Spargelwein: Welcher Wein zu Spargel passt
Am 6. Mai 2020 · von Sven ReinboldEr ist wieder da, endlich. Mit Butter oder Sauce Hollandaise, gekocht oder gedünstet, am Stück oder in der Suppe, mit gekochtem oder rohem Schinken… meine persönliche Spargelkarte ist mit den Jahren ordentlich in die Länge geschossen. Schließlich will die Zeit bis zum Johannistag, wenn die Spargelsaison offiziell endet, ausgekostet werden. Und dazu braucht es natürlich auch den richtigen Wein zu Spargel.
Ich schätze guten Spargel wegen seiner feinen, leicht erdigen Aromen und diesen Nuancen von Bitterkeit. Er ist halt ein Feingeist im geschmacklichen Sinne, was auch bei der Wahl des passenden Weines zu berücksichtigen ist. So darf der Wein zu Spargel weder mit seiner Kraft „ertränken“ noch mit zu intensiver Frucht überdecken. Für mich ist daher ein guter Spargelwein nicht nur immer weiß sondern auch immer ein echter Gentleman, ein zuvorkommender Begleiter, der dem Spargel die Türe offen hält, ihn umschmeichelt und sich dabei niemals in den Vordergrund rückt. Und da ich am liebsten deutschen Spargel genieße, habe ich es mir außerdem zur Regel gemacht, auch bei der Weinauswahl in Deutschland zu bleiben.
Ein Gentlemen Agreement für Wein zu Spargel
Die Gefahr in Kauf nehmend, dass mir einige Weinfreunde widersprechen: Zum Spargelessen sind mir persönlich viele Rieslinge zu viel des Guten, auch wenn ich sie ansonsten für hervorragende Weine halte. Insbesondere wenn die klassische Aprikosen-, Apfel- und Birnenaromatik mit einer in den Wangen pieksenden Säure aufeinander trifft, bleibt dem Spargel einfach keine Luft zum Atmen. Aber Ausnahmen bestätigen – wie immer – die Regel und auch ich verwehre mich nicht grundsätzlich dem Thema „Riesling meets Spargel“ (siehe „Charakter“). Doch wenn ich auf der Suche nach dem richtigen Wein zu Spargel bin, schaue ich nach den Gentlemen unter den Weinen. Das ist einfach erklärt und ebenso einfach praktiziert. Hier meine drei Gentleman-Regeln für den richtigen Spargelwein.
Spargelwein: Understatement entscheidet
Ein guter Spargelwein drängt sich niemals in den Vordergrund. Er verzichtet auf explosive Fruchtaromen oder einen übermäßig muskulösen Körper, da diese Eigenschaften dem Spargel und seinen Begleitern auf dem Teller die Geschmacks-Show stehlen. Insbesondere Weißweine mit satter Struktur sind schwer mit den feinen Bitterstoffen des Spargels in Harmonie zu setzen. Ein Positivbeispiel in Sachen Understatement ist auch im Weinfreunde-Sortiment zu finden. Der Grauburgunder vom Weingut Fogt in Rheinhessen hat eine vornehme Fruchtaromatik, die nicht zu dominant wirkt und eine wohltuende Frische im Abgang.
Bei Wein zu Spargel ist Charme angesagt
Aber ebenso selbstverständlich ist, dass der Wein ein eigenes Aromenprofil mitbringen muss, um den Spargel ins rechte Licht zu rücken. Da ist Charme gefragt und dabei denke ich sofort an weiße Burgunderreben. Allerdings fällt meine Wahl nicht auf einen Chardonnay, sondern vielmehr auf einen guten Weißburgunder. Dieser liefert mit seinen sanften Fruchtaromen einen nahezu schmeichelnden Kontrast zum eher erdigen Spargel. Beim Blick in unser Sortiment fällt mir sofort der Wein mit dem richtigen Charme-Faktor ins Auge: Ein Weißburgunder vom Weingut Klundt.
Charakter gefragt: Spargel sucht Wein
Sobald ich den Spargel weniger puristisch genieße und es buttriger und fettiger wird, verlange ich dem Weinbegleiter einen festen Charakter ab. Da können die Fruchtaromen ruhig stärker hervortreten, da darf die rechte Säure die Butter umgarnen. Beim Stichwort Fruchtaromen und Charakter melden sich eventuell Rivaner Freunde zu Wort. Und tatsächlich passt ein Rivaner beispielsweise zu einem Spargelrisotto hervorragend – zumindest wenn er seine Frucht noch „im Griff“ hat. Im Weinfreunde-Regal steht genau dieses Idealbild parat: Ein Rivaner von alten Reben vom Kaiserstuhl.