Rosé aus Grauburgunder und Pinot Grigio: Kuriosum in Pink

Am 31. Juli 2024 · von Jürgen Overheid

Selten, aber durchaus zu finden: ein Roséwein aus einer weißen Rebsorte. Das funktioniert jedoch nur mit weißen Rebsorten, die eine leicht rötliche Schale besitzen. Bestes Beispiel ist ein Pinot Grigio Rosato.

Allgemein kommen für einen Rosé nur rote Rebsorten infrage, denn aus den dunklen Schalen der Beeren stammen die Farbstoffe, die dem Wein seine Rosatöne einhauchen. Dafür verbleiben die Schalen eine kurze Zeit im Most, bevor dieser abgepresst wird. Daher gilt die Faustregel: je länger die Mazeration mit den Schalen, desto dunkler der Farbton des Rosé. Alles Weitere über die alternative Herstellung von Rosé verrät der Beitrag „Roséwein – Was steckt hinter der rosaroten Fassade?“.

Pinot Grigio Rosato 2023
Weinempfehlung
Pinot Grigio Rosato 2023
Angelo Rocca
RoséweinPinot GrigioLombardei

Ausnahme von der Regel: Rosé aus weißen Rebsorten

Verwunderung kommt auf, wenn das Etikett mit Pinot Grigio, sprich Grauburgunder oder Pinot Gris, eine weiße Rebsorte ausweist und dennoch sich der Zusatz Rosato, also Rosé, darauf findet. Die „Rosé-Werdung“ der weißen Sorte ist jedoch kein Wunder der Weinerzeugung, sondern hat schlichtweg mit einer Besonderheit des Grauburgunders zu tun: Wie es der Name andeutet, besitzen die Beeren eine grau-blaue Schale. Sie enthalten folglich jene Farbstoffe, die Wein rötlich machen. Das merkt man einem normalen, weißen Grauburgunder allerdings nicht an, da er bei der Weinbereitung kaum Schalenkontakt hat.

Dies liegt wiederum an der Erzeugung von Weißwein, die nur den Saft der Trauben verwendet, die Schalen aber außen vor lässt. So gelangt keine Farbe in den Wein, der damit hell, sprich weiß bleibt. Einen Pinot Grigio Rosato stellen die Winzer dagegen wie einen klassischen Rosé her. Es gibt also eine längere Maischestandzeit mit den Schalen, um den Farbwechsel zu ermöglichen. Erst dann wird der Saft abgepresst und vergoren. Trotz der Mazeration mit den Schalen gelangt allerdings nicht so viel Farbtiefe in den Most, wie es bei roten Rebsorten der Fall ist. Dies erklärt den besonders hellen, leichten Rosaton, den ein Pinot Grigio Rosato aufweist.

Lombardei Weinbaugebiet

Besonders Italien ist bekannt für den Anbau dieser speziellen Weinsorte.

Rosé aus Grauburgunder: nicht nur in Italien

Bislang war nur vom Pinot Grigio Rosato die Rede, doch auch in Deutschland und Frankreich lässt sich die seltene Vinifizierung des Grauburgunders zum Rosé finden. In Italien kommen die rosafarbenen Grauburgunder zumeist aus Venetien und der Lombardei. In Frankreich kennt man Rosé aus Pinot Gris vorwiegend von der Loire, aber auch aus dem Elsass und dem Languedoc-Roussillon. Baden und Pfalz – auch in den deutschen Grauburgunder-Hochburgen kennt man diese Spielart des Grauburgunders. Selbst Weingüter in Argentinien oder Marokko stellen Rosé aus Grauburgunder her.

Rosé vs. Weißwein: Wie Grauburgunder schmeckt

Grauburgunder schmeckt je nach Boden, Weinregion und Vinifizierung selbstverständlich unterschiedlich. Generell schreibt man dem Grauburgunder-Weißwein Fruchtaromen wie Birne, Trockenobst, Rosinen, Ananas und Zitrusfrucht zu. Aber auch Eindrücke von Nüssen, Mandeln und Butter sind zu nennen. Die Aromatik fällt eher dezent als üppig aus, und die Weine sind zumeist mit moderater Säure ausgestattet.

Für den Rosé oder Rosato aus Grauburgunder gilt, dass sich die Fruchtnoten etwas präsenter zeigen und Ausflüge zu roten Beeren wie Walderdbeeren und Roten Johannisbeeren unternehmen, ohne den Touch von Birne zu verlieren. Ferner ist mitunter auch eine Spur Aprikose oder Honigmelone herauszuschmecken. Auch kräuterige und florale Nuancen gesellen sich oft dazu. In der Intensität der Säure unterscheidet sich die Rosé-Variante nur wenig vom Weißwein aus Grauburgunder, jedoch weist sie meist etwas mehr Körper auf.

Pinot Grigio Rosato: auch zum Essen gut

Der Rosé aus Grauburgunder hat auch Talent als Essensbegleiter. Insbesondere zu Risotto-Gerichten oder herzhaften Salaten mit Geflügel ist der Wein ein Glücksgriff. Je trockener der Rosato ausfällt, desto besser eignet er sich zudem als Aperitif oder charmantes Solo-Abenteuer.

Picknick mit Orange Wine

Als Orange Wine bezeichnet man einen Wein, der aus weißen Rebsorten, aber ähnlich wie ein Rotwein hergestellt wird. Dabei sorgt der lange Kontakt der Schalen mit dem Most für die namensgebende, orangene Farbe.

Weinwissen Extra: Orange Wein

Eine weiße Rebsorte wie einen Rotwein mit längerer Maischestandzeit zu vinifizieren, lautet übrigens die Formel für den zurzeit so angesagten Orange Wine. In diesem Fall verbringt der helle Most der Trauben sogar noch mehr Zeit zusammen mit den Schalen. In diesem Sinne ist ein Pinot Grigio Rosato gewissermaßen ein naher Verwandter des Orange Wine.

Mehr zum Thema im Podcast „Bei Anruf Wein“

Folge 4 – Rosé: Trend, Promis und Missverständnisse

 

Folge 6 – Der Grauburgunder und ein Zilpzalp

 

Folge 81 – Provence-Rosé: vom Swimmingpool zum Promi-Bonus

 
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