Weinland Portugal: Kleines Land mit großen Weinen
Am 8. März 2019 · von WeinfreundeLange Zeit standen Weine aus dem Weinland Portugal in der zweiten Reihe. Längst aber machen die portugiesischen Winzer Boden gut. Und nicht erst seit kurzem. Nein, schon lange davor. Längst werden überall im Land großartige Weine von exzellenten Weinmachern erzeugt, die man ausgezeichnet in der lebendigen Barszene der beiden großen Städte Lissabon und Porto genießen kann.
Von nur wenigen Weinfreunden wahrgenommen, hat das Weinland Portugal in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren einen Entwicklungssprung getan wie kein zweites in Europa. Und das zum großen Teil auch dank Europa. Inzwischen verbinden wir mit dem Land im äußersten Westen des Kontinents nicht nur Klassiker wie Portwein und Madeira oder übermäßig rustikale Rotweine. Einigen Weinregionen ist es gelungen, mit gewachsenem Qualitätsbewusstsein und neuer Technik ihre traditionellen Stärken auf ein besseres Niveau zu heben. Heute überzeugen die Weine mit einer überraschenden Frische und Eleganz und lassen die alte Schwerfälligkeit weit hinter sich – zu einem beachtlichen Preis-Genuss-Verhältnis. Und das kommt an. Portugiesischen Wein genießen – dazu werfen wir einen Blick auf die wichtigen und großen Regionen, die das Ansehen und Ruhm dieses Weinlandes begründen.
Der mythologische Weinbau in Portugal
Die jahrtausendealte Weintradition in Portugal ist keine bloße Phrase. Der Weinbau in Portugal reicht so weit zurück, dass sogar ein wenig Mythologie hineinspielt. Denn angeblich ist es Lusus, ein Gefährte des römischen Weingotts Bacchus, der dem Land „Lusitanien“ seinen Namen stiftete. Jenseits dieser Dichtung gilt eine alte europäische Wahrheit: Überall dort, wo Phönizier, Griechen oder Römer siedelten, galt Weinbau als zivilisatorische Pflichtübung. So wird auch an Tejo und Douro sowie im Süden des Landes der Wein bereits in vorchristlicher Zeit geschätzt. Einen Dämpfer erhält diese Tradition währen der Zeit der maurischen Herrschaft (ab dem 8. Jahrhundert), die mit dem Alkohol so ihre Schwierigkeiten hat. Doch mit der christlichen Rückeroberung des Landes findet auch der Wein zu alter Bedeutung zurück.
Entwicklung des portugiesischen Weinbaus
Einen entscheidenden Impuls erfährt der portugiesische Weinbau im 12. und 13. Jahrhundert. Die Zisterzienser gründen vielzählige Klöster im Land und bringen ihren gesammelten Weinverstand gleich mit. Dieser Know-How-Transfer hat schon im Burgund, im Rheingau und anderswo weinfreundschaftliche Früchte getragen – so auch in Portugal. Landwirtschaft und Weinbau finden zudem die Unterstützung des Königshauses und entwickeln sich zur wichtigsten Erwerbsquelle des Landes. Es ist der Wohlstand dieser Epoche, der die Grundlage für die großen Erfolge Portugals als See- und Handelsmacht unter dem berühmten Heinrich dem Seefahrer (1394–1460) legt.
Vinho Regional und DOP: die Qualitätsstufen
Selbstverständlich gibt es im Weinland Portugal wie in Frankreich, Spanien und Italien die Qualitätsstufe der Denominação de Origem Controlada (DOC) oder nach neuem Sprachgebrach Denominação de Protegida (DOP). Doch um das Weinland Portugal richtig zu verstehen, denkt man besser in Weinregionen. Genau 14 davon gibt es im Land und innerhalb dieser Weinregionen liegen die 31 DOP-Gebiete. Die Weine einer Weinregion, die nicht die DOP-Anforderungen erfüllen, werden Vinho Regional (VR) genannt und entsprechen dem eher geläufigen IGP-Anforderungen. Der Begriff Vinho Regional ist jedoch absolut üblich innerhalb Portugals … und auf den Weinetiketten.
