Cuvée: die Kunst des Wein-Vermählens
Am 28. Mai 2024 · von Cédric GarraudIn einer Cuvée finden verschiedene Rebsorten zu einem Wein zusammen. Sie ist das Gegenmodell zu reinsortig ausgebauten Weinen, hört noch auf viele andere Namen und ist die Erfolgsformel für weltweit bekannte Weine.
Ist es eine Frage der Weinkultur oder doch nur eine simple Stellschraube der Weinerzeugung? Es geht um die Entscheidung, einen Wein reinsortig auszubauen oder mehrere Rebsorten in einer Cuvée zusammenzuführen. Für die kulturelle Weichenstellung spricht, dass beispielsweise im Weinland Deutschland die reinsortigen Weine klar den Ton angeben. Während im französischen Bordeaux die Assemblage der klassischen Rebsorten Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc und Konsorten die Leitkultur in Sachen Weinerzeugung darstellen.
Cuvée: siehe auch Assemblage, Mariage, Blend
Der Begriffe gibt es viele, die das Zusammenführen von Rebsorten, Lagen und sogar Weinfarben und Jahrgängen beschreiben. Nicht immer klingen sie vorteilhaft wie der deutsche „Verschnitt“ oder „verschneiden“. Das hört sich eher nach Fehler an, dabei ist das Zusammenstellen einer Cuvée oder Assemblage eine richtige Kunst. Das französische Assemblage, das sich von assembler, also sammeln, versammeln, zusammentragen ableitet, bleibt deutlich sachlicher. Die französische Mariage spielt auf die Hochzeit, die Vermählung an und klingt auch in der Meritage wieder, die in Kalifornien entsteht. Den Begriff „Blend“ verwenden nicht nur Winzerinnen und Weinmacher, sondern auch Erzeuger von Whisky und Rum.
Definition: was ist eine Cuvée?
In erster Linie ist eine Cuvée das Zusammenführen verschiedener Rebsorten in einem Wein. Eine Praxis des Weinmachens, die deutlich öfter bei Rotweinen als bei Weißweinen zu finden ist. Die Rebsorten bringen jeweils ihre besonderen Qualitäten wie Aromen und Säure, aber auch Farbe und Gerbstoff in die Geschmackspartnerschaft ein. Durch den Anteil der Rebsorte in der Cuvée lassen sich diese Eigenschaften gekonnt ausbalancieren und letztlich auch ein typischer Stil kreieren. Nicht umsonst kennt die Weinwelt Begriffe wie Bordeaux-Cuvée, Cape Blend oder schlicht und einfach GSM-Cuvée.
Cuvée plus: Rebsorten, Jahrgänge, Weinfarben
Erhöht sich die Anzahl unterschiedlicher Rebsorten in einer Cuvée, wird es komplizierter – aber auch vielschichtiger und ausgewogener. Prominentestes Beispiel ist vielleicht der Châteauneuf-du-Pape. Immerhin 13 Rebsorten sind in der Grand-Cru-Appellation an der südlichen Rhône zugelassen, darunter übrigens auch weiße Rebsorten. Es finden sich sogar Weine im Châteauneuf-du-Pape, die verschiedene Jahrgänge in eine Assemblage einbringen. So wird die Kunst der Cuvée bis ins Letzte ausgereizt.
Weiße Trauben in roten Weinen – ungewöhnlich, aber in umgekehrter Reihenfolge in der Champagne die Erfolgsformel der klassischen Champagner-Assemblage. Denn in weißem Champagner kommen neben Chardonnay noch weiß gekelterter Pinot Noir und Pinot Meunier zum Einsatz. Bei „Non Vintage Champagner“ ist es zudem üblich, bei der Assemblage auf Reserveweine aus vorangegangenen Jahren zurückzugreifen. Nicht nur, um für konstant hohe Qualität zu sorgen, sondern auch um mit diesem Champagner den Stil des Hauses bestmöglich zu treffen.
Cuvée: praktische Handhabe und Kunstgriff
Für Weinbauern in vergangenen Tagen war angeraten, auf verschiedene Rebsorten zu setzen. Es war eine Art der Risikominimierung. Ähnlich einem landwirtschaftlichen Mischbetrieb, der auf Viehhaltung, Feldfrüchte und Obst setzt, um einen totalen Ausfall in schlechten Jahren zu verhindern. Das Weingut, das sich ausschließlich der Weinherstellung widmet, ist eher eine Erfindung der Moderne. Zudem können sich Weinbauern mit unterschiedlichen Rebsorten besser an die verschiedenen Lagen, ihre Böden und Ausrichtung anpassen. Werden diese Weine dann zu einer Cuvée vermählt, lässt sich der Wein auch in größerer Menge erzeugen.
Große Namen: weltberühmte Cuvées
Die Weine aus Bordeaux, aus Châteauneuf-du-Pape und die Schaumweine der Champagne gehören sicherlich zu den bekanntesten Cuvées der Weinwelt, doch es sind nicht die Einzigen, die in die Rubrik Assemblage, Mariage und Blend fallen. So entstand in Südafrika, in Anlehnung an die Bordeaux-Cuvée, der Cape Blend, der die einheimische Rebsorte Pinotage mit französischen Reben wir Cabernet Sauvignon, Merlot und Shiraz (Syrah) vereint. Gleichfalls vom Blick ins Bordelais sind die berühmten Supertoskaner geprägt, die den autochthonen Sangiovese mit Bordeaux-Reben vermählen oder sogar ganz auf den Sangiovese verzichten. Die Cuvée ist also auch eine Grundrezeptur des Weinmachens, die in jüngster Vergangenheit deutsche Winzerinnen und Winzer vermehrt nutzen. Erinnert sei an den Black Print und den Ursprung von Markus Schneider oder Weingüter wie Peth-Wetz und Knipser, die gleichfalls mit eigenen Cuvées brillieren.
Angeberwissen: Gemischter Satz & Co.
Tatsächlich gibt es aber auch eine Cuvée die direkt im Weingarten entsteht. Der berühmte Gemischte Satz aus Österreich ist ein Beispiel dafür. In diesem Fall stehen unterschiedliche Rebsorten im selben Weinberg und werden – oft in mehreren Durchgängen – gemeinsam gelesen und vinifiziert. Am portugiesischen Douro wird diese Art des Weinbaus ebenfalls praktiziert, aber auch in Frankreich und Italien finden sich Beispiele für diese „natural born“ Cuvée.
Podcast: Cuvée auf die Ohren
Wer sich für das Thema interessiert, darf sich den Podcast „Bei Anruf Wein“ nicht entgehen lassen. Die Folgen über die Bordeaux-Cuvée, das Weinland Südafrika oder den Portwein, aber auch die Gespräche mit Weinmachern und Winzern sowie die Porträts einzelner Weinregionen kommen am Stichwort Cuvée nicht vorbei.