VDP – Verband Deutscher Prädikatsweingüter
Am 26. April 2023 · von WeinfreundeDer Prophet gilt im eigenen Lande nichts. Das galt nach den süßen Weinen der 1960er und dem Glykolskandal in den 1980er Jahren lange auch für deutschen Wein. Dass dies mittlerweile nicht mehr so ist, daran hat der VDP seine unbestrittenen Verdienste. Hier erfährst du alles über den Verband der Verbände in der deutschen Weinlandschaft.
Vielen gilt er als Stellvertreter deutschen Spitzenweins auf Erden: der Verband Deutscher Prädikatsweingüter, kurz VDP. Tatsächlich sind die Weine der rund 200 Mitglieder nicht nur in Deutschland als Aushängeschild herkunftsorientierter Weine aus streng ausgewählten Lagen und von bestem Winzerhandwerk anerkannt. Das hat seine Gründe und seine Geschichte. Da sind zum einen die strengen Qualitätsvorgaben, die über die Standards des deutschen Weingesetzes deutlich hinausgehen: Es beginnt mit der exakten Bestimmung der einzelnen Lagen und ihrer besonderen Böden, setzt sich in der Arbeit mit den in Deutschland traditionellen Rebsorten wie Riesling, Silvaner und den Burgundersorten fort und zieht sich bis in die Festlegung des maximalen Ertrags pro Hektar sowie des Oechslegrades der eingesetzten Trauben.
Auf Grundlage dieser Kriterien hat der VDP 2002 seine vierstufige Klassifikation entwickelt. Dabei hat er sowohl die Einteilung der Weingüter im Bordeaux als auch die Lagenklassifikation des Burgunds im Blick. Ein direkter Hinweis auf den Selbstanspruch des VDP, in der ersten Liga der internationalen Weinwelt ganz oben mitzuspielen.
VDP.Gutsweine
Die Basis der Qualitätspyramide bilden die VDP.Gutsweine. Sie stammen aus gutseigenen Lagen, die den Verbandsvorgaben entsprechen, wozu beispielsweise der Anbau von für die Region typischen Rebsorten zu mindestens 80 Prozent zählt. In dieser Kategorie bezeichnen die klassischen Prädikate „Kabinett“ und „Spätlese“ auch die trockenen Weine. In allen anderen drei Qualitäten sind diese Bezeichnungen ebenso wie „Auslese“, „Beerenauslese“, „Trockenbeerenauslese“ und „Eiswein“ allein den frucht- und edelsüßen Weinen vorbehalten. Auf dem Etikett der Gutsweine sind das Weingut, die Region sowie die Rebsorte zu finden. Ein gutes und empfehlenswertes Beispiel bietet der Kruger Rumpf Weißer Burgunder Quarzit trocken
VDP.Ortsweine
Die nächste Qualitätsstufe bilden die VDP.Ortsweine. Sie unterscheiden sich von den VDP.Gutsweinen durch die strengere Auswahl der Lagen, die das Terroir der Gemeinde hochwertig und charaktervoll wiedergeben sollen. Überschreitet der besondere Boden eines Weinbergs die Gemeindegrenzen, kann er als „Terroirwein“ gesondert gekennzeichnet werden. Generell nennen die Etiketten der VDP.Ortsweine das Weingut, den Namen des Ortes sowie die Rebsorte.
VDP.Erste Lage
Nicht umsonst erinnert der Begriff „VDP.Erste Lage“ an einen Premier Cru aus dem Burgund. Darunter fallen besonders gute Lagen, die nachweislich und nahezu traditionell für Spitzenweine stehen. Für deren Auswahl haben die Regionalverbände des VDP besonders strenge Anforderungen festgelegt. Mit 60 Hektoliter pro Hektar fällt der maximale Ertrag nochmals geringer als bei den Guts- und den Ortsweinen mit 75 Hektolitern pro Hektar aus. Darüber hinaus müssen die Trauben bei der Lese mindestens 85° Oechsle aufweisen. Entsprechend genau fallen die Angaben auf dem Etikett aus, das neben dem Weingut und der Rebsorte auch eine Kombination aus Lage und Ortsnamen führt. Als Beispiel eignet sich der Müller-Catoir Riesling trocken Erste Lage.