Es ist nicht immer die eigentliche Weinqualität, die einen VR von einem DOP-Wein unterscheidet. Portugal ist gekennzeichnet durch viele junge, gut ausgebildete Winzer, die auf der Suche nach mehr Qualität und dem eigenen Stil mehr ausprobieren wollen, als das offizielle DOP-Reglement zulässt. Es gibt also exzellente Weine, die „nur“ ein VR tragen, aber zum spannendsten zählen, was die Region zu bieten hat. So eine Art Super-Toskaner im lusitanischen Kleinformat.
Portugal: Vielfalt an Boden und Reben
Das Weinland Portugal zählt etwa 250 Rebsorten, die es nur hier gibt. Andere Quellen sprechen gar von 400 bis 500 dieser „autochthon“ genannten Rebsorten. Diese Vielfalt, die mitunter auch in einem Weingarten zusammenfinden kann, ist eine enorme Stärke des portugiesischen Weinbaus. Dennoch setzen die Winzer auch auf französische Rebsorten, die es einfacher machen, den internationalen Weingeschmack zu treffen. Ein Spannungsfeld, von dem Weinfreunde nur profitieren können.
Die wichtigsten Rebsorten sind bei den Rotweinen Touriga Nacional, Tempranillo – der im Weinland Portugal Tinta Roriz oder auch Aragonez heißt – Alicante Bouschet, Castelão und Trincadeira. Die wichtigsten heimischen Weißwein Rebsorten sind Arinto, Fernão Pires, Alvarinho und Verdelho.
Portugals Weinregionen: Von Nord nach Süd
Im Folgenden eine knappe Übersicht der 14 Weinregionen Portugals. Die einzelnen DOP-Gebiete sind in den Beschreibungen der Weinregionen aufgenommen. Für eine bessere Orientierung auf der Landkarte bewegen wir uns von Norden in Richtung Süden.
Rios do Minho: Heimat des Vinho Verde
Im Nordwesten des Landes zwischen den Flüssen Minho und Douro gelegen findet sich die Weinregion Rios do Minho. Sie ist vor allem wegen der DOP Vinho Verde bekannt. Dabei steht Vinho Verde generell für eine jungen Wein – vor allem in weißer Farbe – und nicht für ein spezifisches Gebiet.
Vinho Verde ein leicht moussierender, spritziger Weißwein. Das hat ihn berühmt gemacht. Der weiße Vinho Verde wird gern als Sommerwein tituliert, denn er kommt mit atemberaubender Frische, mitunter auch einem leichten Prickeln und etwas Süße daher, was ihn gefühlt fast zu einem Erfrischungsgetränk macht. Völlig zu Recht, da die Leichtigkeit und Freude dieser Cuvée sind einfach ansteckend. Und zwar unabhängig von Jahres- und Tageszeit. Weißer Vinho Verde kann aus mehreren Rebsorten hergestellt werden, meistenteils sind dies Arinto, Alvarinho, Azal, Loureiro oder Trajadura. Der geringe Alkoholanteil von neun bis zehn Prozent tut sein Übriges dazu. Auch das Preis-Spaß-Verhältnis stimmt bei Vinho Verde einfach immer. Es gibt jedoch auch rote und roséfarbene Vinhos Verdes.
Trasmontano: heiß und trocken
Im wahrsten Sinne des Wortes hinter den Bergen liegt die Weinregion Transmontano, die mit ihrer gesamten Fläche deckungsgleich mit dem DOP-Bereich Trás-os-Montes ist. Weine die den Regularien folgen, sind automatisch als DOP qualifiziert, alle andere tragen den Titel eines Vinho Regional.
Besagte Berge schirmen die Region auch vom Atlantik ab, so dass es heiß und trocken ist, was eher kräftige und aromatische Weine hervorbringt. Der flach aufliegende Granit macht den Weinbau zu einer wahren Mühsal. Bekanntere Rebsorten der Region sind die roten Bastardo, Trincadeira Preta, Tinta Roriz, Touriga Franca und Touriga Nacional. Bei den weißen sind es Malvasia Fina – hier Assario Branco genannt – sowie Fernão Pires und Godelho.
