebsorten, die sich durch ein besonders intensives Frucht-, Blumen- oder Würzaroma auszeichnen. Also echte Riechweine!

Für die große Geruchintensität sorgen vor allem sogenannte Primäraromen – also Aromen, die durch die Beeren und deren alkoholischem Gärprozess entstehen und nicht etwa durch Reife in Holzfässern (Sekundäraromen) oder Töne nach längerer Reifezeit (Tertiäraromen).

Bukettrebsorte

Bukettsorten zeichnen sich durch die große Aromenvielfalt aus.

Auf chemischer Ebene betrachtet sind diese Aromen vor allem organische Kohlenwasserstoffverbindungen, die nichts anderes als farblose Aromastoffe sind. Bei Trauben sind dies vor allem Terpene, Thiolen und Pyrazinen. Aber diese trockene Materie führt an dieser Stelle zu weit und wir widmen uns besser der praktischen Veranschaulichung der einzelnen Rebsorten.

Scheurebe

Georg Scheu kreuzte 1916 die beiden Rebsorten Riesling und Buketttraube: die aromatische Scheurebe war geboren. Mit 1.400 Hektar Rebfläche in Deutschland ist sie mit die wichtigste Aroma-Rebsorte des Landes. Über die Hälfte der Reben gedeihen in Rheinhessen.

Weine aus Scheurebe überraschen nicht selten mit einem intensiven Duft, der an schwarze Johannisbeeren erinnert. Ungewöhnlich bei einer weißen Rebsorte. Aber auch exotische Früchte wie Mango und Passionsfrucht lassen sich entdecken.

Scheurebe bei Weinfreunde

Gewürztraminer

Bereits im 16. Jahrhundert wurde Gewürztraminer in Deutschland angebaut und heute kennt man die Rebsorte vor allem auch aus dem Elsass.

Die Rebfläche ist hierzulande in den letzten 10 Jahren stark gestiegen und liegt derzeit bei knapp 1.000 Hektar – besonders beliebt ist diese Aroma-Rebsorte bei Winzern in der Pfalz.

Gewürztraminer besitzt einen unverkennbaren Duft, der an Litschis, Rosen, Veilchen, Grapefruit und Ingwer erinnert. Eine Rebsorte, die sich durch ihren eigenen Charakter selbst in Blindverkostungen gut identifizieren lässt.

Gewürztraminer bei Weinfreunde

Muskateller

Der Muskateller ist eine der ältesten Weißwein-Rebsorten, die wir kennen. Genau genommen handelt es sich um eine Sortenfamilie zu der weltweit etwa 200 Spielarten gehören. In Deutschland bezeichnet man mit Muskateller in aller Regel die Aroma-Rebsorte Gelber Muskateller. Sie wird auf etwas über 300 Hektar vor allem in den süddeutschen Anbaugebieten kultiviert.

Wie der Name schon vermuten lässt, ist das Aroma von einer feinen Muskat-Note geprägt. Dazu kommen blumige Aromen und auch nicht selten der Duft von exotischen Früchten.

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Müller-Thurgau (Rivaner)

Mit über 10.000 Hektar Rebfläche ist Müller-Thurgau in Deutschland – nach Riesling – die meist angebaute Rebsorte überhaupt. Allerdings sind die Zahlen rückläufig. Zu lange stand Müller-Thurgau für restsüße und ausdruckslose Zechweine aus hohen Erträgen.

Vor allem unter der alternativen Bezeichnung Rivaner begeistert diese Aroma-Rebsorte aber aktuell mit äußerst fruchtintensiven Weinen, die mit moderater Säure daherkommen und nicht selten trocken sind. Der Duft eines Müller-Thurgaus erinnert in vielen Fällen an reife Pfirsiche, Rosen, Zitrusfrüchte und etwas Muskat.

Die Bezeichnung Rivaner gründet übrigens auf dem Irrtum, dass die Rebsorte eine Kreuzung aus Riesling und Silvaner ist. In Wahrheit hat sie Hermann Müller-Thurgau 1882 aus Riesling und Madeleine Royal gezüchtet.

Rivaner bei Weinfreunde

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