Leichter, frischer, Weinschorle
Am 24. Juni 2023 · von Theresa WeberWeinschorle ist eine Wissenschaft für sich. Welche Weine sich eignen, was bei Säure und Süße, Frucht und Tannin im Wein für die Schorle zu beachten ist und welches Wasser das Beste ist? Theresa Weber weiß es.
Wein mit Wasser zu strecken, kommt Teilen der Weingemeinde wie ein Sakrileg vor. Sobald nur ein wenig Mineralwasser den Weg ins Weinglas findet, ist für sie ein Tabu gebrochen. Wein wird grundsätzlich pur getrunken, heißt ihr Glaubensbekenntnis. Dabei ist die Weinschorle doch nur eine andere Art, am Wein Gefallen zu finden. Um guten Wein geht es bei der Weinschorle ebenso, nur sind eben andere Qualitäten gefragt.
Welche Weine für die Weinschorle?
Zumeist ist es ein Weißwein, der mit Wasser zur Weinschorle gemischt wird. Doch mit einem Rotwein und einem Rosé funktioniert das Rezept natürlich auch. Gleich welche Variante am besten gefällt, an der Güte des Weins sollte man keine Abstriche machen. Ein mäßiger Wein wird durch beigefügtes Mineralwasser nicht besser. Eventuelle Misstöne des Weins hebt die Kohlensäure sogar noch hervor. In eine gute Schorle kommt also auch guter Wein.
Der Wein bestimmt zudem, wie süß oder wie – Säure sei Dank – frisch die Schorle ausfällt. Bei einem trockenen Riesling Kabinett ist Erfrischung vorprogrammiert, ist ein halbtrockener Grauburgunder der Wein der Wahl, zeigt sich die Schorle sanfter. Auch beim Mischen mit Rosé oder Rotwein ist auf Restzuckergehalt und Säure zu achten, um die Geschmackswahl sicher zu treffen. Ein Tipp am Rande: Im Shop von Weinfreunde.de sind diese Werte unter „Steckbrief“ für jeden Wein aufgeführt. Das hilft oft bei der richtigen Weinauswahl.
Worauf noch beim Wein für die Weinschorle achten?
Einfach gesprochen: Fruchtbetont darf der Wein für die Schorle durchaus sein, zu empfehlen sind bei der Weißweinschorle alle Zitrusnoten und gelbe Steinfrucht. Wieder ist Riesling eine gute Wahl, aber auch Viognier für die sanfteren Gemüter oder Sauvignon Blanc. Geht es um Rotweine, beim Thema Frucht darauf achten, dass der Wein im Edelstahltank ausgebaut wurde und kein Holz gesehen hat. Bei der Rotwein-Schorle kommt noch ein Merkpunkt ins Spiel: Zu viel Tannine und Mineralwasser vertragen sich nicht. Die Kohlensäure betont das Adstringierende der Gerbstoffe – das muss man mögen.
Erste Wahl für die rote Weinschorle sind Spätburgunder oder Gamay, Rondinella oder Barbera. Ist es dennoch ein tanninbetonter Rotwein, gilt es von Spanien zu lernen. Der dortige Tinto de Verano ersetzt das Mineralwasser durch eine Limonade mit wenig Süße und feinem Zitronengeschmack. So ist alles wieder im sensorischen Lot.
Welches Wasser für die Weinschorle?
Je weniger Eigengeschmack ein Mineralwasser – still oder sprudelnd – aufweist, desto besser ist es für eine Weinschorle geeignet. Wässer, die beispielsweise deutlich ihre Mineralien schmecken lassen, besser nicht verwenden. Genauso wichtig ist die Temperatur des Wassers – bestenfalls die gleiche wie der des Weins selbst. Das gilt für Weißwein, Rosé und Rotwein gleichermaßen, also auch den Rotwein kühler servieren. Wie viel Kohlensäure das Wasser enthalten soll, ist letztlich dem persönlichen Geschmack überlassen. Das verstärkende Element der Kohlensäure ist aber zu berücksichtigen, weshalb man mit einem „Medium“ meist gut auskommt.
Wein und Wasser in welchem Verhältnis?
Auf der Suche nach dem richtigen Mischungsverhältnis kommt man je nach Wetterlage, Laune und Leuten zu unterschiedlichen Ergebnissen. Zum Einstieg empfiehlt sich die klassische Rezeptur von 50 Prozent Wein und 50 Prozent Wasser. Damit liegt man nie falsch und kann nach dem ersten Schluck „on the fly“ die Mischung sogar noch anpassen. Für alle, die sich an besonders heißen Tagen Eiswürfel in die Weinschorle geben, darf es etwas weniger Wasser sein, da das schmelzende Eis die Mixtur allmählich verwässert. Das Verhältnis von Wasser und Wein bestimmt auch maßgeblich den Alkoholanteil der Schorle sowie den Kaloriengehalt des Drinks. Muss ja auch mal gesagt werden.
Sind Weinschorle und Gespritzter dasselbe?
Woher der Begriff Schorle überhaupt stammt, ist unklar. Oft genannt ist die Herleitung von Schorlemorle, was bereits vor etwa 300 Jahren ein Mischgetränk aus Wein und Wasser bezeichnete. Das Wort Gespritzter meint genau dasselbe. Und bezieht sich in Hessen als Sauergespritzter sogar auf Apfelwein. Während der Habsburger-Monarchie wanderte der Gespritzte über die Alpen nach Norditalien und wandelte sich dort zum heute so beliebten Spritz – genau wie Aperol Spritz.
Weinschorle: Finde deine Mischung!
Eines ist beim Blick auf die einzelnen sensorischen Komponenten einer Weinschorle vielleicht zu kurz gekommen: das geschmackliche Gesamterlebnis. Insbesondere an heißen Tagen ist eine Weinschorle eine erfrischende Offenbarung. Unterschätzt wir das Weinmixgetränk alter Schule oft als Essensbegleiter. Einfach mal ausprobieren.
Ausprobieren gilt auch für die Wahl des Weins, des Wassers und des Mischungsverhältnisses. Rasch hat man dann seine persönlichen Weinschorle-Rezepte für jeden Lebenslage beisammen. Cheers!