Douro: erste offizielle Appellation Europas
Seit jener Zeit verbindet Portugal ein enges Handelsband mit den Engländern. Als Ende des 17. Jahrhunderts England den Einfuhrzoll für französische Weine drastisch erhöht, schlägt die große Stunde der Portugiesen. Dies ist auch der Karrierestart der bereits genannten Klassiker Portwein und Madeira. Als 1756 der Marquês de Pombal (1699–1782) die Grenzen des Anbaugebiets am Douro genau absteckt und offiziell mit Grenzsteinen markiert, erfindet er quasi die erste offizielle Appellation Europas. Die „Fortified Wines“ Port und Madeira kommen in England so gut an, dass sie die Stillweine ein wenig ins Abseits drängen. Denn es ist noch nicht lange her, dass wir wieder über Rotweine vom Douro sprechen und nicht nur über Ruby und Tawny. Gleiches gilt für Regionen wie Vinho Verde oder Alentejo und ihren ungeheuren Wein-Aufschwung in den letzten Jahren.
Doch wie im restlichen Europa so findet auch in Portugal Ausgangs des 19. Jahrhunderts alle Weinherrlichkeit mit der Reblaus-Katastrophe ein Ende. Ein Rückschlag, unter dem die Weinbranche mehrere Jahrzehnte schwer zu leiden hat. Erst in den 1930er Jahren belebt sich der Weinbau wieder, als überall im Land Winzergenossenschaften entstehen, die bis heute eine wichtige Rolle in der Weinlandschaft Portugals spielen. Letztlich sind es jedoch die Rückkehr zur Demokratie – nach der sogenannten Nelken-Revolution von 1974 – und die Aufnahme in die Europäische Union (1986), die für die Winzer und die Winzergenossenschaften die Zeichen erneut auf Grün stellen. Nun gibt es eine Perspektive in Form von Fördermitteln und Zugang zu neuen Märkten.
Klimatische Bedingungen im Douro-Tal
Nun aber ein Ausflug in das heutige Anbaugebiet Douro. Allein die Szenerie, die sich hier einem offenbart, ist märchenhaft und ein Muss für jeden vinophilen Besucher. Terrassen und Steillagen am Hang engen das Douro-Tal ein, wenn der Wein-Enthusiast den Fluss hochfährt. Das Wetter wird dabei wärmer und trockener, und spiegelt die einzigartige Stellung wider, die Portugal als Weinland genießt.
Zur Küste hin ist das Klima durch den Atlantik geprägt, doch im Landesinneren nehmen die kontinentalen Einflüsse zu, heißt: Das Wetter wird trockener und heißer. Die Übergänge sind dabei fließend und das führt dazu, dass die wichtigsten Reben an den Ufern des Douro-Stroms – vorwiegend Touriga Nacional, Tinta Roriz, Touriga Franca, Tinta Barroca und Tinto Cão – unter idealen Bedingungen wachsen. Auch der berühmte Schieferboden trägt dazu bei, dass die Weine hier eine besondere Eleganz entfalten.
Douro: Portwein und so viel mehr
Das Anbaugebiet am Douro zählt sicherlich zu den international bekanntesten. Vorwiegend wegen des Portweins, doch immer mehr auch wegen seiner vorzüglichen Rotweine. Dabei erzeugen die Häuser hier erst seit 1979 stille Cuvées – ein Großteil der Reben wurde und wird heute noch für den berühmten, aufgespritteten Port verwendet, der – wie der Name schon andeutet – an der Mündung des Flusses, in der Hafenstadt Porto gelagert wird.
Erst Ende der 1970er Jahre wagen Weingüter Niepoort mit seinem „Redomo“ den Schritt in die Welt der Rotweine mit Anspruch. Die Rebsorten-Vielfalt findet in den Weingärten an den steilen Hängen des Douro einen eigenen Ausdruck. Insbesondere in den alten und traditionell gehaltenen Rebanlagen herrscht der „Gemischte Satz“ vor. Anders ausgedrückt: In einem Weingarten stehen Tinta Roriz, Touriga Nacional, Castelão und wie sie alle heißen direkt nebeneinander. Sie werden gemeinsam gehegt und gepflegt sowie gelesen und vinifiziert.
