Päpstlicher Weingenuss: Châteauneuf-du-Pape

Am 7. März 2019 · von Jürgen Overheid

Schon die Aussprache des Namens dieser renommierten, französischen Weinregion macht deutlich, dass es sich um etwas Besonderes handelt. So kann ein Durchschnitts-Anbaugebiet einfach nicht heißen! Doch ist es natürlich nicht der Name, der diese Appellation zu Weltruhm geführt hat, vielmehr ist dafür die seit Jahrhunderten stets hohe Weinqualität verantwortlich. Weinfreund Jürgen Overheid hat sich zur Analyse gedanklich nach Südfrankreich begeben.

Das Anbaugebiet Châteauneuf-du-Pape liegt in der 84.000 Hektar großen Weinregion Côtes-du-Rhône und gehört geographisch betrachtet zum Bereich der südlichen Rhône. Hier werden die Weine von der Rebsorte Grenache dominiert – an der nördlichen Rhône ist es der Syrah, der den größten Teil der Cuvée ausmacht.

An der Côtes-du-Rhône existiert – wie in fast allen Weinregionen der Welt – ein ausgeklügeltes Klassifikationssystem, das die Güte der dort angebauten Weine transparent machen soll. Die höchste Qualitätsstufe wird dabei als „Cru“ bezeichnet. Nur neun als Cru klassifizierte Einzellagen existieren an der südlichen Rhône und die AOP (Appellation d’Origine Protégée) Châteauneuf-du-Pape kennzeichnet zweifelsohne die renommiertesten und prestigeträchtigsten Cru-Weine der Region. Auf Basis von insgesamt 295 klassifizierten Gemeinden der südlichen Rhône, eine echte Ansage.

Châteauneuf-du-Pape Karte

Die Region Châteauneuf-du-Pape liegt im Süd-Osten Frankreichs entlang der Rhône.

Vin du Pape: bessere Weine für das Oberhaupt der Kirche

Wörtlich übersetzen lässt sich der Name Châteauneuf-du-Pape mit „der neue Sitz des Papstes“. Und dieser Name ist durchaus wörtlich zu nehmen: 1308 verlegte Papst Clemens V., ehemaliger Erzbischof von Bordeaux, seine Residenz nach Avignon – unweit der Rebflächen des heutigen Châteauneuf-du-Pape. Dadurch wurde eine insgesamt 70 Jahre dauernde Papstresidenz in Avignon begründet. Clemens V. galt als großer Liebhaber von Weinen aus dem Burgund – wie im Übrigen auch die sechs auf ihn folgenden „Avignon-Päpste“.

Zu dieser Zeit waren die Weine im Umland von Avignon eher einfach und für den täglichen Konsum der Landbevölkerung ausgelegt. Für den Papst ein Missstand, dem es entgegenzuwirken galt. Und auch wenn Papst Clemens V. den Anfang dieser Qualitätsoffensive markierte, war es vor allem sein Nachfolger Papst Johannes XXII., der grundlegende Veränderungen herbeiführte. Schon bald hießen die Weine der Umgebung „Vin du Pape“ – später leitete sich daraus der Name Châteauneuf-du-Pape ab.

Der Boden der mittlerweile so berühmten Cru-Appellation setzt sich durch die riesigen Kieselsteine, die „Galets“, auch optisch deutlich von den meisten anderen Weinlagen ab. Diese großen Steine wurden hier nicht etwa von Menschenhand abgelegt, vielmehr sind sie Überbleibsel von urzeitlichen Gletschern. Den Galets wird in Bezug auf den Weinbau eine durchaus wichtige Rolle zuteil: Von der Sonne erwärmt, spenden sie den Rebstöcken auch nachts und zu den Zeiten des herben Mistral-Windes wohltuende Wärme.

Reben im Winter, Kieselsteine "Galets"

Reben im kalten Winterwetter des Châteauneuf-du-Pape. Besonders gut sind hier die großen Kieselsteine, die „Galets“ zu sehen.

