Gutedel & Chasselas
Am 14. November 2022 · von WeinfreundeGutedel, in der Schweiz als Chasselas oder Fendant bekannt, ist eine Rebsorte, die einst weitverbreitet war. Heutzutage sind die weltweiten Bestände stark rückläufig. Nur in der Schweiz und im badischen Markgräflerland wird dieser fruchtig-spritzige Weißwein noch in größerem Umfang angebaut. Er wird in der Regel jung getrunken, gute Exemplare können aber 10 Jahre oder länger reifen.
Woher stammt Gutedel? Ägypten oder Frankreich?
Nur rund 1.100 Hektar belegt die Rebsorte Gutedel in Deutschland, fast ausschließlich in Baden. Genauer gesagt im Markgräflerland in Württemberg, im äußersten Südwesten Deutschlands. Hier ist er jedoch erst seit Anfang des 17. Jahrhunderts heimisch. Vorher war er bereits in Frankreich bekannt. Sein heute in der Schweiz gebräuchlicher Name verweist auf den Ort Chasselas im Burgund, unweit der Stadt Mâcon. Aber immer wieder gab es auch Hinweise darauf, dass die Ursprünge der Gutedel Rebe in Ägypten liegen könnten. Erst DNA-Analysen zeigten, dass dieser Wein mit Rebsorten im Burgund, der Schweiz sowie Südtirols verwandt ist.
Gutedel im Markgräflerland
Im Markgräflerland wächst die Gutedel Rebe vorwiegend auf Lehm- und Lössböden, seltener auf Kalkböden. Sie belegt dort 40 % der Anbaufläche –etwa 1.100 Hektar (Stand: 2020) – und soll 1780 von Karl dem Großen vom Genfer See in diese Region gebracht worden sein. Zumeist erbringt Gutedel hier einfache Schoppenweine, doch nehmen sich einige Winzer der Rebsorte mit viel Herzblut an, sodass ausgezeichnete Gutedel Weine existieren.
Chasselas in der Schweiz
In der Schweiz ist Chasselas seit Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt, damals noch unter dem Namen Fendant. Sie wird vorwiegend in den Kantonen Wallis, Genf, Waadt und Neuenburg auf einer Gesamtfläche von rund 3.800 Hektar (Stand: 2020) angebaut. Die leichten und fruchtigen Weine werden in der Schweiz gern als Aperitif oder als sogenannter Apéro-Wein zu geselligen Anlässen getrunken.
Die Gutedel Rebe: stark gegen Traubenfäule, schwach bei Kälte
Gutedel bildet auffallend große, süß schmeckende Trauben aus, die aufgrund des guten Geschmacks lange als Tafeltrauben in den Handel kamen. In letzter Zeit wurden sie jedoch durch Neuzüchtungen verdrängt. Auffällig sind auch die langen Triebspitzen der Pflanze. Am besten wachsen die Chasselas Trauben auf tiefgründigen, fruchtbaren Böden. Mit Trockenheit kommen sie nicht gut zurecht, zudem setzen ihr Winterfröste zu. Allerdings gilt Gutedel als vergleichsweise pilzresistent.
So schmeckt Gutedel und Chasselas Wein
Gutedel Wein ist in aller Regel von blassgelber Farbe. Er ist frisch, spritzig und leicht und wird fast ausschließlich trocken ausgebaut. Die Aromen sind dezent und erinnern an Birne, Pfirsich und je nach Terroir lassen sich auch salzige Untertöne sowie eine feine Mineralität entdecken. Man könnte auch sagen: Diese Rebsorte ist kein Lautsprecher, Weinfreunde müssen genau hinhören. Wird Gutedel und Chasselas aber mit Sorgfalt vinifiziert, kann er das Niveau der Weißweine aus dem Burgund erreichen. Leider gibt es nur wenige Winzer, die dem Gutedel Wein diese Renaissance und dieses Potenzial zutrauen.