Wonnetrunk mit Waldmeister: die Maibowle
Am 22. Mai 2020 · von Theresa WeberDer Duft von Waldmeister hat besonderen Liebreiz und sein Aroma stiftet in der Maibowle berauschende Genussmomente. So zumindest die Sicht unsere Weinfreundin Theresa Weber, die uns geschmeidigen Wortes zum Weincocktail alter Schule bekehren will.
Der Wonnemonat Mai lässt nicht nur manch liebendes Herz höherschlagen. Ein kleines Kraut sorgt dafür, dass der unwiderstehliche Duft des Frühlings auch einen Geschmack bekommt: der Waldmeister. Schon Ende April findet man in lichten Wäldern – oder ganz bequem auf dem Wochenmarkt – den unscheinbaren Waldmeister. Sein Aroma und die betörende Wirkung machen ihn zum Star der legendären Maibowle und damit für jeden Weinfreund interessant.
Die Maibowle hat eine lange Tradition unter deutschen Trinkfreuden. Und daran hat der Waldmeister einen ganz entscheidenden Anteil. Es ist nicht allein der Alkohol im Wein und im Sekt, der der Maibowle ihre berauschende Wirkung verleiht. Im Waldmeister ist nämlich der Wirkstoff Cumarin enthalten, der in geringen Menge euphorisierend, in zu hoher Dosierung jedoch toxisch wirkt. Schließlich hat auch der Brummschädel nach zu viel Maibowle seinen grausigen Ruf.
Ohne guten Wein, keine gute Maibowle
Das Cumarin bildet sich beim Trocknen der Pflanze, die daraufhin den so besonderen Duft verströmt. Daher gehört in eine gute Maibowle auch kein frischer Waldmeister, sondern besser ist es, das Würzkraut über Nacht antrocknen zu lassen. Für eine gute Maibowle braucht man – für Weinfreunde eigentlich eine Selbstverständlichkeit – natürlich auch einen guten Wein und Schaumwein. Es müssen keine Spitzentropfen sein, die trinkt man besser solo. Aber sauber gemachte Weine mit Anspruch, die Frische und Säure mitbringen, sollten es schon sein. Ob Riesling, Grauburgunder oder Silvaner, das nimmt die Maibowle nicht so genau und beugt sich ganz den persönlichen Vorlieben. Als Schaumwein empfiehlt sich ein Sekt mit deutlichen Fruchtnoten, dies macht die Bowle noch runder.
Natürlich kann man die Maibowle mit weiteren Zutaten verfeinern, aber je mehr Ingredienzien ins Spiel kommen, desto vorsichtiger muss man mit der Mengenangabe sein. Die klassische Variante ist vor allem für das „erste Mal“ eine sichere Bank.
Maibowle klassisch
Eine kleine Anleitung, was alles bei einer Maibowle zu beachten ist, haben wir zusammengefasst.
Vorbereitung am Vorabend
Ein bis zwei Büschel Waldmeister vorsichtig waschen, abtropfen lassen und anschließend die Stängel zusammenbinden. Vorzugsweise verwenden Sie Waldmeister, der noch keine Blüten ausgetrieben hat. Nach der Blüte erhält der Waldmeister einen leichten Bitterton. Den Waldmeister über Nacht antrocknen lassen.
Rund zwei Stunden vor dem Servieren
Nun setzen Sie die eigentliche Maibowle an. Dazu geben Sie einen Teil des gekühlten Weines in die Bowle und hängen den Waldmeister hinein. Achten sie darauf, dass die festeren Stängel nicht in den Wein gelangen, auch sie schmecken bitterer als die kleinen Blätter. Geben Sie nun noch Zucker hinzu und lassen das ganze rund zwei Stunden ziehen.
Nun nehmen Sie die Kräuterbündel wieder heraus, der Waldmeister hat seine aromatische Schuldigkeit getan. Dafür kommt der restliche Wein hinzu und kurz vor dem Servieren der Maibowle folgt der Sekt.
Zutaten
Für diese Maibowle benötigen Sie:
- 1 bis 2 Büschel frischen Waldmeister
- 1,5 Liter Weißwein
- 0,75 Liter Sekt
- 100 Gramm Zucker – alternativ 3 bis 5 Esslöffel Sirup oder Honig
Tipp
Bis zum Servieren die Bowle in ein größeres Gefäß stellen und dieses mit Eis auffüllen, um den Wein während des Aromatisierens mit dem Waldmeister und danach kalt zu halten.
Weinempfehlung
Ganz wunderbar in die Maibowle passt der Weißburgunder von Düringer. Dieser spritzig frische Geselle vom Kaiserstuhl bringt das rechte Maß an Frucht und feiner Säure mit. Ein Wein mit wunderbarem Trinkfluss, allerdings auch mit 13% Alkohol.
Sektempfehlung
Für den Sekt wie für den Wein gilt: Wenn man denkt, fast zu schade für die Maibowle, dann ist er genau richtig. Auch deshalb empfehle ich für den Wonnetrunk den WF 1 Winzersekt trocken. Hergestellt in traditioneller Flaschengärung aus der Rebsorte Morio-Muskat präsentiert der Sekt eine wunderbare Frucht, die förmlich nach der Maibowle schreit.
„Warnhinweis“
Gern wird dem Waldmeister aphrodisierende Wirkung unterstellt. Die Arzneimittelkunde des Mittelalters schätzte ihn vor allem als krampflösend, aber tatsächlich schob man den Waldmeister als „Frauenbettstroh“ unter die Kissen jener Dame, von der man sich etwas mehr erhoffte. Das sollte nur noch einmal erwähnt werden, bevor Sie sich dem Wonnetrunk mit Waldmeister hingeben.