Ein Streifzug durch Deutschlands beste Weinlagen

Am 13. Dezember 2022 · von Daniel Münster

Unser Weinfreund Daniel Münster hat sich bereits mit dem Thema Mineralität im Wein beschäftigt und uns in diesem Zuge über den Einfluss des Bodens auf den Wein aufgeklärt. Da aber nicht nur der Boden qualitätsrelevant ist, widmet er sich im heutigen Artikel dem Thema der Weinlage. Und das am Beispiel besonders gefragter Lagen in deutschen Weinbaugebieten – selbstverständlich inklusive passender Weinempfehlungen.

Nicht nur die Rebsorte und der Ausbau eines Weines sind für die Qualität ausschlaggebend, es ist hauptsächlich die Lage des Weinberges. Hierbei spielt hauptsächlich der Boden eine große Rolle, aber auch die klimatischen Bedingungen der einzelnen Lage. So sorgen Höhe und Ausrichtung des Weinberges für ganz spezifische Charakteristika eines Weines – man spricht dann auch von einem Mikroklima.

Im Weinland Deutschland lässt sich die Bedeutung der Weinlage hervorragend verdeutlichen. Schon seit Jahrhunderten genießen besonders gute Lagen großes Renommee und sind so gleichermaßen als Qualitätsversprechen zu verstehen. Aktuell sind es beeindruckende 2.658 Einzellagen, die die 13 deutschen Weinanbaugebiete vorweisen können. Natürlich möchte ich im Folgenden nicht jede davon vorstellen, doch zumindest jeder Region eine besonders populäre Lage zuordnen.

Ahr: Neuenahrer Sonnenberg

Weingebiet Ahr

Der Weinberg an der Ahr

Der Sonnenberg in Bad Neuenahr umfasst 26 Hektar und liegt an der unteren Ahr, wo sich das Tal etwas weiter darstellt als in den übrigen Lagen und die Hänge flacher sind. Durch die südliche Ausrichtung und die Hangneigung ist der Sonnenberg eine bevorzugte Lage an der Ahr, die von einer optimalen Sonneneinstrahlung und einem insgesamt günstigen Mikroklima profitiert. Der Boden ist durch Grauwacke sowie Grauwackenschiefer geprägt und verfügt über Anteile von Lehm, aber auch Löss.

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Baden: Ihringer Winklerberg

Unweit von Basel und nur wenige Kilometer vom Rhein entfernt, liegt der Ihringer Winklerberg. Als südlicher Ausläufer des Kaiserstuhls zählt er 200 bis 280 Meter und ist dort der Sonne in extremen Maß ausgesetzt. Der Boden ist von Basaltverwitterungsgestein geprägt und die von Mauern umgebenen Rebhänge neigen sich in Terrassenform nach Süden. Die exponierte Lage des Winklerbergs kann dank des wärmespeichernden Vulkangesteins tagsüber Wärme sammeln und diese nachts wieder abstrahlen. Das Klima ist hier aber auch insgesamt mild, da die Weinlage vor Nordwinden geschützt ist.

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Franken: Würzburger Stein

Diese VDP Erste Weinlage öffnet sich in Richtung Süden und zieht sich am Main entlang. Von hier aus kann man einen wunderschönen Blick auf die Stadt Würzburg einfangen. Der bis zu 250 Meter hohe Bergrücken fällt an der Rückseite steil ab und der Weinberg selbst liegt so vor kalten Windeinflüssen geschützt. Der Name Stein geht auf den Kalkstein geprägten Boden zurück, der primär durch Verwitterung des Muschelkalks in Lehm- und Tonschichten entstanden ist.

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Hessische Bergstraße: Heppenheimer Centgericht

Namensgebend für die Lage ist die ehemalige Gerichtsstätte am Heppenheimer Landberg. Von den Weinbergen lässt sich direkt in das Ried, das Rheintal, schauen und linker Hand befindet sich Heppenheim. Rechts lässt sich Bensheim erkennen. Zwischen den Orten erstrecken sich Weinberge mit kleinen Parzellen, die unten mit Löss- und Lehmboden aufwarten und im oberen Drittel durch eine Lössauflage ergänzt werden.

Mittelrhein: Bacharacher Hahn

Der Bacharacher Hahn liegt in südsüdöstlicher Ausrichtung direkt am Rhein. Eine Hangneigung von 65 Prozent schützt gegen kühle Nordwinde und der nahe Fluss hält die Temperaturen konstant. Auch die Reflexion des Sonnenlichts auf der Wasseroberfläche begünstigt diese Weinlage in Bezug auf die Temperatur im Weinberg. Der Boden ist sehr gesteinsreich und von Devonschiefer geprägt – optimal für die Aufnahme und Speicherung von Wärme.

Mosel: Wehlener Sonnenuhr

Moselschleife

Definitiv ein Ausflug wert: Die Moselschleife

Die Wehlener Sonnenuhr ist eine der bekanntesten Weinlagen der Welt und steht als Synonym für herausragende Weine der Rebsorte Riesling. Ausgerichtet in südsüdwestlicher Richtung ist sie insgesamt 50 Hektar groß und somit alles andere als klein. Dabei zeigt sich die komplette Rebfläche als Steillage – eine Tatsache, die auch optisch beeindruckend wirkt. Der Boden besteht aus mit Steinen durchsetzten Lehmböden, die auf Tonschiefer ruhen. Ihren Namen erlangte die Weinlage von einer in den Fels gehauenen Sonnenuhr, die auf eine ehemalige Festung zurückgeht.

