Tempranillo

Am 2. November 2021 · von Weinfreunde

Keine andere Rebsorte steht so sehr für spanischen Rotwein wie der Tempranillo. Er ist die Leitrebsorte der stolzen Weinnation und landesweit die unbestrittene Nummer 1. Ganz gleich, ob es um die Top-Appellation Rioja geht, um die herausragenden Rotweine des Anbaugebiets Ribera del Duero oder die erst vor wenigen Jahren wiederentdeckten Prachtstücke aus der DO Toro: Am Tempranillo kommt die Rotwein-Community nicht vorbei.

Wieso heißt die Rebsorte „Tempranillo“?

Es braucht gar nicht so viel Spanisch, um dem Namen „Tempranillo“ auf die Schliche zu kommen. Temprano bedeutet auf Spanisch „früh“. Damit ist angezeigt, dass der Tempranillo eine der frühreifenden Trauben ist. Interessanterweise gilt diese Herleitung auch – nur auf Italienisch – für den Primitivo aus Apulien. Doch zurück zum spanischen Tempranillo, dessen „illo“ noch aufzuklären ist. Im Spanischen funktioniert die Endung -illo als Verkleinerungsform. Das meint letztlich nichts anderes, als dass die einzelnen Beeren an der Traube eher klein sind.

Ein Name also, von dem man was lernen kann. Was den Lernerfolg allerdings etwas trübt: Die Synonyme für Tempranillo, also die anderslautenden Namen für dieselbe Rebsorte, gehen in die Dutzende. Manche Quellen sprechen von mindestens 80 anderen Rebsortennamen. In der großen Vino de la Tierra-Region Castilla-La Mancha ist der Tempranillo etwa unter den Namen Cencibel und Tinto del País bekannt. In den Appellationen in Katalonien wie dem Priorat spricht man hingegen vom Ull de Llebre. Den Tinta de Toro findet man – einleuchtend – in der DO Toro und den Tinto Fino im Anbaugebiet Ribera del Duero. Um es noch etwas komplizierter zu machen: Im Weinland Portugal, wo der Tempranillo gleichfalls geschätzt wird, heißt er dann im Alentejo Aragonez und in der Spitzenappellation Douro Tinta Roriz.

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Was zeichnet den Tempranillo aus?

Früh reift er, klein sind die Beeren, soviel verrät der Name. Wichtig ist noch, dass die Tempranillo-Beeren über eine dicke, dunkle Schale verfügen, die viel Farbe in einen Wein einbringt. Zudem liefert der Tempranillo viel Tannin, das bei guter phenolischer Reife und wohlverstandenem Ausbau im Holzfass, den Weinen Struktur und Fülle verleiht. Geschätzt wird auch die intensive Fruchtaromatik des Tempranillo. Bei jungen Rotweinen und bei den Rosados, den Roséweinen aus Tempranillo, zeigen sich Aromen von frischen, reifen Erdbeeren.

Bei gereiften Exemplaren treten Kirschnoten und dunkle Beerenfrüchte in den Vordergrund. In manchen Anbaugebieten weist der Tempranillo noch ein feine kräuterige Note auf. Bei den lange im Barriquefass gereiften Tempranillo erweitert sich das Aromenspektrum um Anklänge von Schokolade und Gewürzen, aber auch Tabak, Leder und fleischigen Eindrücken.

Ein Tempranillo kommt selten allein

Um das rechte Maß an Säure zu bewahren, benötigt der Tempranillo eher kühlere Lagen. Das bedeutet in Spanien Rebflächen in mehreren Hundert Metern Höhe sowie Regionen mit atlantischen Klimaeinflüssen, die für Abkühlung in den heißen Sommern sorgen und insbesondere in den Nachtstunden den Trauben die für die langsame Reife wichtige Verschnaufpause gönnen.

Der Tempranillo ist eine Rebsorte, die wunderbar mit den anderen heimischen Reben Spaniens harmoniert. Am bekanntesten sind wohl die Cuvées mit Garnacha, Mazuelo oder Macabeo aus der DOCa Rioja. Die Reserva und Gran Reserva aus diesem Anbaugebiet stellen zudem eindrucksvoll unter Beweis, wie lagerfähig die Weine sind. Die besten Rioja-Weine lassen sich in dieser Hinsicht durchaus mit den großen Weinen aus dem Bordelais vergleichen.

Herkunft und Verwandtschaft des Tempranillo

Gleich mehrere Geschichten ranken sich um die Herkunft der Rebsorte Tempranillo. Eine berichtet von Zisterziensermönchen, die nicht nur das gehobene Winzerhandwerk, sondern gleich auch ein paar Pinot Noir Reben aus dem Burgund mit nach Spanien gebracht hätten. Bei DNA-Untersuchungen kam die Vermutung auf, dass es sich um eine Mutation aus der weißen Rebsorte Albillo Mayor und der roten Reben Benedicto handele. Am meisten gefällt aber die bildliche Herleitung, die Rebsorten- und Weinexpertin sowie Master of Wine Jancis Robinson anbietet. „Lässt man Rioja als Spaniens Bordeaux und Burgund in einem gelten, dann muss man die berühmte Tempranillorebe als Vereinigung von Cabernet Sauvignon und Pinot Noir betrachten.“

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