Primitivo

Am 4. März 2024 · von Weinfreunde

Primitivo ist die Vorzeigerebe Apuliens und hat den Ruf der Weinregion im italienischen Stiefelabsatz weit in die Welt hinausgetragen. Weniger bekannt: Genetisch ist der Primitivo mit dem aus Kalifornien bekannten Zinfandel identisch.

In nur wenigen Jahren haben Weine aus der Rebsorte Primitivo in Deutschland eine beeindruckende Karriere hingelegt. Die Primitivo-Fans haben dabei hauptsächlich die Weine aus dem süditalienischen Apulien mit den bekannten Anbaugebieten Manduria und Salento im Sinn. Doch nicht nur dort, sondern im ganzen Stiefelabsatz Italiens ist der Primitivo die klare Nummer 1. Dabei gelangt er nicht immer reinsortig in die Flasche und ins Glas, sondern wird gern auch mit Negroamaro und anderen autochthonen Rebsorten wie Susumaniello vermählt.

Wie Primitivo schmeckt

Primitivo ist ein körperreicher Wein, der üppige Aromen aufweisen kann, die von dunklen Früchten wie Brombeere und Blaubeere, aber auch Feige bestimmt sind. Nicht selten gewinnen die Fruchtaromen dabei einen marmeladigen, eingekochten Geschmack. Ebenso typisch sind würzige Noten wie Zimt, Sternanis, aber auch Pfeffereindrücke sind zu finden. Im Fass gereifte Weine aus Primitivo unterstreichen diese Ausprägungen und sorgen für zusätzliche Töne von Schokolade und Karamell.

Was Primitivo auszeichnet

Der Name der Rebsorte leitet sich von dem italienischen Wort für „früh, frühzeitig“ ab und zielt auf die frühe Reife der Traube ab, bei der sich schnell die Zuckerwerte in den Beeren erhöhen. Dies erklärt, warum die Weine meist einen deutlichen Anteil an Restzucker haben. Selbst wenn schon viel Zucker zu Alkohol vergoren wurde – Primitivos weisen nicht selten einen Gehalt von 14 Prozent Alkoholvolumen und mehr auf. Doch gerade das Zusammenspiel von intensiver Frucht und schöner Würze, etwas Restsüße und Alkohol, lässt diese Weine so vollmundig und zugänglich wirken. Sicherlich der Grund für die Karriere der Rebsorte.

Woher die Rebsorte Primitivo stammt

In Apulien gilt der Primitivo als autochthone Sorte, also als Rebe, die einheimisch ist. Dabei stammt die erste offizielle Erwähnung des Primitivos erst aus dem Jahr 1799 vom italienischen Botaniker Francesco Felippo Indellicati. Er ist auch der Namensgeber des Primitivos, da ihm die frühe Reife auffällt, die die Rebe von anderen unterscheidet. Der Name Primitivo setzt sich aber erst gut 50 Jahre später durch. Moderne Forschungsmethoden wie die Genanalyse haben es ermöglicht, den Ursprung des Primitivo genauer zu bestimmen.

Apulien

Die Rebsorte wurde 1799 erstmals in Apulien erwähnt.

Der Unterschied zwischen Primitivo und Zinfandel

Tatsächlich sind der Zinfandel aus Kalifornien und der Primitivo aus Apulien genetisch gleich, was zwischenzeitlich zu einem Streit zwischen Italien und den USA führt, da beide Länder die Rebsorte als „ihre“ betrachten und die Deutungs- und Vermarktungshoheit beanspruchen. In der Folge machen sich Wissenschaftler auf die Suche nach dem Ursprung der Rebsorte. Dabei landen sie 2001 in Kroatien und der dort Crljenak Kaštelanski genannten Rebe. Ein Jahr späten entdeckten sie mit Pribidrag eine weitere kroatische Rebe, die eine identische DNA wie Primitivo und Zinfandel aufweist. Das passt wiederum zum italienischen Namen, der vor Primitivo verwendet wurde. Da nannte man die Sorte Zagarese, was auf die kroatische Stadt Zagreb verweist. Letzter Stand der Dinge: In Dalmatien gibt es dieselbe Rebsorte unter dem Namen Tribidarg, der bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Urkunden zu finden ist.

Warum Primitivo nicht nur für Rotwein steht

Der Rotwein aus Primitivo hat erst den Anfang gemacht. Inzwischen gewinnt auch der Rosato, der Roséwein aus Primitivo, immer mehr Beliebtheit. Deutlich leichter als sein roter Bruder, mit betörenden Fruchtaromen, absolut trinkfreudig und mitunter durch seinen frischen Auftritt überraschend. Die Trauben für den Rosé werden meist früher gelesen und der Wein durchweg in temperaturkontrollierten Edelstahltanks ausgebaut, um diesen anregenden Charakter zu erhalten.

Jenseits der Weine hat der Primitivo eine wichtige Bedeutung für das Selbstverständnis Apuliens. In einem Interview mit dem Magazin von Weinfreunde.de bezeichnet Davide Ragusa, Önologe der Cantine San Marzano, den Primitivo ganz selbstverständlich als „wichtigen Teil der Kultur Apuliens“.

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