Die hier entstehenden Rotweine werden hauptsächlich von der Rebsorte Grenache bestimmt. So ist es nicht verwunderlich, dass über 70 Prozent der Anbaufläche dieser Rebsorte gewidmet sind. Dennoch sind Châteauneuf-du-Pape Weine nur selten reinsortig, in der Regel werden sie im Zusammenspiel mit Syrah und Mourvèdre, häufig aber auch mit Cinsault zu einer Cuvée vermählt. Insgesamt sind dreizehn Rebsorten für die Produktion des roten Châteauneuf-du-Pape zugelassen – vier davon sind interessanterweise weiße Trauben. Wie auch an der nördlichen Rhône, kann die Zugabe von wenigen Prozent Weißwein dem Wein eine wohltuende Frische verliehen. Im Châteauneuf-du-Pape allerdings eine sehr selten praktizierte Methode.

Viel rot, wenig weiß: das beste von der südlichen Rhône

Stilistisch sind rote Châteauneuf-du-Pape als hocharomatisch zu bezeichnen. Dabei beeindrucken sie vor allem durch dunkle Beerenaromen und besonders gute Exemplare zeigen zudem eine hervorragende Balance, die durch gute Mineralität und moderate Säure geprägt ist. Eine gewisse Würzigkeit erhalten die roten Châteauneuf-du-Pape durch das sogenannte „Garrigue“ – ein aromatischer Einfluss, der durch die in den Weinlagen wachsenden Wildkräutern wie Thymian, Rosmarin und Lavendel zustande kommt. Grundsätzlich verfügen die Weine durch ihre gute Struktur über eine lange Lebenserwartung und gute Exemplare können und sollten mehrere Jahrzehnte gereift werden.

Auch der weiße Châteauneuf ist von hoher Qualität, allerdings sind es lediglich sechs Prozent der insgesamt über 3.100 Hektar großen Anbaufläche, die für die Gewinnung von Weißweinen verwendet wird. Das macht die weißen Vertreter besonders rar und kostspielig.

Syrah Trauben im Châteauneuf-du-Pape

Reife Syrah-Trauben. Die Rebsorte dominiert im Châteauneuf-du-Pape.

Ein Châteauneuf-du-Pape von Perrin

Unsere zwei weiteren Weine aus der Appellation sind dann etwas ganz Besonderes: Die Châteauneuf-du-Pape Weine aus den Jahrgängen 2014 und 2015 stammen vom Château de Beaucastel – eines der aktuell bedeutendsten Weingüter der Region. Es ist sozusagen das Stammhaus der Familie Perrin, die für den Weinfreunde-Shop ja noch einige andere Weintrümpfe liefert.

Französisches Landhaus

Klassisches französisches Landhaus unter wunderschönem blauem Himmel. Weine mit solcher Herkunft müssen einfach munden.

Ihr Châteauneuf-du-Pape ist auch innerhalb der Appellation ein Kuriosum, denn in dem Wein kommen alle 13 zugelassenen Rebsorten zum Einsatz: Grenache (30 %), Mourvèdre (30 %), Counoise (10 %), Syrah (10 %) und Cinsault (5 %) sowie zu insgesamt 15% die Rebsorten Vaccarèse, Terret Noir, Muscardin, Clairette (weiß), Picpoul (weiß), Picardan (weiß), Bourboulenc (weiß) und Roussanne (weiß).

Die Trauben aller Rebsorten werden per Hand gelesen und anschließend separat vinifiziert. Erst dann werden sie zu der endgültigen Cuvée zusammengestellt. Diese wird dann ein Jahr in Eichenfässern ausgebaut. Der daraus entstehende Wein ist sowohl monumental als auch federleicht. Eine perfekte Kombination aus Kraft und Eleganz also, die eine lange Reifezeit benötigt, um die ideale Trinkreife zu erreichen.

Familie Perrin

Familie Perrin bei der Verkostung. Das Weingut Perrin ist mit zahlreichen Weinen bei uns vertreten.

Wir bieten von dem Wein sowohl den 2014er als auch den 2015er Jahrgang an. Letzterer bietet in Sachen Qualität noch ein wenig mehr als der Vorgänger-Jahrgang, da 2015 in der Region schlichtweg perfekte Bedingungen bot. Dafür ist der 2014er allerdings schon jetzt etwas zugänglicher und damit trinkreifer. Die Entscheidung für den Kauf diese Weine ist demnach niemals falsch.

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