Was bedeutet Körper beim Wein?

Am 5. November 2024 · von Weinfreunde

Spricht man in Hinblick auf einen Wein von seinem Körper, wird damit ein Mundgefühl beschrieben. Ein Wein, der sich am Gaumen kraftvoll und schwer anfühlt, gilt als körperreich, während einem Wein, der sich eher sanft und leicht zeigt, entsprechend weniger Körper zugesprochen wird.

Fabian L. aus Dabendorf wandte sich an uns, weil er den Begriff Körper nicht nur an der Oberfläche definiert sehen, sondern mehr über die Kriterien erfahren möchte, die den Körperreichtum eines Weines ausmachen. Da helfen wir natürlich gerne weiter!

Der Eindruck, den ein Wein am Gaumen hinterlässt, resultiert aus dem Zusammenwirken der immer gleichen Faktoren: Alkoholgehalt, Tannine, Säure und Extrakte. In den Extrakten, die den eigentlichen Geschmack eines Weines ausmachen, ist neben den vielfältigen Aromen auch der Zuckergehalt gebunden. Die Kombination aus hohem Alkohol- und Zuckergehalt steht prinzipiell für einen körperreichen Wein, währenddessen ausgeprägte Säure fast immer gegen das „Volumen“ arbeitet. Auch Tannine können den Eindruck von Körperreichtum verstärken. Dies gilt jedoch bevorzugt für runde oder gar samtig anmutende Tannine. Fallen die Tannine, also die Gerbstoffe, hingegen rau, kantig oder wie es in der Weinsprache gerne heißt, „feinkörnig“ aus, können sie in die genau gegenteilige Richtung steuern und einen Wein schlanker erscheinen lassen.

Was ist ein leichter Rotwein?

Ein geringer Alkoholgehalt von dreizehn Prozent abwärts ist bereits auf dem Etikett ein verlässlicher Hinweis, dass ein leichter Rotwein ins Glas kommt. Das gilt aber auch nur dann, wenn es sich um einen trocken ausgebauten Rotwein mit wenig Restzucker handelt. Es könnte ein deutscher Spätburgunder, dessen französischer Bruder, der Pinot Noir, oder ein Gamay aus dem Beaujolais sein. Diese Weine zeigen sich am Gaumen spürbar zart, mit feiner Aromatik und zumeist auch mit einem angenehmen Frischegefühl. Sie empfehlen sich damit als vorzügliche Speisebegleiter, zum Beispiel zu Geflügel oder Salaten, und erfreuen sich naturgemäß größerer Beliebtheit bei höheren Temperaturen. Aufmerksame Gastronomen servieren einen solchen Wein auch etwas kühler, was den Eindruck eines leichten Körpers zusätzlich unterstreicht.

Leichter Weißwein: Welche Sorten eignen sich?

Das Attribut der Leichtigkeit wird Weißweinen eher zugeschrieben als Rotweinen. Das ist in der Sache auch richtig, bildet aber – wie immer beim Wein – nie die ganze Wirklichkeit ab. Ein im Holz gereifter Spitzen-Chardonnay aus dem Burgund zeigt seinen vollen Körper nämlich nur zu gerne. Bei der Erörterung leichter Weißweine kommt man nicht am Faktor Säure vorbei – und auch nicht an der Wahrheit, dass der Säuregehalt von Weißweinen im Durchschnitt höher liegt als beim Roten. Trocken ausgebauter Riesling von der Mosel ist dafür ein Paradebeispiel. Ein Sauvignon Blanc von der Loire mit seinen äußerst feinen Fruchtaromen oder ein Chablis mit seiner kristallklaren Mineralität zelebrieren Leichtigkeit als Ausdruck einer kühlen Eleganz, die Kenner weltweit zu schätzen wissen. Ein knackig-trockener Viñho Verde aus dem Norden Portugals hingegen kommt auch deshalb so wunderbar leicht und frisch daher, weil er sich mit nur zehn Prozent Alkoholgehalt begnügt.

Weißwein im Glas

Weißweine sind nicht immer leichter als Rotweine.

Schwerer Rotwein: Diese Sorten haben viel Körper

Reflexartig könnte man hier sofort „Bordeaux“ anführen und wieder einmal richtig und falsch zugleich liegen. Die berühmten Châteaux im Médoc beweisen es Jahr für Jahr, dass aus dem vollen Körper ihrer gereiften Cabernet Sauvignons eine erstaunliche Leichtfüßigkeit entwachsen kann. Ein Merlot aus Saint-Émilion steht mit seiner vollen Frucht hingegen nahezu immer für maximale Opulenz und kann bedenkenlos als schwerer Rotwein durchgehen. Gleiches gilt für die großen Rhône-Cuvées aus Grenache und Syrah, allen voran für den wuchtigen Châteauneuf-du-Pape. Beim Primitivo aus Süditalien ist es die Kombination aus intensiver Frucht, hohem Alkoholgehalt, wenig Säure und samtigen Tanninen, die ihn de facto zu einem schweren Wein machen, was seiner Popularität aber überhaupt keinen Abbruch leistet. Gehaltvolle Rotweine gesellen sich natürlich gerne zu würzigen Gerichten, nicht zuletzt zum gegrillten Fleisch. Aber auch hier gibt es keine allgemeingültige Wahrheit. Sehr wohl kann nämlich ein leichterer Rotwein im Einzelfall die bessere Wahl zu einer gehaltvollen Speise darstellen.

Warum ist der Körper eines Weins wichtig?

Die Wichtigkeit des Körpers für den Wein ist nicht allein über „schwer oder leicht“ definiert. Ein körperreicher Rotwein, in dem die Balance zwischen Frucht und Säure aus den Fugen geraten ist, empfiehlt sich keineswegs vor einem leichten Weißwein mit subtiler Frucht und feiner Mineralität. Aber natürlich, wie immer im Leben gilt: Substanz zählt! Denn im Körper verdichten sich all jene Einflussfaktoren, die die Qualität eines Weins ausmachen und die Einzigartigkeit dieses Naturprodukts beschreiben.

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