Diese auf dem Feld geborene Cuvée macht viele Rotweine vom Douro so spannend. Mittlerweile kultivieren die Winzer die heimischen Rebsorten auch reinsortig, um sich weiterzuentwickeln. Ähnliches gilt für die schlanken, eher mineralischen Weißweine vom Douro. Den Fluss selbst kann man sich wie eine in den Süden versetze Mosel vorstellen: Enge Flussschleifen, steile Hänge zu beiden Seiten und Schiefer, Schiefer, Schiefer. Jenseits der exzellenten Weine auch ein touristisch attraktives Ziel.
Terras de Cister: Prickelndes und Elegantes
Südliche des Douro findet sich die kleine, aber feine Weinregion Terras de Cister. Das „Cister“ leitet sich von den Zisterziensern ab, die hier als erste Wein anbauten. Das Terrain besitzt ein eigenes Klima mit überraschend kühlen Nächten. Das macht die Reife etwas schwieriger, doch werden Weinfreunde dafür mit sehr eleganten und komplexen Weinen belohnt. Die gute Säure der Weine macht sie zudem zu hervorragenden Grundweinen für Schaumwein. So gibt es in der DOP Távora-Varosa nicht nur Rot- und Weißweine, sondern auch einen der besten Schaumweine des Landes.
Der Schaumwein ist der Held der Region und auch der Grund dafür, dass Winzer bereits vor über 100 Jahren französische Rebsorten wie Chardonnay und Pinot Noir anpflanzen. Daneben sind hier weiße Sorten wie Malvasia Fina, Godelho und Cerceral sowie rote Rebsorten wie Tempranillo (Aragonez), Touriga Nacional und Touriga Franca zuhause.
Dão: Noch immer ein Geheimtipp
Die Weinregion Dão liegt umgeben von Bergzügen mitten im Land. Diese Lage sorgt für ein eigenes Mikroklima, das abgeschirmt sowohl vom Einfluss des Atlantiks als auch des kontinentalen Klimas ist. In Höhen zwischen 400 und 500 Metern stehen die Reben auf Böden von gebrochenem Granit und Schiefer. Während die Sommer trocken und warm sind, fällt der Winter sehr kalt aus, was der Ruhephase der Reben nur guttut. Zudem kühlt es in Spätsommernächten bereits deutlich ab, was die langsame Reife der Trauben unterstützt.
In der Region Dão konkurrieren Weinmacher mit dem Douro-Gebiet um Eleganz und Raffinesse in den Cuvées, die hier vorwiegend mit der Leitrebsorte Touriga Nacional gekeltert werden. Früher frönte die Region der übertriebenen Holzreife. Seitdem sich dies geändert hat, bestechen die Weine aus der Weinregion mit dem, was sie so besonders macht: Elegante Rotweine mit Struktur und komplexen Aromen sowie aromatisch feine Weißweine – vorwiegend aus den Rebsorten Encruzado, Vercial und Malvasia. Bei den Rotweinen ist neben Touriga Nacional, Alfrocheiro und Aragones vor allem der Jaen zu nennen. Diese in Spanien als Mencía bekannte Rebsorte bringt im Dão ganz erstaunliche Eleganz und Komplexität ins Glas.
Die Weine zeigen sich intensiv, feingliedrig und nie überladend oder gar zu fett, und sind damit sehr typisch für die portugiesische Stillwein-Handschrift. Dass diese in Dão zur Anwendung kommt, ist kein Zufall, befinden wir uns doch in einem der historischen Gebiete des Landes. Ein wahrer weinfreundschaftlicher Geheimtipp.
Beira Interior: Tradition mit Zukunft
Diese Weinregion südöstlich des Dão, an der Grenze zu Spanien, galt lange Zeit als komplett abgelegene Ecke des Landes. Hier finden sich die höchsten Berge und der Anblick von Schnee ist kein ungewohnter im Winter. Das insgesamt kühlere Klima hat zur Folge, dass die Saison kürzer ausfällt, was den Rotweinen eine kräftige Frucht mitgibt, aber auch ebenso kräftige Tannine. Diese Weine benötigen Reifezeit, aber die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, welche Kostbarkeiten hier entstehen werden. Die Weißweine sind schlank und von feiner Mineralität gezeichnet.
Die Region ist auch ein Beispiel dafür, wie in Portugal Tradition und Moderne zusammenfinden. So ist die Region reich an eigenen Rebsorten, aber auch an seit Jahrhunderten verwendeten Hefen. Ein Schatz, der gerade erst geborgen wird. Murufo, Bastardo, Alfrocheiro, Trincadeira und Touriga Nacional sind die vorherrschenden roten Rebsorten. Bei den weißen sind es Siria, Arinto und Malvasia.
