Kampanien: Weine der Antike neu inszeniert
Am 28. September 2021 · von WeinfreundeWenn heutzutage von Spitzenweinen aus Italien die Rede ist, fallen zumeist Namen wie Toskana und Piemont, Lombardei und Venetien. Dabei ist es das süditalienische Kampanien, das in der Antike als Weingarten der römischen Kaiser galt und mit die besten Weine der damals bekannten Welt erzeugte. Die Top-Weine jener Zeit hießen Caecuber, Falerner oder Surrentiner, die Namen der angebauten Rebsorten lauten Vitis Hellenica, Aminea Gemina und Vitis Apiana. Doch die Weinbaugeschichte der Region reicht noch weiter zurück. Es sind wohl die Etrusker, die hier als erste gezielt Reben kultivierten und Wein zum selbstverständlichen Nahrungs- und Genussmittel machten. Einwandernde Griechen brachten neue Reben und eigenes Know-how mit nach Kampanien und bereicherten so die Region rund um Neapel nachhaltig.
Spätestens jetzt kommt der Vesuv ins Spiel. Seinen Ausbrüchen, Asche- und Gesteinsregen verdanken nämlich die Böden der Weinregion Kampanien ihre besondere mineralische Prägung. Ein ausgesprochen heftiger Ausbruch des Vulkans zerstörte im Jahr 79 nach Christus die Städte Pompeji und Herculaneum. Dieser Katastrophe verdanken wir allerdings auch zahlreiche Zeugnisse und Darstellungen der Weinkultur. Sie blieben unter meterdicken Schichten von und Lava, Gestein und Asche erhalten. Wie schon festgehalten: Für den Weinbau in Kampanien sind die Vulkanausbrüche eher ein Glück gewesen. Für die Menschen selbst viel zu oft ein Fluch.
Wo liegt eigentlich Kampanien?
Da man so gern vom italienischen Stiefel spricht, um sich die Landkarte Italiens vor Augen zu rufen, müsste man bei Kampanien von Spann des Stiefels sprechen. Aber es geht auch deutlicher: Es sind die ausgesprochen abwechslungsreichen Landschaften aus Hügeln und Bergen, Ebene und Küste, die sich im großen Halbkreis um die Metropole Neapel ziehen. Weintechnisch betrachtet ist Kampanien im Norden von Latium und Molise, im Osten von Apulien und im Süden von Basilikata umgeben. Die Grenze im Westen bildet das Tyrrhenische Meer. Wichtig, denn gerade die vorgelagerten Inseln wie Ischia und Capri haben eine lange Weintradition. Der Name Kampanien – italienisch Campania – leitet sich vom lateinischen „campania felix“ ab, was so viel wie glückliches Land bedeutet und auf die besonders fruchtbaren Böden anspielt.
Geologie und Klima in Kampanien
Die Böden Kampaniens sind zumeist von Lehm und Kalk geprägt, besitzen aber Auflagen vulkanischen Ursprungs wie Tuff, Asche und erstarrter Lava. Am ausgeprägtesten findet man diese Böden in den Provinzen Avellino und Benevento, hier sind auch die insgesamt vier DOCG-Appellationen zu finden. Die Berge geben die Möglichkeit, bis in 800 Meter Höhe Wein zu kultivieren, schützen aber die besten Lagen vor zu viel des eigentlich guten Windes.
Das Klima ist maritim, denn der tyrrhenische Teil des Mittelmeeres liegt gewissermaßen vor der Haustür. Das Meer sorgt zudem in den heißen Sommern für eine deutliche, nächtliche Abkühlung. Ein positiver Effekt für die Reben und Trauben, die sich von der Hitze erholen können. In den höheren Lagen fällt die Temperaturabsenkung noch deutlicher aus. In Kombination mit den vielen Sonnenstunden am Tag ideale Bedingungen, insbesondere für Weißweine. Noch einmal hilft das Meer, indem es Wind über das Land sendet, der die Trauben trocken hält und die Reben durchlüftet.
Kampaniens Rebsorten: am liebsten die heimischen
Schauen wir uns die herausragenden Rebsorten Kampaniens an, fällt auf, dass die heimischen – also autochthonen – Rebsorten vorherrschen und die großen internationalen Sorten klar in der Minderheit sind. Dabei merken wir aber auch, dass diese Rebsorten kaum über größere Bekanntheit außerhalb Italiens verfügen. Aglianico, zählt zu den Rotwein-Reben, die man noch kennen kann. Aber was ist zum Beispiel mit Aglianicone, Casavecchia, Guarnaccia, Olivella oder Per’e Palummo? Zum Glück sind aber auch noch die bekannteren Primitivo und Sangiovese zu nennen. Bei den Weißweinen eigentlich dasselbe Bild. Hier sind primär Greco Bianco, Biancazita, Biancolella, Caprettone, Coda di Volpe Bianca, Falanghina, Fenile, Fiano und Forastera zu erwähnen.
Klassisch italienisch: die Qualitätsstufen
Immerhin sind es vier DOCG-Bereiche (Denominazione di Origine Controllata e Garantita) die Kampanien vorweisen kann – in ganz Italien sind es aktuell 73 Appellationen der höchsten Kategorie.
Die DOCG-Weine sind Aglianico del Taburno, Fiano di Avellino, Taurasi und Greco di Tufo.
Eine Stufe darunter sind die DOC-Appellationen angesiedelt (Denominazione di Origine Controllata), von denen es in Kampanien 15 Stück gibt: Aversa, Campi Flegrei, Casavecchia di Pontelatone, Capri, Castel San Lorenzo, Cilento, Falerno del Massico, Costa d’Amalfi, Falanghina del Sannio, Galluccio, Irpinia, Ischia, Sannio, Penisola Sorrentina und Vesuvio.
Zudem sind zehn IGP-Bereiche (Indicazione Geografica Protetta) definiert, wo Weine mit geschützter Herkunft erzeugt werden. Sie bilden den Einstieg in die Qualitätspyramide. Bemerkenswert dabei, die zehn IGP-Bereiche stehen für 90% der Weinerzeugung in Kampanien. Die einzelnen Bereiche heißen: Campania, Benevento (Beneventano), Colli di Salerno, Catalanesca del Monte Somma, Dugenta, Epomeo, Roccamonfina, Paestum, Pompeiano, Terre del Volturno.