Weine für Einsteiger: Wie findet man seinen Weingeschmack?

Am 7. Mai 2018 · von Weinfreunde

Wie findet man seinen Weingeschmack?


Eine verbindliche Antwort auf die Frage, welcher Wein wohl der perfekte Einsteigerwein ist, haben wir Weinfreunde nicht. Aber dafür wissen wir, wie Weinanfänger ihre Vorlieben ausprobieren und erkennen können. Es kommt auf die rechte Orientierung an, wie wir meinen.

Es gibt Fragen, die erlauben mehrere richtige Antworten. Dazu zählt auch die oft nachgefragte Einschätzung, welcher Wein denn besonders gut für einen Einsteiger geeignet sei. Welchen Regionen, Rebsorten, Weinstilen soll sich der Interessierte zuwenden, da ja nur das Trinken richtig schlau macht – wenn es um Wein geht.

Dabei meint der erhoffte weinfreundschaftliche Erkenntnisgewinn nicht nur ausschließlich eine konkrete Weinempfehlung. Davon gibt es zuhauf und nicht immer zum Besten bei Google. Zudem erhoffen sich Wein-Novizen oft einen verlässlichen Weg zu wachsender Weinkennerschaft und noch mehr: der Entdeckung des eigenen Geschmacks. Und da wird guter Rat schon rar.

Einfach „drauflos“ probieren ist natürlich ein gangbarer Weg, um den eigenen Erfahrungsschatz zu bereichern. Doch schadet auch eine etwas systematischere Herangehensweise nicht: Meiner Erfahrung nach hilft es Wein-Einsteigern zunächst die einzelnen Weinkomponenten genauer kennen zu lernen – allen voran Säure, Frucht und Tannine.

Einsteigerweine

Wein-Einsteiger brauchen zunächst eine gute Orientierung auf der riesigen Wein-Landkarte. Hier hilft es, einen genauen Blick auf die einzelnen Weinkomponenten Säure, Frucht und Tannine zu werfen.

Himmelsrichtungen auf der Weinkarte

Wenn man erst einmal die Himmelsrichtungen kennt, fällt die Orientierung leichter. Da genügt es, zu wissen, wo Norden und Süden, Osten und Westen ist. Das Südsüdwest bewahren wir uns für später. Was also können diese Himmelsrichtungen sein, um dem eigenen Geschmack auf der großen weltweiten Weinkarte besser verorten zu können?

Halten wir es einfach, denn die Idee dahinter, ist immer dieselbe: Wir verkosten den Wein und achten dabei auf ein prägendes Element des Weines, um auszuprobieren, wie sehr uns diese geschmackliche Ausprägung gefällt. Beginnen wir mit der Säure und beginnen wir direkt mit ein paar Vorurteilen, die es auszuräumen gilt.

Sauvignoon Blanc - Weine für Einsteiger

Sauvignon Blanc ist toller Einsteiger-Wein in Sachen Säure: Grüngelb im Glas, Stachelbeer-Arome in der Nase und dazu eine Säure, die die fruchtig, frische Stilistik des Weins unterstützt.

Säure ist etwas Gutes

Säure im Wein ist geschmacklich nicht gleichzusetzen mit sauer. Sauer sind schlecht gemachte Weine, das ist etwas Anderes. Aber einen richtig guten Wein ohne das rechte Maß an Säure gibt es eben auch nicht. Die Säure sorgt für Frische und bildet ein „Gegengewicht“ zu Alkohol sowie Gerbstoffen. Und auch bei restsüßen Weinen ist Säure eine wichtige Komponente, da Dessertweine sonst einen „klebrigen“ Eindruck am Gaumen verursachen würden. Säure ist also etwas Gutes!

Die Anschaulichkeit beginnt im Glas, und da sollte jetzt ein Sauvignon Blanc aus Österreich rein. Den macht mit Markus Huber, der vom Weinmagazin Falstaff gekürte „Winzer des Jahres 2015“. Bei dem Sauvignon Blanc kommt es jetzt nicht auf das wunderbar schimmernde Grüngelb an, das im Glas funkelt, auch nicht auf den Holunderduft und die für den Sauvignon Blanc typische Stachelbeere in der Nase. Uns interessiert die Säure, und wie sie die fruchtig, frische Stilistik des Weins unterstützt. Und zur Einschätzung: Bei diesem Wein reden wir 7,5 g/l Säuregehalt.

Gefällt Ihnen der Säureeindruck dieses Weines, dann sollten Sie mit weinfreundschaftlichem Selbstbewusstsein dieser Spur folgen. Probieren Sie beispielsweise einen anderen Sauvignon Blanc aus Neuseeland oder einen Albariño aus Nordspanien. Und wenn Sie Weinbeschreibungen lesen, horchen Sie bei Formulierungen wie „spritzige“ oder „kernige“ Säure auf. Wahrscheinlich sind Sie gemeint.

Der Cloof Duckitt aus dem südafrikanischen Darling ist Cabernet Franc, Merlot und Cabernet Sauvignon komponiert und präsentiert sich als idealer Einsteigerwein mit viel Frucht und toller eingebauten Tanninen.