Beira Atlântico: Heimat des Baga
Die kleine Weinregion Beira Atlântico zählt zu den Anbaugebieten, die internationale Kritiker schon als zukünftigen Hot Spot sehen. Die Besonderheit sind Rotweine die reinrebsortig aus dem Baga hergestellt werden. Der klassische Baga der DOP Bairrada ist ein absolut dichter, tanninreicher Wein, der mit ausreichend Säure ausgestattet, tatsächlich eine Reifezeit von 10 bis 20 Jahren benötigt, um sich in einen eleganten, bestens strukturierten Rotwein zu verwandeln. Der „neue“ Baga bekommt seine Kraft mit besserer Technik und der richtigen Vinifizierung besser in den Griff und so entstehen elegante Rotweine mit Struktur und Alterungsfähigkeit, die so manchen Weinfreund an einen Pinot Noir erinnern. Die gute Säurestruktur des Baga kommt auch den Rose-Schaumweinen zugute, die von hier stammen.
Lisboa: eigene Weinwelt im Kleinen
Südlich der Weinregion Beira Atlântico erstreckt sich in einem schmalen Streifen die Weinregion Lisboa, die bis vor die Tore der Hauptstadt reicht. Sie zählt allein neun DOP-Bereiche, wenn gleich der Vinho Regionale stärker im Vordergrund steht. Die Weinregion ist so unterschiedlich, dass Vielfalt der kleinste gemeinsame Nenner zu sein scheint. Zudem spiegelt sich in den dortigen Weinbaugebieten vieles wider, was das ganze Land beschäftigt. Dazu zählt auch Kurioses wie das allmähliche Verschwinden der DOP Carcavelos und DOP Colares: Die direkt am Meer gelegenen Anbaugebiete geben immer mehr Platz an touristische Nutzungen ab. Dabei gibt es aufgrund des extrem sandigen Bodens bei Colares noch wurzelechte Rebbestände, die die Phyloxera-Katastrophe überdauert haben.
Aus der DOP Bucelas kommen Schaum- und Weißweine, die aus der weißen Rebsorte Arinto hergestellt werden. Sie sind zumeist frisch, mineralisch, trocken und beste Essensbegleiter. In der kleinen, aber feinen DOP Arruda haben mittlerweile nicht nur Touriga Nacional und Touriga Franca ihr zuhause. Das Anbaugebiet hat sich wie weitere der Weinregion Lisboa inzwischen für Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Syrah geöffnet. Auch in den DOP Alenquer, Torres Vedras und Óbidos sind französische Rebsorten zugelassen. In den Gebieten, die zum Atlantik ausgerichtet sind, wachsen leichte Weine mit geringem Alkoholgehalt – Vinho Leve – und Rotweine mit weniger Frucht, aber mehr Würze.
In den Bereichen, die ins Landesinnere weisen, fehlt der Wind des Atlantiks und ein kühleres Klima bietet beste Voraussetzungen für aromatische Weißweine – meist aus Fernão Pires – sowie leichte und frische Rotweine. Noch eine Besonderheit zum Schluss: Mit Lourinhã gibt es sogar eine eigene Weinbrand-DOP.
Tejo: besondere Cuvées
Die Weinregion Tejo ist nahezu deckungsgleich mit der DOP Tejo, die sich im Landesinneren entlang des gleichnamigen Flusses auftut. Während es im Flusstal flach ist und sandige Böden vorherrschen, sind die höheren Lagen durch Lehm, Kalkstein oder auch Schiefer geprägt. In jüngster Zeit legten Winzer vermehrt Weingärten in den höheren Lagen an. Dagegen stehen die sehr fruchtbaren Böden nah des Flusses in Gefahr, in Obst- und Gemüsegärten umgewandelt zu werden.
Neben den einheimischen Rebsorten finden sich in der Weinregion auch Cabernet Sauvignon, Syrah, Sauvignon Blanc und Chardonnay auf den Rebflächen. Als Geheimtipp, der die Dynamik der Region am besten wiedergibt, gelten daher sowohl rote als auch weiße Cuvée, die autochthone und französische Rebsorten zusammenführen.
