Bodegas Raíces Ibéricas aus Utiel-Requena
Am 26. Februar 2021 · von WeinfreundeGeheimtipp aus der spanischen Weinprovinz: Miraflores
Bodegas Raices Ibericas kommt aus der wenig bekannten DO Utiel-Requena. Grund genug, die spanische Region kurz vorzustellen, und bei Önologen Carlos Ruben direkt nachzufragen, was es mit Utiel-Requena und seinen Weinen auf sich hat.
Kommt bei einem Glas Wein die Rede auf die spanische Weinregion Utiel-Requena, ist nur zu oft ein ratloses Schulterzucken die Antwort. Bei Kennern der spanischen Materie beginnen hingegen die Augen zu leuchten. Ihnen gilt Utiel-Requena als zu Unrecht wenig bekanntes und bis dato fahrlässig unterschätztes Anbaugebiet. Sie trauen der Denominación de Origen (DO) im Hinterland von Valencia eine ähnliche Karriere zu, wie sie jüngst die Region Somontano und ehedem das Priorat hingelegt haben.
Utiel-Requena: Weinpreziose im Hinterland
Es ist also an der Zeit, sich näher mit der Weinherkunft Utiel-Requena zu beschäftigen. Selbstredend, dass die biozertifizierten Miraflores Weine der Bodega beim praktischen Kennenlernen gern behilflich sind. Zudem hatten wir Gelegenheit uns beim Önologen Carlos Ruben aus erster Hand zu informieren. Doch vorab ein paar Hintergründe zur DO Utiel-Requena.
Den Touristen am Mittelmeerstrand bleibt die Region meist verborgen. Dabei liegen Valencia und das Meer gerade mal 70 Kilometer entfernt. Doch dazwischen erstreckt sich ein Höhenzug, der die Appellation von der Küste abschirmt. Die Berge sorgen auch dafür, dass trotz des nahen Mittelmeers eher ein kontinentales Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern herrscht. Hinzu kommt die Höhenlage, denn die Rebflächen befinden sich auf einem Plateau in 600 bis 700 Metern über dem Meeresspiegel. Höhe und kontinentaler Einfluss lassen die Temperatur des Nachts deutlich sinken. Das fördert die langsame aromatische Reife der Trauben und erhält die Säure in den Beeren. Die Weine können also mit eine Extraportion Frische aufwarten, die man im heißen Spanien so nicht erwartet.
Bobal: autochthone Rebe mit modernen Talenten
Rebsorte Nr. 1 in der Region ist der Bobal. Bobal steht für fruchtbetonte und dennoch sehr strukturierte Rotweine. In Spanien beliebt sind zudem die frischen, feinfruchtigen Rosados aus Bobal. Unzweifelhaft hat die Rebsorte ganz besonders von der besseren Kellertechnik und dem Qualitätssprung der vergangenen zehn Jahre in Utiel-Requena profitiert. Seit einigen Jahren ergänzen internationale Reben das Panorama und machen ebenso überraschende wie wunderbare Cuvées möglich.
Und damit sind wir schon bei den Miraflores Weinen von Carlos Ruben. In einer Videokonferenz hat er uns nämlich mehr über seine Liebe zu Utiel-Requena und über die Weine der Bodegas Raíces Ibéricas verraten.
Weinfreunde: Carlos, die Miraflores Weine haben ihre Heimat im Anbaugebiet Utiel-Requena. In Deutschland weiß man kaum etwas über die Region. Was zeichnet die DO Utiel-Requena aus?
Carlos Ruben: Utiel-Requena kann man mit dem Corbières in Frankreich vergleichen. Eine wunderschöne Landschaft mit kleinen Bergen, Pinienwäldern und ganz viel Sonne. Es ist die Region der schönen Aussichten. Mit Blick auf den Wein ist es die Lage auf fast 700 Metern Höhe, die uns auszeichnet. So sind kühlere Nächte garantiert und zudem finden wir ideale Bedingungen für den biologischen Weinbau vor. Und ganz zum Schluss, es lebt sich einfach gut hier!
Du hast schon in einigen spanischen Weinregionen gearbeitet, hast Weine in Chile und Argentinien gemacht. Was reizt dich persönlich an der Weinregion Utiel-Requena?
Carlos: Utiel Requena nimmt einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen ein, denn ich habe hier studiert. Geboren bin ich im Nordwesten Spaniens, im Bierzo, aber zum Studium bin ich immer quer durch das Land gereist. Seit diesen Jahren bin ich der Region persönlich sehr verbunden.
Typisch für die DO Utiel-Requena ist die Rebsorte Bobal. Du hast daraus den wunderbaren Miraflores Rosado gemacht. Welche besonderen Talente hat der Bobal?
Carlos: Meiner Meinung nach ist Bobal eine absolut unterschätzte Rebsorte. Der Bobal hat alles: Frucht, Säure, keinen hohen Alkoholgehalt. Tatsächlich wird der Bobal oft nur mit Roséweinen in Verbindung gebracht, aber wir machen auch geniale Rotweine daraus. Ich persönlich glaube sehr an das Potential dieser autochthonen Rebe. Wir arbeiten gerade an einigen Rotwein-Projekten, die euch sehr überraschen werden.
