Was ist eine autochthone Rebsorte?

Am 7. April 2023 · von Weinfreunde

Als autochthon bezeichnet man eine Rebsorte, die in einer bestimmten Region alteingesessen ist und die es praktisch nur dort gibt. Dadurch handelt es sich immer um Rebsorten, die namentlich weniger bekannt sind und weltweit auf vergleichsweise wenig Rebfläche angebaut wird. Autochthone Rebsorten repräsentieren ihre Heimat dadurch sehr ursprünglich.

Frank W. aus Bad-Kreuznach stört sich schon seit Längerem an dem sperrigen Begriff autochthon. „Lässt sich das nicht einfacher ausdrücken?“, lautete seine Frage an das Frag-die-Weinfreunde-Team. Den Versuch wagen wir im Folgenden sehr gerne.

Was bedeutet autochthon?

Zunächst sollte man die kompliziert anmutende Bezeichnung aufschlüsseln, denn sie gibt viel über ihre Bedeutung preis. „Autós“ bedeutet „selbst“ und „Chthón“ steht für „Erde“. Eine autochthone Rebsorte hat sich also an einem Fleckchen Erde ganz eigenständig entwickelt. So könnte man auch Adjektive wie alteingesessen oder bodenständig verwenden.

Dabei bedeutet autochthon nicht nur, dass die Rebsorte örtlich begrenzt vorkommt – was der Begriff „endemisch“ meinen würde. Eine autochthone Rebsorte muss an dem jeweiligen Ort auch entstanden sein. Will meinen: Rebsorten, die in einer bestimmten Gegend besonders häufig vorkommen, sind dadurch noch lange nicht autochthon.

Was versteht man unter autochthonen Rebsorten?

Eine autochthone Rebsorte wird also zum allergrößten Teil in der Region angebaut, aus der sie stammt. Einige Quellen sprechen auch davon, dass eine Rebsorte als autochthon gilt, wenn sie in einem bestimmten Gebiet schon über 200 Jahre zuhause ist und dort auch kulturelle Bedeutung besitzt.

Dies bedeutet gleichzeitig, dass eine Rebsorte nicht immer in ihrer Herkunft autochthon bleibt. Beispielsweise Garnacha, Merlot, Pinot Noir oder auch Riesling besitzen zwar einen klar definierbaren Ursprung, doch ist ihre weltweite Verbreitung mittlerweile so groß, dass sie nirgendwo als autochthon zu bezeichnen sind.

Mit anderen Worten: Eine Rebsorte ist dann als autochthon zu bezeichnen, wenn sie nach wie vor in ihrem Ursprungsgebiet eine wichtige Bedeutung besitzt – sowohl kulturell als auch in Bezug auf die Erzeugung von regionaltypischen Weinen.

Welche autochthonen Rebsorten gibt es?

Das Weinland Portugal ist einer der Spitzenreiter in Hinblick auf autochthone Rebsorten. Zum einen, weil hier noch rund 250 alteingesessene Rebsorten existieren, zum anderen, da sie in dem Land deutlich häufiger zum Einsatz kommen, als internationale Rebsorten.

Weinberge Portugal

Portugal ist das Land der autochthonen Rebsorten mit über 250 Stück

Die wohl bekannteste autochthone Rebsorte in Portugal ist Touriga Nacional, die mehr und mehr international angebaut wird und dadurch womöglich ihren Status als autochthon auf lange Sicht verlieren wird. Weitere einheimische Rebsorten sind beispielsweise Touriga Franca, Trincadeira, Arinto, Baga und Alfrocheiro.

In Italien geht es ähnlich vielfältig zu. Autochthone Rebsorten hier sind etwa Aglianico, Aleatico, Falanghina, Garganega, Teroldego und Marzemino.

Auch in Deutschland existieren autochthone Rebsorten. Beispiele sind Elbling, Tauberschwarz und streng genommen auch Silvaner.

Als autochthone Rebsorte in Südtirol ist zweifelsfrei Lagrein zu nennen. Aber auch Vernatsch gehört dazu, auch wenn die Rebsorte in Deutschland als Trollinger ebenfalls bekannt ist.

In Österreich ist die Veltliner-Familie als autochthon zu bezeichnen. Da der Grüne Veltliner auch außerhalb Österreichs immer beliebter wird, sind es vorrangig Rebsorten wie der Rote und Frührote Veltliner sowie der Neuburger.

Heida ist eine weiße, autochthone Rebsorte der Schweiz. Rote Sorten sind Cornalin und Humagne Rouge. Chasselas wird häufig in der Schweiz auch als autochthon bezeichnet, die Verbreitung unter dem Synonym Gutedel stellt dies allerdings in Abrede.

Französische Rebsorten haben vielmals eine internationale Karriere hingelegt, sodass Merlot, Cabernet Sauvignon und Co. schwerlich als autochthon zu bezeichnen sind. Doch im Burgund etwa findet sich mit Aligoté eine weiße Rebsorte, die heute noch als autochthon gilt.

Weitere Infos zum Thema autochthone Rebsorten im Weinfreunde-Podcast Bei Anruf Wein

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