Weinbau und Önologie zum Studieren
Am 27. Dezember 2022 · von Sven ReinboldWinzer mit Hochschuldiplom, ein Master-Titel in Önologie: Institutionen wie die Hochschule Geisenheim machen es möglich. Weinfreund Sven hat für uns die Lehrpläne studiert und verschafft uns einen Überblick.
Wein zu machen, ist für viele eine regelrechte Berufung. Doch aller wohlklingenden Romantik zum Trotz ist es zuallererst ein Beruf. Dazu noch einer mit großer Verantwortung. Nicht nur in ökonomischer Hinsicht, schließlich ist jedes Weingut auch ein Wirtschaftsbetrieb, mit Mitarbeitern und Maschinen, mit Einkauf und Verkauf von Produkten. Ebenso ist die Rolle der Winzerinnen und Winzer im Umwelt- und Naturschutz ein nicht zu unterschätzender Faktor. Ganz jenseits der Diskussion von Biowein oder biodynamischen Anbau, prägen sie ganze Landschaften. Nicht zuletzt geht es aber auch um Sensorik, also um Qualität, die sich im Geschmack zeigt. So betrachtet ganz schön viel Verantwortung auf einmal.
Anders ausgedrückt: Ganz schön viele Kenntnisse und Fähigkeiten, die es braucht, um einen nachhaltig guten Job zu machen. Umso wichtiger ist die Ausbildung der zukünftigen Önologinnen und Önologen, der Winzerinnen und Winzer, und nicht zuletzt all jener, die auch im Weinhandel beschäftigt sind. Das gilt natürlich auch für uns Weinfreunde. Doch dazu später mehr.
Weinbau und Önologie: Ausbildung und Studium
Der naheliegende Schritt auf dem Weg zum Winzerglück ist eine duale Ausbildung – vielen anderen Berufen vergleichbar. Die Arbeit im Weingut oder einer Winzergenossenschaft leistet den praktischen Teil, dazu gibt es noch Schulphasen, für die theoretischen Grundlagen. Allgemein dauert die Ausbildung drei Jahre. Doch Weinbau, Önologie und sogar Weinwirtschaft sind auch Studiengänge. Kann sein, dass man einem Bachelor oder Master gegenübersteht, wenn man mit seinem Lieblingswinzer oder seiner Lieblingswinzerin spricht. Übrigens, keine Seltenheit, dass viele mit der dualen Berufsausbildung beginnen und danach zu einer Fachhochschule wechseln. Schließlich ist eine bessere Vorbereitung auf das Studium kaum vorstellbar. Nach der Ausbildung sind alle Handgriffe im Weinberg und die Arbeit im Keller bereits gelernt, und der Moment sich neue Ziele zu stecken, ist ideal.
Hochschule Geisenheim: erste Adresse in Wein-Deutschland
Es gibt einige Fachhochschulen, an denen Weinbau oder Önologie studiert wird, doch die erste Adresse in Deutschland findet sich in der Riesling-Heimat Rheingau. Im beschaulichen Geisenheim, nicht allzu weit vom Rhein entfernt, hat die Hochschule Geisenheim ihren Sitz, die auch im internationalen Maßstab einen Platz in der ersten Reihe einnimmt. Ein erfolgreiches Studium in Geisenheim ist weltweit eine Empfehlung. Dabei nicht zu vergessen, dass rund um Geisenheim auch einige erstklassige Weine entstehen – gewissermaßen vor der Hochschulhaustür.
Den Grundstein für dieses Renommee legt Heinrich Eduard von Lades. Ihm verdankt sich die Gründung der „Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim“ – da schreiben wir das Jahr 1871. Das Besondere an der Institution: Hier wird nicht nur gelehrt, sondern auch geforscht. Es geht um bessere Methoden im Weinbau, mehr Qualität im Keller und die besten Rebsorten für die heimischen Lagen. Genau 100 Jahre später spaltet sich der Ausbildungsbereich ab und zählt seitdem zur Fachhochschule RheinMain im nahen Wiesbaden. Doch 2013 folgt die Kehrtwende. Forschung und Lehre kommen wieder zusammen und die neue ins Leben gerufene Hochschule Geisenheim ist die zweite Hochschulgründung des Landes Hessen überhaupt.
Geisenheimer: internationales Weinnetzwerk
Absolventinnen und Absolventen aus Geisenheim finden sich in der gesamten Weinwelt. Wie bereits erwähnt: Geisenheim hat seinen Ruf. Und die Hochschule gibt sich alle Mühe, das internationale Netzwerk weiter auszubauen. Nicht nur über die Studierenden in Geisenheim und international angelegte Studiengänge in englischer Sprache. Auch die Kooperation mit anderen Weinhochschulen ist den Geisenheimer wichtig. So arbeitet man bei den internationalen Studiengängen mit der SupAgro in Montpellier und der Bordeaux Sciences Agro, dem Consorzio delle Università di Torino, Milano, Palermo, Foggia, Sassari und dem Consorzio delle Università di Udine, Padova, Verona, Bolzano sowie der Universidade Técnica de Lisboa und der Universidade de Porto in Portugal und der Universidad Politécnica de Madrid in Spanien zusammen.
Besonders spürbar ist der Einfluss der Geisenheimer auf die deutsche Weinbranche. Das kann man bis in das Sortiment von Weinfreunde verfolgen. Judith „Lady“ Dorst und Juliane Eller, Frank Schönleber, und Reiner Flick, die Schwestern Meike und Dörte Näkel und die Brüder Andreas und Christoph Hothum sind noch nicht einmal alle Ex-Geisenheimer, deren Weine sich bei uns finden.