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Nahe: Niederhäuser Steinberg

Mit ihrer südlichen Ausrichtung ist die Lage ideal gegen kalte Westwinde geschützt. Die Reben wachsen in dieser acht Hektar großen Steillage bei einer Neigung von 45 bis 55 Prozent. Wie der Name schon sagt, ist diese Lage durch einen hohen Steindurchsatz geprägt. Es handelt sich dabei um Porphyritböden mit kleiner Lössauflage, die sehr eigenständigen, ganz lagentypischen Riesling entstehen lassen.

Pfalz: Haardter Bürgergarten

Der Haardter Bürgergarten ist eine Einzellage, die vollständig zu dem renommierten Weingut Müller-Catoir gehört. Wie ein Plateau gelegen und von einer alten Mauer umgeben, misst der Bürgergarten nur drei Hektar. Die Mauer besteht aus Sandstein, der von den Haardter Steinbrüchen stammt und auch bei der Fassade des Weinguts Verwendung fand. Der Boden ist von durchlässigem Buntsandstein und Löss-Lehm geprägt und begünstigt so eine Wasserspeicherung im tieferen Erdreich. Dies lässt die Reben besonders tief wurzeln – so werden auch längere Trockenperioden gut überstanden. Die südöstliche Ausrichtung sorgt für viel Sonne und die teils bis zu drei Meter hohe Mauer speichert tagsüber Wärme und gibt diese nachts wieder ab – so entsteht ein für Weinreben optimales Mikroklima.

Rheingau: Schloss Johannisberger

Weingebiet Rheingau

Die wunderschöne Natur des Rheingaus

Diese Lage gehört zum Weingut Schloss Johannisberg und liegt zwischen Oestrich-Winkel und Geisenheim. Der Weinberg wird am nördlichen Rand durch den Wald der Taunus-Höhen gegen kalte Winde geschützt und im Süden liegt der Rhein am Fuße des Weinberges. Durchschnittlich 1.700 Sonnenstunden im Jahr machen Schloss Johannisberger zur sonnenreichsten Lage im Rheingau. Der Boden besteht aus Taunusquarzit und Löss-Lehmen. Eine Kombination, die sowohl für gute Wärmespeicherung als auch für ideale Wasseraufnahme steht. Schon im Jahr 1143 war die Lage als „Monte Sancti Johannis“ bekannt und seit 1720 werden hier ausschließliche Riesling-Reben angebaut. Diese Art eines „geschlossenen Weingartens“ war zu diesem Zeitpunkt weltweit einzigartig.

Rheinhessen: Niersteiner Glöck

Eine Urkunde aus dem Jahr 742 weist die Niersteiner Glöck als die älteste Weinbergslage Deutschlands aus. Auf der nur zwei Hektar großen Lage wachsen derzeit sowohl Riesling als auch Spätburgunder. Eine bereits vor Jahrhunderten von Mönchen angelegte Mauer schützt die Lage vor kalten Winden. In Kombination mit der Nähe zum Rhein und der Hanglage entsteht ein ganz besonderes Mikroklima. Der Boden besteht aus Rotliegendem mit einer sandigen Lössauflage.

Saale-Unstrut: Freyburger Edelacker

Weingebiet Saale-Unstrut

Die Weinlage in der Umgebung von Saale-Unstrut

Diese Terrassenlage liegt in direkter Umgebung von Freyburg/Unstrut. Sie ist nach Süden ausgerichtet und bis zu 45 Prozent geneigt. Das nahe Harzgebirge sorgt für eine Reduzierung von Niederschlag und kreiert ein subkontinentales Mikroklima. Der Boden ist von Muschelkalk mit Lössanteilen geprägt und an der Talsohle existiert ein Übergang zu rotem Buntsandstein.

Sachsen: Schloss Proschwitz

Mit Blick auf die Albrechtsburg zu Meißen und das Elbtal wurde dieser Weinberg entlang der Elbe angelegt. Schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde hier Wein angebaut – allen voran wegen der durch die nahe Elbe abgemilderten Temperaturen im Winter. Der Boden besteht aus rotem Granit und einer bis zu sechs Meter messenden Lösslehmschicht – letztere sorgt für eine hervorragende Wasserspeicherung. Die südliche Ausrichtung der Lage ermöglicht bei Feuchtigkeit auf den Pflanzen ein schnelles Trocknen und trägt somit zur Vermeidung von Pilzerkrankungen bei.

Württemberg: Untertürkheimer Gips

In der Nähe des Neckar-Talkessels gelegen startet die Vegetationsperiode dieser Lage immer eine Woche eher als in den Lagen im Umland. Schlichtweg, da die Kaltluft rechts und links an den Taleinschnitten vorüberzieht. Der Boden verfügt über viele Gipseinschlüsse und speichert dadurch hervorragend Wärme. Von dieser Lage stammen seit mehr als 1.200 Jahren Weine und auch heute noch werden die qualitätsfördernden Eigenschaften des Untertürkheimer Gips hochgeschätzt.

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