Lombardei: Randlagen auf Top-Niveau
Am 6. November 2020 · von WeinfreundeDie Lombardei steht ein wenig im Schatten der großen Nachbarn Piemont und Venetien. Doch insbesondere, wenn es um Schaumwein geht, zählt die Region international zu den ersten Adressen. Geprägt von den Alpenausläufern und dem Mittelmeer bringt die Lombardei beste Voraussetzungen für den Weinbau mit – seit über 2000 Jahren.
Die Lombardei zählt zu den kleinen Weinregionen Italiens. Rund 27.000 Hektar stehen zu Buche (Stand 2023), was deutlich macht: klein nur für italienische Verhältnisse. Von der Rebfläche her bewegt sich die kleine Lombardei nämlich auf Augenhöhe mit dem größten deutschen Anbaugebiet, Rheinhessen. Zudem hat die Lombardei wirklich große Weinnamen an seiner geografischen Seite. Westlich der Lombardei erstreckt sich mit dem Piemont die Heimat von Barolo und Barbaresco und östlich davon liegt Venetien. Um die Runde komplett zu machen: Im Norden grenzt das Trentino an die Lombardei und südlich lockt die Emilia-Romagna.
Lombardei: Weine mit Blick auf Seen und Berge
Die meisten Anbaugebiete der Lombardei gruppieren sich um die drei großen Seen der Region, den Lago di Como, den Lago d’Iseo und den Lago di Garda. Gardasee? Da horchen Weißwein-Fans auf und nicht zu Unrecht: Teile der DOC Garda und der bekannten DOC Lugana zählen zur Lombardei. Selbstverständlich erneut nur der kleinere Teil, denn der Löwenanteil der Rebflächen entfällt auf Venetien. Zu erwähnen ist noch Valtellina (Veltlin) ganz im Norden an der Schweizer Grenze. Dort erstrecken sich die Terrassen mit den Reben am nördlichen Ufer des Flusses Adda auf bis zu 600 Meter über Meeresspiegel.
Das Klima ist warm, weist mäßige Niederschlagsmengen auf und ist gleichermaßen von den Alpen samt ihren Ausläufern und dem Mittelmeer geprägt. Auch die großen Seen haben vor allem im direkten Umfeld großen Einfluss auf den Weinbau. Winde aus dem gebirgigen Norden sorgen für Abkühlung und Belüftung der Reben, auch die Höhenlage – selbst um die Seen herum – mit den größeren Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht befördern eine schonende, langsame Reife der Trauben. Die Böden sind im Norden von Dolomitgestein und Mitbringseln der Gletscher aus der Eiszeit geformt sowie weiter südlich, an den großen Seen von Moränen. Im bekannten Anbaugebiet Oltrepò herrschen dagegen Lehm- und Kalkböden vor.
Lombardei: heimische Rebsorten und internationale Stars
Die drei meist angebauten Rebsorten der Lombardei sind Nebbiolo, Pinot Noir und Chardonnay. Diese Mischung aus heimischen Sorten und internationalen Reben ist typisch für die Lombardei. Bei den Weißweinen setzen die Winzerinnen und Winzer zudem auf Cortese und Garganega, Verdicchio Bianco – auch Trebbiano di Lugana genannt – sowie Pinot Bianco (Weißburgunder) und Pinot Grigio (Grauburgunder). Bei den roten Rebsorten sind noch Barbera, Corvina, Groppello und Molinara sowie die internationalen Sorten Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Merlot zu nennen.
Franciacorta: Schaumwein-Hochburg der Lombardei
Sicherlich das bekannteste Anbaugebiet der Lombardei ist Franciacorta. Dabei handelt es sich gar nicht so sehr um die Stillweine von dort. Es ist der Schaumwein, der nach Kennermeinung, mit den besten Champagnern mithält und ihnen auch im Stil ähnlich ist. Das liegt mit Chardonnay, Pinot Blanc und Pinot Noir sicherlich auch an den Rebsorten, die für den Schaumwein zugelassen sind. Die Ausnahme ist die alte weiße Rebsorte Erbamat. Sie ist bis zu zehn Prozent in der Assemblage erlaubt. Übrigens werden in der DOC Valtènesi auch Stillweine aus Erbamat erzeugt.
Historie
Die Weinbautradition der Lombardei reicht über zwei Jahrtausende zurück. Etrusker und Römer in antiker Zeit, Ligurer, Veneter und nicht zuletzt das Geld der Lombardei haben sich um den Wein verdient gemacht. In der römischen Literatur wird die Weinregion von Plinius, Catull und Vergil erwähnt. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg von Mailand, Brescia, Mantua und Bergamo wuchs auch die Nachfrage nach den Weinen, die vor allem selbst getrunken wurden. Das Geld sorgte aber auch für Investitionen in den Weinbau – bis ins 20. Jahrhundert hinein. Der Aufstieg der Weinregion Lombardei ist beispielsweise mit den ökonomischen Erfolgen der 1960er und 1970er Jahren auf das engste verbunden.