Weinland Argentinien: hoch gelegen und ganz weit vorn
Am 22. Februar 2018 · von Daniel Münster
Unten auf dem Globus, hoch gelegen und ganz weit vorn
Mit seinen 42 Millionen Einwohnern und einer Fläche, die viermal so groß ist wie die Frankreichs, bietet Argentinien Naturschönheiten und abwechslungsreiche Landschaften. Das Land verfügt über hohe Berge und Ebenen, eine üppige Vegetation sowie Wüsten, Wälder und Steppen, Gletscher und Wasserfälle. Immerhin üppige 218.000 Hektar sind dem Weinbau verschrieben und die jährliche Produktion macht Argentinien zum bedeutendsten Weinland Südamerikas. Unser Weinfreund Daniel Münster hat sich dem weit entfernten Weinland im Detail gewidmet.
Im Westen des Landes am Fuße des Andenstreifens erstrecken sich die pittoresken Weinbauflächen Argentiniens. Hier ist mit Hilfe französischer und spanischer Einwanderer innerhalb von fünf Jahrhunderten eine außergewöhnliche Weinregion entstanden. Insbesondere die Höhenlage und das damit verbundene, große Temperaturspektrum sorgen für eine eigene Identität der Weine aus Argentinien. Die tief in der Gesellschaft verwurzelte Weintradition sorgt in Verbindung mit modernen Produktionsmethoden zudem für ein Qualitätsniveau, das mich immer wieder fasziniert.
Weinland Argentinien – die roten Rebsorten
Erst im Laufe des vergangenen Jahrzehnts hat sich das Weinland Argentinien zu einem der dynamischsten Weinexporteure weltweit gemausert. Zu verdanken hat das Land diesen Erfolg vor allem einer Rebsorte: dem roten Malbec. Diese Sorte aus dem Südwesten Frankreichs bringt in Argentinien hervorragende Weine hervor und wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts aus Frankreich ins Land gebracht – und zwar noch vor der verheerenden Reblaus-Epidemie in Europa. Diese Tatsache sorgt für ein gewisses Kuriosum: Im Gegensatz zu den französischen Reben, die wegen der Reblaus alle auf amerikanische, reblausresistente Wurzeln gepfropft werden mussten, stehen die Malbec-Reben in Argentinien noch auf den ursprünglichen Wurzeln. Solche „wurzelechten“ Reben findet man in Europa nur noch sehr selten. Die Produktionsmenge des Malbec dominiert Argentinien und mittlerweile findet man nirgendwo auf der Welt soviel Rebfläche, die dieser Rebsorte gewidmet ist (etwa 98.000 Hektar). Trotzdem werden in Argentinien noch weitere interessante Rotweine produziert. Vor allem aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Bonarda (in Italien „Charbono“ genannt), Syrah, Tempranillo und Pinot Noir.
Weinland Argentinien – die weißen Rebsorten
Die populärste Weißwein-Rebsorte Argentiniens ist der Torrontés Riojano. Meist einfach Torrontés genannt – auch wenn er nicht mit den in Spanien oder Portugal ebenfalls als Torrontés bezeichneten Rebsorte zu verwechseln ist. Und um es noch komplizierter zu machen: Der argentinische Torrontés stammt ursprünglich aus der heimischen Region „La Rioja“, deren Namensgebung jedoch von der spanischen Weingegend herrührt. Der argentinische Torrontés lässt Weine entstehen, die einen blumigen, tropisch anmutenden und sehr intensiven Charakter haben. Aufgrund der natürlichen Veranlagung der Rebsorte, aber auch der Höhenlagen des Landes, verfügen die Weine in der Regel über eine gute Säurestruktur. Das Weinland Argentinien produziert aber auch andere Weißweine, allen voran Chardonnay, aber auch Sauvignon Blanc und Pinot Grigio.
Weinland Argentinien – die Regionen
In Argentinien existieren sieben offizielle Weinregionen: Mendoza, Salta, Neuquén, Río Negro, Catamarca, La Rioja und San Juan.
Die 900 Kilometer westlich von Buenos Aires gelegene Region Mendoza ist hierbei mit Abstand die bedeutendste und mit knapp 160.000 Hektar auch die größte Region. Von Santiago de Chile kommend liegt sie direkt jenseits der Anden und auf Mendoza allein entfallen 80 Prozent der Gesamtproduktion Argentiniens. Mendoza ist eine Trockensteppe, die sogar vom kleineren Sandwüsten durchzogen ist. Hier scheint 300 Tage im Jahr die Sonne und es regnet jährlich nur 220 Millimeter. So ist der Weinbau praktisch nur durch künstliche Bewässerung möglich. Allerdings sorgen die Höhenlagen der Weinberge für milde Temperaturen und somit ideale Bedingungen für den Weinbau. Im Durchschnitt wird der Wein auf 500 bis 800 Metern angebaut, jedoch gibt es auch Lagen in bis zu 1.200 Metern Höhe. Die Zentralregion Mendozas gilt wortwörtlich als Zentrum des argentinischen Weinbaus und die Subregion Uco Valley (Valle de Uco) wiederum als die Herzkammer des Malbec.
Die Regionen Neuquén und Río Negro befinden sich im Süden Patagoniens, während die auf Torrontés spezialisierte Region Salta im Norden des Landes, nahe der Grenze zu Bolivien liegt. Catamarca, La Rioja und San Juan sind im Ausland weniger bekannt und versorgen praktisch ausschließlich den einheimischen Markt.