Sind Bioweine immer gute Weine?

Am 5. September 2020 · von Jürgen Overheid

Wir Deutschen lieben Bio. Biologische Lebensmittel und auch Bioweine mit dem entsprechenden Siegel verbuchen seit Jahren wachsende Umsätze. Doch wofür steht das Bio-Siegel und welche Qualität drückt sich darin aus? Unser Weinfreund Jürgen Overheid gibt noch einmal “Bio-Unterricht”.

Zunächst gilt festzuhalten, dass Bioweine nicht automatisch die besseren Weine sind, steht das Siegel doch „nur“ für eine kontrollierte Herstellung des Weins nach vorgegebenen Standards. Diese legen fest, welche Substanzen und Methoden beispielsweise bei der Bearbeitung des Bodens oder der Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen eingesetzt werden dürfen. So ist etwa die Verwendung von Pestiziden und Herbiziden ausgeschlossen, andere Mittel wie Kupfer oder Schwefel sind mengenmäßig begrenzt. Das klingt gut, ist auch gut – nur eben kein Patentrezept für hohe Weinqualität. Denn sind wir einmal ehrlich: Schon lange haben tüchtige Marketing-Experten entdeckt, dass sich mit dem Biotrend ordentlich Kasse machen lässt.

Der Preis des Biowein-Siegels

Bio-Weine

Bei der Produktion von Biowein sind viele Anforderungen zu berücksichtigen

So schwappen immer wieder Bioweine auf den Markt, die zwar zertifiziert sind, doch spätestens beim ersten Schluck den Anschein erwecken, dass es bei der Herstellung lediglich um die Erfüllung der Anforderungen eines Bioweins ging und nicht um das Streben nach guter Weinqualität. Ein weiterer Beleg dafür, dass “Biowein” nicht immer “guter Wein” heißt. Zudem kann ein rechter Weinfreund auch ein Winzer sein, der konventionellen Weinbau betreibt. Liegt es doch in seinem ureigenen Interesse, besonders gute und gesunde Trauben wachsen zu lassen und deshalb sorgsam mit Boden und Reben umzugehen.

So ist es nicht selten, dass insbesondere kleinere Weingüter nach den Standards arbeiten, sich dies jedoch nicht zertifizieren, also durch ein Institut oder eine Behörde bestätigen lassen. Denn das Bio-Siegel kostet die Winzer zunächst erst mal Zeit, Geld und viel administrative Mühen. Ein zusätzlicher Aufwand, den nicht alle leisten wollen, manche gar nicht können. Ein Aufwand auch, der sich im Verkaufspreis des Weines wiederfindet, ja, wiederfinden muss.

Mehr als ein Siegel für Bioweine

Eine gewisse Mühe wird aber auch uns trinkenden Weinfreunden abverlangt, denn schnell stellt man fest, dass es eben nicht nur EIN Bio-Siegel gibt. Uns mag das deutsche Bio-Siegel am geläufigsten sein, doch gibt es noch andere Kürzel und Namen für zertifizierte Bioweine: natürlich eines nach der EU-Verordnung, aber eben auch die nationalen Kennzeichnung wie beispielsweise das „AB“ bei französischen Weinen. Und zu gern verwechselt man die Biozertifizierung mit den Siegeln für biodynamisch angebaute Weine, die mit geringeren Höchstmengen arbeiten und noch strengeren Kriterien folgen – unter anderem der Berücksichtigung von Mondphasen. Wenden wir das ganze mal ins Praktische. Bioweine sind immer einen besonderen Augenmerk wert und mitunter einen kritischen. Aber dort, wo Biowinzer mit ihren Weinen ein Portrait ihres Terroir zeichnen oder eine Rebsorte in ihrer eigenen Typik einfangen wollen, sollten wir hellhörig werden und dem Biowein verkostend Glauben schenken.

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