Was sind Botanicals?

Am 3. Februar 2023 · von Jürgen Overheid

Als Botanicals bezeichnet man die pflanzlichen Stoffe, die einen Gin aromatisieren. Wacholder ist dabei die wichtigste Zutat im Gin und auch Koriandersamen, Angelikawurzel und Zitrusschalen zählen zur klassischen Basis vieler Gins. Mittlerweile halten insbesondere regionale Zutaten Einzug in die Botanicals. Die Vielfalt ist hierbei riesengroß.

Rüdiger F. aus Lübeck schrieb das Frag-die-Weinfreunde-Team unlängst mit einem Anliegen zu einer Spirituose an: Wodurch erhält Gin seinen Geschmack und wie kommen die großen Unterschiede zustande?

Eine hervorragende Frage, wie wir finden, denn Gin ist nach wie vor ein echtes Trendthema. Allein in Deutschland scheint es, als kämmen ständig neue Gins auf den Markt. Erstaunlich, denn vor rund 30 Jahren war das Thema Gin noch mächtig angestaubt.

Heutzutage sind Botanicals eine stilistische Entscheidung. Aber wenn man 300 Jahre zurückgeht, gab es einen pragmatischeren Grund für ihre Verwendung: Im 18. Jahrhundert war die Destillationstechnik noch nicht ausgereift, und man benötigte schlichtweg Aromen, um die Fehltöne in der Spirituose zu überdecken.

Was ist in Gin enthalten?

Wacholder

Die Hauptzutat und der Star eines jeden Gins: Wacholder

Gin ist im Grunde eine neutrale Spirituose, die mit pflanzlichen Stoffen aromatisiert wird – etwa mit Kräutern, Beeren, Gewürzen, Rinde, Wurzeln, Blumen und Pflanzenteilen, aber auch Schalen von Zitrusfrüchten. Dabei ist Wacholder als Basis-Botanical für einen Gin gesetzt. Auch geschmacklich sollte er im Mittelpunkt stehen. Bei einem einfachen Gin, auch Compound Gin genannt, wird der Neutralalkohol mit den Botanicals aromatisiert, dann gefiltert – und fertig. Ein gutes Beispiel dafür ist der Bathtub Gin von Ableforth, der an die Badewanne als Gefäß für das Aromatisieren im Namen erinnert. Diese Gin-Herstellung erinnert ein wenig an das Ziehenlassen eines Tees.

Bei einem Destillierten Gin wird der aromatisierte Neutralalkohol auf jeden Fall noch einmal gebrannt. Er gewinnt dadurch an Finesse und einen feineren Eintrag der Botanical-Aromen. Eine noch strengere Variante ist der London Gin. Und Gin-Arten, denen noch weniger Süße beigefügt wird, als beim Destillierten Gin und beim London Gin erlaubt ist, tragen den Zusatz Dry, wie etwa der London Dry Gin von Beefeater.

Welche Kräuter sind im Gin?

Die wichtigste Zutat der Botanicals eines Gins ist Wacholder. Im 16. Jahrhundert tranken britische Soldaten, die in Nordeuropa gegen die Spanier kämpften, vor der Schlacht die holländische Spirituose Genever, die nach der lateinischen Bezeichnung seines Botanicals, Juniper, benannt ist. Genever wurde allmählich zu „Gen“ und schließlich zu „Gin“.

Wacholder dominiert die meisten Gins klar, er bildet den Grundcharakter der Botanicals. Frische, ein trockenes Mundgefühl und eine an Kiefernadeln erinnernde Aromatik zeichnen dabei Wacholder aus.

Welche Botanicals für Gin?

Zitrusfrüchte

Die Schalen von Zitrusfrüchte werden häufig als Botanicals verwendet

So gut wie jeder Gin auf der Welt hat vier Grundzutaten: Wacholder, Koriandersamen, eine Wurzel (meist Angelika-) und Zitrusschale. Die genauen Anteile variieren, aber ganz grob macht Wacholder 60 Prozent der Botanicals aus, Koriandersamen nimmt oft einen großen Teil ein und der Rest verteilt sich dann auf die besonderen Botanicals des Gins. Das Zusammenspiel dieser Basis-Botanicals hat sich nachhaltig bewährt. Neben der Kiefernadelnote des Wacholders sorgen die Koriandersamen für eine kräftige Würze, die Zitrusschalen für viel Frische und Angelikawurzel besitzt eine elegante Aromatik, die etwas an Schokolade erinnert.

Wie viele Botanicals sind im Gin?

Manche Gins enthalten nur wenige Botanicals – Tanqueray zum Beispiel besitzt lediglich vier – andere dagegen Dutzende. Meistens sind es zwischen 10 und 20, aber der Monkey 47 aus dem Schwarzwald hat sogar 47.

Letztlich geht es bei Gin um die Ausgewogenheit der Aromen, damit ein überzeugender Geschmack entsteht. Ähnlich einem Orchester, das mit verschiedenen Instrumenten ein Musikstück spielt.

Regionale Botanicals im Gin

Die meisten Gin-Macher respektieren die Gin-Stilistik auf Wacholderbasis und verleihen ihr mit lokalen Zutaten respektive Botanicals einen besonderen Twist. Gin Mare etwa verwendet spanische Oliven, Zitrusfrüchte, Basilikum, Rosmarin und Thymian. Der 135° East Hyogo Dry Gin sorgt für eine japanische Prägung mit Sencha-Teeblättern, Yuzu, Shiso-Blättern und Sansho-Pfeffer sowie Ume – eine japanische Aprikosen-Art.

Regionalität spielt bei der Komposition der Botanicals eines Gins eine immer größere Rolle. Doch selbstverständlich funktioniert dieses Konzept nur, wenn der Gin selbst von hoher Qualität ist, sprich die regionalen Botanicals auch sensorisch Sinn ergeben und der Destillationsprozess so hochwertig wie möglich erfolgt.

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