Dagegen sind der Tempranillo-Syrah und der Verdejo-Sauvignon Blanc zwei Cuvées, die heimische Rebsorten mit internationalen zusammenführen. Experimentierfreude? Neue Pfade? Warum diese Kombination?
Carlos: Der Name Raíces Ibéricas (Iberische Wurzeln) macht es bereits deutlich. Es geht uns um die Wertschätzung der iberischen Weinkultur. Das heißt automatisch, wir setzen auf die autochthonen Rebsorten Spaniens. Wir haben eine Art didaktische Weinlinie, Raíces genannt, die allein 17 dieser heimischen Rebsorten porträtiert. Darunter sind zum Beispiel Mencía, Rufete, Albarin, Graciano, Monastrell und natürlich auch Bobal.
Darüber hinaus macht es einfach Spaß, das Beste der autochthonen Reben mit einem Anteil einer internationalen Rebe zu vermählen. Auf diese Weise gelingt es uns, unsere Weine auch für Weinfreunde interessant zu machen, die sonst Syrah oder Cabernet Sauvignon, Chardonnay oder Sauvignon Blanc bevorzugen. Es ist also eine Art auf unsere Kultur, unsere Weine und unser Terroir aufmerksam zu machen.
Der Miraflores Tempranillo-Syrah gibt sich sehr unkompliziert und harmonisch, lockt sofort mit seinen Fruchtaromen. Was gefällt dir an dem Rotwein?
Carlos: Dieser Rotwein macht das ganze Potential der spanischen Weine sichtbar. Viele bringen Spanien mit kräftigen, fassgereiften Weinen mit ordentlich Tannin und Alkohol in Verbindung. Aber mit dem Miraflores Tempranillo-Syrah stellen wir das absolute Gegenstück dazu vor. Ein Bio-Wein mit schöner Fruchtbetonung und Frische. Darum geht es uns ja bei Raíces Ibéricas oder wie sagt es unser englischer Slogan: „Let’s enjoy the hidden value of Spanish Wines“ Und genau das kann man beim Miraflores Tinto erfahren.
Mit dem Miraflores Verdejo-Sauvignon Blanc wird es frisch und ein wenig exotisch, aber vor allem ungeheuer aromatisch. Bilden diese beiden Rebsorten ein echtes Traumpaar?
Carlos: Das stimmt, die beiden Rebsorten ergänzen sich geradezu perfekt. Die schönen Aromen des Sauvignon Blanc passen gut zum eher strukturierten Verdejo. Zudem bringen beide Sorten ausreichend Frische mit, was für gute Weißweine unverzichtbar ist. Zusätzlich haben wir das Glück, dass die Höhenlage der Frische der Weine gleichfalls zugutekommt. Auch der Alkoholgehalt ist mit 12% wirklich niedrig. Kurzum, der Blanco ist ein ungeheuer angenehmer, leichter Trinkspaß.
In Spanien sind Weine immer auch Essensbegleiter. Welche Speisen empfiehlst du beispielsweise zum Bobal Rosé?
Carlos: Ich bin ein großer Verfechter des Aperitifs mit Freunden. Dabei entstehen magische Momente und in so einer Runde ist der Miraflores Bobal einfach nur ein weiterer Freund für mich (lacht). Der Rosé passt gut zu Nudel- und Reisgerichten, zu leichtem Käse, hellem Fleisch und natürlich ganz vortrefflich zu frischen Salaten.
Alle Miraflores Weine stammen aus biozertifiziertem Anbau. Welchen Stellenwert hat dies für den Önologen Carlos Ruben?
Carlos: Für mich ist „Bio“ eine Rückkehr in meine Kindheit im Bierzo. Damals arbeitete man mit Eseln in den Weinbergen, um die Reben und den Boden möglichst nicht zu schädigen. Rund 95% der Weine waren für den Eigenkonsum gemacht, weshalb man keinerlei Chemie einsetzte. Mittlerweile wird dies wieder allgemeingültiges Verständnis von Wein, man achtet wieder mehr auf die Rebflächen und passt sich ihnen an und nicht umgekehrt. Ich glaube, da gibt es jetzt auch kein Zurück mehr.
Aber man muss auch sagen, dass wir in Spanien über Klimabedingungen und Rebsorten verfügen, die dem biologischen Weinbau entgegenkommen. Das ist unser Glück, und in gewisser Weise auch unser Vorteil.
Zum Schluss noch etwas persönliches: Hast du eigentlich einen deutschen Lieblingswein?
Carlos: Leider kenne ich deutschen Wein noch viel zu wenig. Aber es würde mir gefallen, nach Deutschland zu reisen, um mich dort mit leidenschaftlichen Önologen und Winzern auszutauschen, die ganz nah an ihren Weinbergen arbeiten. Schließlich lernt man beim Wein immer dazu.
Dann musst du unbedingt bei uns vorbeischauen. Wir stellen dir eine kleine Tour zu ein paar Winzerfreunden zusammen. Und vielen Dank für das Gespräch.