Baden: sonnenverwöhnter Wein aus dem Südwesten von Deutschland
Am 24. Juni 2022 · von WeinfreundeGern wird das Anbaugebiet Baden als die südlichste Weinregion Deutschlands bezeichnet. Das stimmt natürlich und passt zu dem eingängigen Werbeslogan, demnach Baden von der Sonne verwöhnt sei. Dies hat sogar den Umstand zur Folge, dass Baden als einziges deutsches Anbaugebiet nach EU-Recht in die sogenannte Weinbauzone B fällt, in der man höhere Oechsle-Grade für bestimmte Qualitätsstufen nachweisen muss, als in der Weinbauzone A – zu der alle anderen deutschen Weinregionen gerechnet werden. Doch die badischen Winzerinnen, Winzer und Winzergenossenschaften kann das nicht schrecken.
Neun Weinbereiche mit großen Unterschieden
Das Anbaugebiet Baden, immerhin das drittgrößte in Deutschland, ist in neun Weinbereiche unterteilt, die sich über rund 400 Kilometern von Nord nach Süd aneinanderreihen. Zum Merken: Dabei liegen fast alle Weinbereiche quasi neben dem Oberlauf des Rheins. Da liegt es nahe, dass sich die einzelnen Weinbereiche stark voneinander unterscheiden. Nicht nur hinsichtlich des klimatischen Nord-Süd-Gefälles, sondern weil auch die Böden ganz unterschiedlich ausfallen. Vom Kalkstein geprägten Tauberfranken bis zu den Böden vulkanischen Ursprungs am Kaiserstuhl reicht das Spektrum. Auch was die Rebsorten betrifft, hat jeder Weinbereich so seine Eigenheiten.
Von Nord nach Süd sortiert lauten die neun Weinbereiche
- Tauberfranken
Kühl für badische Verhältnisse, ist Tauberfranken immer noch eine der sonnenreichsten Regionen in Deutschland. Kalkstein prägt hier die Böden. Die wichtigsten Rebsorten sind der Schwarzriesling und der Müller-Thurgau/Rivaner. - Badische Bergstraße
Der Odenwald bewahrt die Rebflächen der Badischen Bergstraße vor kalten Ostwinden. Zudem zählt der Weinbaubereich etwa 1.600 Sonnenstunden jährlich. Die Böden kennen Löss, Lösslehm sowie Verwitterungsgestein aus Porphyr, Granit, Gneis, auf denen primär Riesling und Spätburgunder stehen. - Kraichgau
Die Hügellandschaft zwischen Bruchsal und Wiesloch weist Böden aus Keuper, Muschelkalk und Buntsandstein auf. Der heimliche Held der Region ist die weiße Burgundersorte Auxerrois, die mit expressiver Aromatik, etwas Schmelz sowie spürbarer Mineralität ins Glas kommt. - Ortenau
Der Rhein auf der einen Seite und der Schwarzwald auf der anderen Seite fassen den Weinbereich Ortenau ein, der als südlichste Riesling-Region Deutschlands gilt. Riesling heißt hier übrigens Klingelberger und gibt neben den Burgundersorten den Ton an. - Breisgau
Der Weinbereich Breisgau steht für Spätburgunder sowie Müller-Thurgau, Grauburgunder und Weißburgunder. Die Rebflächen reichen bis zu 500 Meter hoch hinaus und stehen auf Böden mit Muschelkalk, Buntsandstein und Mergel. - Kaiserstuhl
Der fruchtbare Boden aus Löss und Verwitterungsgestein vulkanischen Ursprungs ist die DNA der Region. Der Kaiserstuhl wird geliebt als Heimat herausragender Grau- und Spätburgunder, die gleichermaßen mit Opulenz und Eleganz auffahren. - Tuniberg
Klein, aber fein, der Tuniberg bei Freiburg liegt südwestlich vom Kaiserstuhl und gilt als Geheimtipp für Spätburgunder. Wenn man die Weine überhaupt ins Glas bekommt, denn das nahe Freiburg liebt seinen Tuniberg. - Markgräflerland
Wer Markgräflerland sagt, muss auch Gutedel sagen. Das feuchtwarme Klima und die Böden aus tonigen Lehm- und schweren Mergelböden bieten ideale Bedingungen für die unterschätzte Rebe, die in der Schweiz und in Frankreich Chasselas genannt wird. - Bodensee
Seit dem 9. Jahrhundert steht der Spätburgunder in den Weinbergen. Auf den Böden aus Schwemmsand und in dem vom großen See moderierten Klima fühlt sich Rebe ausgesprochen wohl – wie der Müller-Thurgau auch.
Baden ist Burgunderland
Rund 60 Prozent der erzeugten Weine aus Baden sind weiß, also etwa 40 Prozent sind Rotweine. Bei den Weißweinen behauptet sich aus der jüngeren Historie heraus der Müller-Thurgau, alias Rivaner, als Nummer 1 unter den Rebsorten. Ganz dicht gefolgt vom Grauburgunder sowie dessen Bruder, dem Weißburgunder auf Platz 3. Riesling spielt in Baden dagegen nur eine kleine Rolle.
Der Blick auf die Rotweine fällt einfacher aus: Gut ein Drittel der gesamten Anbaufläche Badens ist mit Spätburgunder bestückt. Andere rote Rebsorten sind daneben zu vernachlässigen. Damit ist Baden nicht nur ein Weißweinland und Pinot-Noir-Hochburg. Baden ist schlichtweg Burgunderland!
Weltruhm & Winzergenossenschaften: Baden halt
Traditionell spielen in Baden Winzergenossenschaften eine gewichtige Rolle bei der Weinerzeugung und strafen mit ihren Weinen alle Vorurteile gegenüber Winzergenossenschaften lügen. Erinnert sei nur an die Weine der Winzergenossenschaft Achkarren, die bereits seit Jahrzehnten oben mitmischen, wie ihre Raritäten belegen, oder auch an die Affentaler Winzer.
En gros finden sich im Anbaugebiet Baden Weingüter von internationalem Ruf. Viele dieser Weingüter sind im Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP) organisiert, wie Dr. Heger, Franz Keller oder Salwey – um nur drei von vielen zu nennen. Der VDP ist aber kein Pflichtkriterium für Qualität und deshalb sind die zahlreichen Winzerinnen und Winzer nicht zu vergessen, die gleichfalls für den guten Ruf der Weine aus Baden einstehen. Allein aus Sicht von Weinfreunde müssen an dieser Stelle die Weingüter Düringer, Hiss und Klumpp genannt werden.
Herausragender Grauburgunder: Breisacher Eckartsberg
Eigentlich liefert das Glossar nur übersichtsartige Beiträge, doch wenn es um Weine aus Baden geht, kann man nicht umhin, auf die ganz speziellen Lagen hinzuweisen. Insbesondere um den Kaiserstuhl tummeln sich geradezu jene berühmten Lagen, die der VDP als Erste und Große Lage qualifiziert. Einer dieser einzigartigen Weinberge ist der Breisacher Eckartsberg – direkt am Rhein gelegen und mit optimaler Ausrichtung des steilen Hanges. Von dort stammt der Breisacher Eckartsberg Grauburgunder Erste Lage trocken 2020 vom VDP-Weingut Dr. Heger. Eine echte Rarität, von der jedes Jahr nur wenige hundert Flaschen aufgelegt werden. Unbedingt diesen Wein probieren, denn dann versteht man, warum das große Geheimnis Baden in den kleinen Dingen verborgen liegt. Wer mehr über den Wein aus erster Hand erfahren will, sei unser Interview mit Joachim Heger empfohlen.