Prosecco – italienischer Schaumwein der Herzen
Am 12. August 2021 · von Jürgen OverheidProsecco ist für viele Weinfreunde pures italienisches Lebensgefühl. Mit dem Schaumwein als Aperitif stößt man gerne an und als „Bellini“ wird er als fruchtiger Cocktail gereicht. Was steckt hinter der großen Beliebtheit von Prosecco und stimmt es, dass es ihn jetzt auch als Rosé gibt? Kollege Jürgen Overheid widmet sich dem perligen Thema.
Prosecco bezeichnet einen herkunftsgeschützten Bereich – Denominazione di Origine Controllata (DOC) – der vor allem durch den gleichnamigen Perlwein (Frizzante) und Schaumwein (Spumante) bekannt ist, in dem aber auch etwas Stillwein produziert wird. Die Region Prosecco erstreckt sich über zwei Regionen in Norditalien: Venetien und Friaul-Julisch-Venetien. Hier wird auf atemberaubenden 24.000 Hektar Rebfläche Trauben angebaut. Aktuell entstehen daraus 480 Millionen Flaschen weißen Proseccos (Stand 2021).
Der Erfolg von Prosecco dürfte in den kommenden Jahren noch weiter zulegen, denn seit 2021 dürfen Prosecco auch als Rosé hergestellt werden. Ein schlauer Entschluss des Prosecco-Konsortiums, denn sowohl Prosecco als auch Rosé liegt im Trend.
Ist Prosecco eine Rebsorte?
Früher hieß die Rebsorte tatsächlich Prosecco. Also genauso wie die Region. Wenig überraschend führte dies zu Verwechslungen zwischen Schaumweinen, die aus der Rebsorte, aber nicht aus der Stammregion kamen. Daher regelt ein EU-Gesetz nun, dass die Bezeichnung Prosecco nur noch als Herkunftsbezeichnung genutzt werden darf. Die Rebsorte heißt fortan Glera – es wurde ein bereits vorhandenes Synonym verwendet.
Weißer Prosecco Frizzante und Prosecco Spumante müssen dabei aus mindestens 85 Prozent Glera sowie maximal 15 Prozent anderen weißen Rebsorten bestehen. Dabei sind beispielsweise auch Chardonnay, Pinot Grigio und Pinot Bianco erlaubt.
Rosé Prosecco – der nur als Spumante produziert werden darf – muss aus 85 bis 90 Prozent Glera bestehen. Die rosa Farbe erhält der Wein durch 10 bis 15 Prozent Pinot Nero, der zuvor als Rotwein vinifiziert wurde.
Was ist besser: Prosecco Frizzante oder Spumante?
Frizzante ist die italienische Bezeichnung für einen Perlwein. Im Gegensatz zu einem Spumante (Schaumwein) besitzt ein Frizzante nur 1 bis 2,5 Bar Überdruck. Ein Spumante hingegen muss 3 bis 6 Bar vorweisen.
Auch wenn die kräftige, feinperlige Kohlensäure die Hochwertigkeit eines Prosecco Spumante prägt, ist Prosecco Frizzante mit seiner vergleichsweise großperligen Kohlensäure sehr beliebt. In Deutschland lässt sich dies auch durch den Preis erklären, denn unter 3 Bar Überdruck entfällt die Schaumweinsteuer. Ergo können Prosecco Frizzante deutlich günstiger angeboten werden. Hochwertiger bleibt ein Spumante.
Wie wird Prosecco hergestellt?
Prosecco wird meistens nach der Méthode charmat (Tankvergärung) hergestellt.
Dabei gibt man den Grundwein und eine spezielle Zucker-Hefe-Mischung (die sogenannte „Tirage“) in einen Hochdrucktank aus Edelstahl, der anschließend luftdicht verschlossen wird. Während der alkoholischen Gärung wird auf ganz natürliche Art Kohlenstoffdioxid freigesetzt, wodurch der Tank unter Druck gesetzt wird. Da er nicht entweichen kann, wird der Wein mit der Kohlensäure versetzt.
Nach dem Abschluss dieses Prozesses ruht der Wein – normalerweise um die drei Monate. Dann wird er filtriert, um alle Hefereste zu entfernen und anschließend erhält er seine Dosage; eine Zuckerlösung, um den gewünschten Süßegrad einzustellen.
Hochwertige Prosecco Spumante werden häufig durch die aufwendigere „Metodo classico“ erzeugt. Sie bezeichnet die Herstellung mithilfe der traditionellen, zweiten Gärung in der Flasche – vor allem durch Champagner bekannt geworden, doch mittlerweile kommt sie bei eigentlich allen hochwertigen Schaumweinen der Welt zum Einsatz.
Ein Prosecco Spumante, der den zweiten Gärprozess in der Flasche verbracht hat, muss auf dem Etikett den Zusatz „rifermentazione in bottiglia“ aufweisen.