Alentejo: der große Aufsteiger
Unterhalb des Tejo liegt die Region Alentejo, die in bestimmten Teilgebieten als DOP ausgewiesen ist. Die Landschaft zeigt sofort, was sie prägt. Weizenfelder, Olivenhaine, Sonnenblumen bis zum Horizont und nicht zu vergessen die vielen Korkeichen, die bis heute das Alentejo zur Kork-Region Nr. 1 nicht nur im Weinland Portugal machen. Alentejo wurde deswegen lange nur mit den berühmten portugiesischen Korkeichen in Verbindung gebracht, die hier wachsen. Erst seit knapp 35 Jahren erzeugen die Winzer hier Qualitätswein. Mittlerweile mit großem Erfolg. In dem größten und wärmsten Anbaugebiet Portugals tummeln sich vor allem Genossenschaften im Weinberg und schaffen sehr fruchtige Cuvées aus der internationalen Star-Rebe Syrah mit den lokalen Königsreben Alicante Bouschet, Trincadeira und Touriga Nacional.
Die acht Gebiete, die das DOP tragen, sind Portalegre, Borba, Redondo, Vidigueira, Reguengos, Moura, Évora und Granja. Die roten DOP Weine setzen auf Cuvées aus den heimischen Klassikern wie Aragones, Alicante Bouschet, Castelão und Trincadeira. Sie haben einen vollen Körper und ordentlich Frucht, aber auch genügend Säure um die Balance zu wahren. IPG-Weine oder Vinho Regional aus dem Alentejo bringt dagegen auch internationale Rebsorten ins Spiel. Bei den weißen DOP-Weinen stehen Arinto, Fernão Pires und Antão Vaz ganz oben auf der Liste.
Die gesamte Region ist seit Jahren im Aufbruch und private Weingüter als auch Winzergenossenschaften haben enorm in Kellertechnik und Rebanlagen investiert. Im Ergebnis beschenkt dieser Umstand alle Weinfreunde mit Weinen, die Trinkspaß zu einem ausgezeichneten Preis-Genuss-Verhältnis bieten.
Setúbal: Moscatel und Castelão
Südlich von Lissabon befindet sich die Weinregion Peninsula de Setúbal. Peninsula bedeutet Halbinsel und beschreibt die Umarmung der Region durch die Flussmündungen des Tejo und des Sado. International bekannt ist der aus Moscatel hergestellte Likörwein der DOP Setúbal. Diese Weine werden mit der Schale fermentiert und durch die Zugabe von Brandy wird die alkoholische Gärung vorzeitig gestoppt. Dadurch weisen die Weine eine großzügige Süße auf und haben einen Alkoholgehalt von mindestens 18%. Mindestens 18 Monate reifen die Likörweine im Fass, halten es dort aber auch zwanzig Jahre und länger aus bevor sie in den Handel gelangen.
Für die Rotweine der DOP Setúbal und der zweiten DOP der Region, Palmela, ist der Castelão prägend. Zu mindestens 67 Prozent muss diese Rebsorte in den Cuvée vertreten sein. Neben autochthonen Rebsorten wie Aragones und Trincadeira gesellen sich mittlerweile auch Syrah oder Cabernet Sauvignon dazu. Auf den sehr sandigen Böden entstehen fruchtbetonte Weine mit wenig Alkohol und reifen Tanninen, die mit zunehmendem Alter deutlich an Komplexität gewinnen.
Algarve: Im Schatten des Tourismus
Mit der Küstenregion am Atlantik, ganz im Süden Portugals, verbindet man eher Strand & Urlaub als Castelão & Arinto. Dabei liegen im Gebiet der Weinregion gleich vier DOP-Bereiche: Lagoa, Lagos, Portimão und Tavira. Die Nähe des Atlantiks sorgt für regelmäßige Abkühlung während der Nächte und so liefern insbesondere Rebsorten, die mit der Trockenheit gut auskommen, Weine mit ausreichend Säure für Frische und Trinkfluss. Leider waren die Winzer der Region in den letzten Jahren sehr von Waldbränden betroffen.