Wein von Frucht und ohne Tadel

Persönlich halte ich fruchtbetonte Weine für gute Einsteigerweine, zeigen sie doch auf einfache, nachvollziehende Weise wie vielfältig die Aromenwelt des Weines ist. Von Kiwi und Stachelbeere, bis zu dunklen Waldfrüchten, roten Beeren und intensiver Kirsche, da gilt es einiges zu entdecken.

Zur Frucht-Premiere empfehle ich einen Wein aus der Neuen Welt, der auf die klassischen Rebsorten aus dem Bordeaux setzt: Cabernet Franc, Merlot und Cabernet Sauvignon. Die Frucht tritt hier deutlich zu Tage, wurde aber durch den Ausbau im Barrique bereits besänftigt. Dunkle Beeren entdecken wir in dem Cloof Duckitt 2015 aus dem südafrikanischen Darling. Mit den Tanninen kommt die Fruchtnote prima klar und zeigt sich regelrecht trinkfreudig am Gaumen.

Aber Achtung, der Cloof Duckitt hat 14% Alkohol, bleiben Sie lieber beim konzentrierten Schmecken der Fruchtaromen und beantworten Sie für sich, ob Ihnen diese Weinstilistik zusagt. Der spanische Osten, also die Weinregion um Valencia und Alicante, wären dann so ein Tipp von mir.

Einsteigerwein

Wein, der im Barrique lagerte, bietet nicht nur typische Aromen wie Vanille oder Kakao – das Holzfass besänftigt auch die holzeigenen Tannine, also die Gerbstoffe im Wein.

Holz & Tannine: des Widerspenstigen Zähmung

Ich hatte Vorurteile versprochen, hier folgen nun noch welche. Ein Wein, der im Holzfass war, ist immer ein guter Wein – falsch! Je länger der Wein im Holzfass reifte, desto besser – falsch! Neue Holzfässer sind besser als gebrauchte – falsch!

Reicht erst einmal, oder? Das Thema Holz hat für mich zwei Aspekte. Ich mag keine Weine, die von Holzaromen wie Vanille oder Kakao überlagert sind. Zum anderen brauchen manche Weine, die Zeit im Fass, um sich zu finden und die unterschiedlichen, mitunter etwas stärker ausgeprägten Eigenschaften, in die richtige Harmonie zu bringen.

Diese zähmende, besänftige Wirkung hat der Holzausbau beispielsweise auf Weine mit einem spürbaren Gerbstoff-Eindruck, sprich mit ordentlich Tanninen. Diesen Weinen tut es gut, im Fass den jugendlichen Übermut loszuwerden. Interessanterweise besänftigen dabei die holzeigenen Tannine die Gerbstoffe im Wein.

Weine mit spürbarem Holzeindruck kennen viele Weinfreunde aus Spanien, insbesondere aus dem Rioja und der Ribera del Duero.

Einsteigerwein

Wer schließlich noch das Zusammenspiel von mineralische Noten und floralen Aromen erfahren möchte, sollte sich an die Loire begeben, z.B. nach Saumur, und dort ein Glas erstklassigen Mucadet genießen. Ein betörender Einsteigerwein mit exemplarischer Stilistik.

Für Feingeister: mineralische Weine und florale Noten

Zum Schluss geben wir uns noch etwas feinsinniger. Es geht um mineralische Weine, um florale Noten, um die scheinbaren Leichtgewichte in der Weinwelt. Aber man sollte sie kennengelernt haben, um seine Einsteigerwahl abzurunden, soviel Weinfreundschaft muss sein.

Denn gerade diese Weinstilistik bringt den Liebreiz und die Leichtigkeit von Wein am besten zum Ausdruck. Sparen wir uns die Worte, schauen wir ins Glas. Ich habe mir einen Muscadet von der Loire ausgesucht, um die Probe auf das Exempel zu bringen. Ein betörender Weißwein mit blumigen Noten, obgleich zunächst der cremige Charakter auffällt, der von der langen Zeit auf der Hefe stammt.

Dann aber kommen die blumigen Noten, feinste Aromen von Melone und Limette, die sich im Abgang leicht ins Mineralische wandeln. Und mehr muss man nicht schmecken, um zu entscheiden, ob die richtigen Einsteigerweine in diese Stilrichtung gehen sollten. Und tatsächlich wäre dann ein längerer Wein-Aufenthalt an der Loire zu empfehlen.

Weinempfehlungen:

Vieilles Vignes Clos de La Fontaine Muscadet Sévre et Maine 2022
Weinempfehlung
Mineralisch / floral
Vieilles Vignes Clos de La Fontaine Muscadet Sévre et Maine 2022
Domaine de la Foliette
WeißweinMuscadetLoire
Cloof Duckitt 2021
Weinempfehlung
Frucht
Cloof Duckitt 2021
Cloof Wine Estate
RotweinCabernet Franc, Cabernet Sauvignon, MerlotDarling

PS: Nicht nur Wein-Einsteiger finden viele wertvolle Tipps in unserem Blog. Wer gern noch mehr Weinwissen erlangen möchte, kann sich auch fachkundigen Rat bei uns holen. Wir stillen den Wissensdurst aller Weinliebhaber in unserer Kolumne Frag die Weinfreunde.

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