Eine weitere Besonderheit ist der Prosecco „Col Fondo“, bei dem die Hefe nach dem Gärprozess in der Flasche verbleibt – vergleichbar mit einem Pet-Nat.
Prosecco Qualitätsstufen und Regionen
Innerhalb der großen Prosecco DOC existieren zwei Sub-Bereiche, die geografisch klar definiert sind. Von hier stammen Weine, die eine höhere Qualität und eine spezifische Stilistik versprechen. Die hochwertigsten Prosecchi stammen aus hügeligen, etwas höher gelegenen Weinbergen, da hier das Mikroklima eine langsamere Reife zulässt. Das Ergebnis sind Weine mit frischer Säure und vielschichtigen Aromen.
Prosecco DOC
Mit dieser Bezeichnung können Frizzante und Spumante aus dem gesamten Prosecco-Gebiet stammen. Eine nähere Herkunftsbezeichnung ist nicht notwendig. Doch auch wenn diese Klassifikation meist eine Basisqualität markiert, existieren auch sehr hochwertige Prosecco DOC.
Prosecco DOC Treviso und Prosecco DOC Trieste
Der Zusatz Trieste und Treviso auf dem Etikett kennzeichnet keine eigenständigen DOC-Gebiete, sondern ist es eine Herkunftsangabe, die das Prosecco-Konsortium als „Menzioni Speciali“, besondere Erwähnung, bezeichnet. Dabei kommen die Weine dann entweder aus Triest in Friaul-Julisch-Venetien – etwas abseits vom Stammgebiet – oder aus Treviso in Venetien, der Heimat beider DOCG-Gebiete.
Prosecco Superiore Conegliano Valdobbiadene DOCG
Einer der zwei Unterbereiche in Treviso ist die Prosecco Superiore Conegliano Valdobbiadene DOCG. Als Denominazione di Origine Controllata e Garantita ist es eines von nur 77 Anbaugebieten in Italien, die diese hohe Klassifikation erhalten hat (Stand 2021). Es ist ein kleines, hügeliges Gebiet, das einige der besten Prosecchi überhaupt hervorbringt. Zu ihr gehören wiederum zwei Subregionen:
Prosecco Superiore Conegliano Valdobbiadene Rive DOCG
Die erste trägt den Zusatz „Rive“, was so viel wie Bank oder Hang bedeutet. Der Name bezieht sich auf 43 Orte in hügeliger Lage, die mit ihrem Anbau von Glera-Trauben nochmals eine besonders exklusive Qualität beanspruchen. Unter Kennern begehrt und nur selten zu finden.
Prosecco Superiore Conegliano Valdobbiadene di Cartizze DOCG
Die zweite Sub-Region trägt den Namen Cartizze und ist nur 107 Hektar groß. Sie besteht aus hügeligen Weinbergen direkt außerhalb der Stadt Valdobbiadene. Logischerweise stammt aus Cartizze nur eine homöopathische Menge Prosecco, die hochbegehrt ist.
Prosecco Asolo DOCG
Das zweite DOCG-Gebiet ist deutlich kleiner als Conegliano Valdobbiadene und liegt südwestlich davon. Es befindet sich direkt unterhalb des Flusses Piave, von dem es mikroklimatisch positiv beeinflusst wird. Auch hier befinden sich die Weinberge in hügeliger Lage und die Qualität der Asolo Prosecco wird von Liebhabern extrem geschätzt.
Wie schmeckt Prosecco?
Etwas verallgemeinert lässt sich sagen, dass weißer Prosecco häufig eine Farbe von mittlerem Strohgelb besitzt. Die Aromen erinnern an Zitrusfrüchte, grünem Apfel, Birne und Honigmelone. Manchmal finden sich auch würzige und tropische Anklänge. Im Mund setzt Prosecco vor allem auf viel Frische und es findet sich nicht selten eine dezente Hefenote. Hochwertige Spumante mit Flaschengärung zeigen oft ein buttriges und cremig wirkendes Mundgefühl. Rosé Prosecco addiert feine, rote Fruchtaromen in das Geschmacksbild und wirkt insgesamt nicht ganz so frisch.
Prosecco Zuckergehalt und Süßestufen
Wie bei anderen Schaumweinen auch existieren bei Prosecco unterschiedliche Süßegrade. Im Folgenden ein Überblick – chronologisch von trocken bis lieblich sortiert:
- Brut Nature: zwischen 0 und 3 Gramm Restzucker pro Liter.
- Extra Brut: zwischen 0 und 6 Gramm Restzucker pro Liter.
- Brut: unter 12 Gramm Restzucker pro Liter.
- Extra Dry: zwischen 12 und 17 Gramm Restzucker pro Liter.
- Dry: zwischen 17 und 32 Gramm Restzucker pro Liter.
- Demi-Sec: zwischen 32 und 50 Gramm Restzucker pro Liter.
Selbstverständlich findet sich auch im Weinfreunde Online-Shop eine gute Auswahl von Prosecco-Weinen.