VDP.Große Lage
An der Spitze der Qualitätspyramide steht die „VDP.Große Lage“ – und erneut denke man an die Grands Crus aus dem Burgund. Ein maximaler Ertrag von 50 Hektolitern pro Hektar, die Lese per Hand, aber auch eine Mindestreifezeit beschreiben diese Klassifikation. Die Große Lage steht für Weine von ausgesprochener Komplexität, die expressiv und mit höchster Qualität die besten Lagen des jeweiligen Anbaugebiets repräsentieren. Auf dem Etikett werden neben dem Weingut und der Rebsorte auch der Name der einzelnen Lage angegeben. Wichtig: Wenn der Wein aus einer Großen Lage trocken ausgebaut wurde, wird er als Großes Gewächs oder schlicht GG bezeichnet. Erkennbar auch durch Relief der beiden Buchstaben am Flaschenhals.
VDP.Sekt und VDP.Sekt.Prestige
Die höchste Schaumwein-Klassifikation nach deutschem Weinrecht ist der Winzersekt. Hierbei ist lediglich geregelt, dass dieser im Flaschengärverfahren hergestellt werden muss und die Trauben vom erzeugenden Betrieb stammen. Für den VDP und seine Mitglieder eher eine Selbstverständlichkeit als ein Zeichen für Spitzenqualität.
Daher existiert beim VDP seit Dezember 2020 eine eigene Klassifikation für die Schaumweine der Verbandsmitglieder – das sogenannte VDP.Sekt.Statut. Lange wurde dieses vorbereitet, denn man wollte unbedingt Kriterien festlegen, die den Schaumwein unmissverständlich als Spitzenprodukt kennzeichnen.
Daher hat man sich für zwei Siegel entschieden, die für allerhöchste Güte und Handwerkskunst stehen: VDP.Sekt und VDP.Sekt Prestige. Bei beiden Varianten ist die traditionelle Flaschengärung eine Grundvoraussetzung. Aber mehr noch: Um die Bezeichnung VDP.Sekt tragen zu dürfen, muss der Sekt mindestens 15 Monate in der Flasche mit seinem Hefelager in Kontakt gewesen sein. Wenn es sich um ein Jahrgangssekt handelt, muss die Zeit auf der Hefe für einen VDP.Sekt sogar 24 Monate betragen.
Es geht aber noch besser: Ein als VDP.Sekt Prestige bezeichneter Sekt muss zum einen immer den Jahrgang ausweisen. Und zum anderen wird diese höchste Qualitätsstufe durch ein Hefelager geprägt, das mindestens 36 Monate betragen muss.
Das VDP.Sekt.Statut macht einmal mehr deutlich, wie wichtig dem Verband der deutschen Prädikatsweingüter hohe Qualität ist und dass Weinfreunde diese anhand klar verständlicher Bezeichnungen auf dem Etikett identifizieren können.
Von VDNV zu VDP
Obgleich der VDP sich gern etwas verächtlich gegenüber dem deutschen Weingesetz zeigt, da man deren Anforderung deutlich überschreitet, verdankt sich sein Name letztlich doch dem „neuen“ Weingesetz von 1969/1971. Dieses schaffte nämlich den weinrechtlichen Begriff des „Naturweins“ ab und machte damit auch eine Umbenennung des bis dato als „Verband Deutscher Naturweinversteigerer“ (VDNV) firmierenden Zusammenschlusses notwendig. Da bestand der VDNV knapp 60 Jahre und der berühmte „Traubenadler“, der bis heute – inzwischen in modernisierter Version – den Verband und seine Mitglieder kennzeichnet, war bereits in Gebrauch.
VDP: Deutschlandweit vertreten
Die VDP-Weingüter sitzen in allen deutschen Weinbaugebieten, denn im Gegensatz zu den namhaften Kollegen im Burgund und in Bordeaux, prägt die Qualitätsphilosphie des VDP nicht nur eine Region. So steht der VDP nach eigenem Anspruch für beste Weine aus insgesamt zehn Regionen: Baden, Franken, Mittelrhein, Nahe-Ahr, Mosel-Saar-Ruwer, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen, Sachsen-Saale-Unstrut und Württemberg. Eine schönere Deutschlandreise kann sich ein Weinfreund nicht wünschen.