Madeira & Azoren
Zwei echte Perlen halten die portugiesischen Weine noch bereit. Weit draußen im Atlantik auf der Blumeninsel Madeira und dem Azoren Eiland Pico gibt es noch zwei DOP-Bereiche. Über den berühmten Madeira muss man nicht mehr viel berichten, dieser verstärkte Wein oder Likörwein zählt unstrittig zu den Besten seiner Art.
Die größere Überraschung liefern vielleicht die Weißweine von der Insel Pico, die zu den Azoren gehört. Mit einem ungeheuren Aufwand wird in von Steinmauern umgebenen Anlagen der Godelho kultiviert. Die Rebsorte ist ein Aromenwunder an weißen Früchten und der vulkanische Boden der Insel beschenkt den Weißwein mit Noten von Stein und Rauch, während das Atlantikwetter eine leichte Salzigkeit beiträgt. Unbedingt zu empfehlen.
10 Fakten zum Weinland Portugal
- Portugal ist klein, hat aber einen doppelt so großen Weinberg wie Deutschland: 220.000 Hektar stehen unter Reben. Mit 8 Millionen Hektoliter erzeugen die portugiesischen Winzer jedoch etwas weniger Wein als ihre Kollegen im Rheingau und Co..
- Die Portugiesen sind Meister der Cuvées: Im Minho-Gebiet wird spritziger und leichter Vinho Verde gekeltert, in Douro opulenter Port- sowie exzellenter roter Stillwein. Und im Alentejo erzeugen sehr ambitionierte Häuser Weine aus autochthonen und internationalen Reben – stets zu einem sehr guten Preis-Genuss-Verhältnis.
- Die wichtigsten Anbaugebiete: Douro, Porto, Tejo, Alentejano und Dão.
- Portugal ist ein Weintrauben-Paradies, in dem mehr als 250 einheimische Sorten wachsen. Die wichtigsten Roten: Touriga Nacional, Tinta Roriz, Trincadeira. Weiße: Alvarinho, Godello, Loureiro, Arinto
- Viele Port-Häuser tragen deutsche und englische Namen, weil die einstigen Eigner aus diesen Ländern stammten – die Händler halfen, den Wein in der Welt berühmt zu machen.
- Dirk Niepoort ist einer der berühmtesten Erzeuger im Douro-Tal. Der Portugiese mit deutsch-niederländischen Wurzeln beherrscht die gesamte Wein-Palette: Von den sehr guten Alltagsroten über den fast burgunderhaften Douro-Gewächsen hin zu grandiosen Port, bietet er für jeden Geschmack was an.
- Madeira, die Insel im Atlantik, versorgte die Kolonien der Neuen Welt mit ihrem Wein. Für die USA war Madeira lange das mitunter wichtigste alkoholische Getränk.
- Douro zählt zu den ältesten Anbaugebieten der Weinwelt. Der Staatsmann Marquês de Pombal grenzte bereits 1756 die Region ein, mit dem Ziel die Herkunftsbezeichnung zu schützen.
- Portugiesen prosten sich mit „Saúde“ (sprich Sauudsche) zu. Nicht zu verwechseln mit „Saudade“ – das bedeutet Heimweh.
- Portugiesischer Kork ist ein begehrter Rohstoff, den es nicht so einfach zu haben gibt – bis die Rinde einer Korkeiche verwendet werden kann, vergehen mindestens 9 Jahre. Eine Eiche wird 200 bis 250 Jahre alt.
Portugiesisch für Weinfreunde
Garrafeira: lange gereifter, hochwertiger Wein
Quinta: Weingut, Landgut
Vinho Branco: Weißwein
Vinho Maduro: gereifter Wein
Vinho Regional: Wein einer bestimmten Weinregio, entspricht IGP
Vinho Tinto: Rotwein
Vinho Verde: Junger Wein; weiß, rot und rosé
Bei Anruf Wein – Der Weinpodcast
In dieser Folge von „Bei Anruf Wein“ unterstreichen Michael und Tobias erneut die Qualität portugiesischer Weine. Sie schwärmen von den malerischen Landschaften, der kulinarischen Vielfalt und der herzlichen Gastfreundschaft des Landes. Tobias teilt dabei einige unterhaltsame Anekdoten aus ihrer Zeit in Portugal – inklusive einer Begegnung mit dem berühmten Stockfisch.