Côtes du Rhône: Sehnsuchtsorte und traumhafte Weine
Am 17. September 2023 · von Jürgen OverheidWeinfreund Jürgen Overheid outet sich als großer Fan der Weine von der südlichen und nördlichen Rhône Frankreichs. Warum es gerade diese Weine sind, die ihn so begeistern, verrät er in seinem Porträt über dieses große Anbaugebiet.
Auf manche Dinge im Leben ist einfach Verlass. Dazu zählen im Leben als Weinfreund auf jeden Fall die Weine von der Rhône. Wir lieben die Frucht des Grenache, die Würze des Syrah und die Kraft des Mourvèdre. Die Vielfalt der Weine überzeugt, welche die Winzer im Rhônetal daraus hervorbringen. Wenn es so etwas wie eine Seelenverwandtschaft zwischen einem Weinliebhaber und einer bestimmten Region, ihren Rebsorten und Stilen gibt, dann kann das nur die Côtes du Rhône sein.
Aber etwas genauer: Es geht um die Weine, die aus den Appellationen des Rhônetals und der angrenzenden Landschaften stammen. Beginnend im Norden nahe der Stadt Vienne bis hinunter nach Avignon und Nîmes. Die Grenze zwischen der südlichen und der nördlichen Rhône verläuft zwischen Valence und Montélimar oder in Appellationen ausgedrückt zwischen der Cru AOC Saint-Péray im Norden und den Appellationen rund um die Cru AOC Vinsobres. Tatsächlich hilft die Unterteilung in nördliche und südliche Rhône, um die Vielfalt der Region besser zu verstehen. Immerhin ist das gesamte Rhônetal mit rund 70.000 Hektar die drittgrößte Weinregion in Frankreich.
Das Weinbaugebiet Rhône
Namensgeber für das französische Weinanbaugebiet Rhône ist der gleichnamige Fluss, der im Norden von steilen Hängen und im Süden von ausgedehnten Ebenen gesäumt wird. Die Rebstöcke finden mit feucht-warmen bis heiß-trockenem Klima auf mehr als 60.000 Hektar Rebfläche ideale Bedingungen.
In rund 5.500 Winzerbetrieben werden jährlich über 2 Millionen Hektoliter Wein hergestellt. Das von den Franzosen Côtes du Rhône genannte Weinbaugebiet erstreckt sich über fast 150 Kilometer zwischen im Südosten Frankreichs. Die Stadt Montélimar teilt die Region in einen nördlichen und einen südlichen Teil, die sich deutlich unterscheiden, auch in den Herstellungsverfahren.
Die Authentizität der Region kommt vor allem durch die vielen Familienbetriebe hervor. Seit mehreren Generationen sind die Weingüter im Besitzen der gleichen Familien und auch heute wollen noch viele junge Winzer die Betriebe ihrer Eltern übernehmen. Die Entwicklung geht auch dahin, dass die jungen Winzer dafür ins Ausland gehen, was gerade in Frankreich eigentlich noch nicht so üblich ist. Der Weinbau profitiert dadurch enorm, da das Denken und die Herangehensweise einerseits sehr modern, interessiert, dynamisch und am Puls der Zeit andererseits aber auch sehr qualitätsbewusst ist. Das spiegelt sich in den Weinen wider, aber auch im Marketing. Die große Verbindung zur Region wird vor allem in sämtlichen Restaurants und Bistros gelebt, oder aber auf Weinfesten. Es wird versucht die Region attraktiver für Touristen und die Einheimischen zu gestalten.
Qualitativ hochwertige Rotweine aus dem Rhône-Tal
Rotweine dominieren mit etwa 87 Prozent Anteil den Weinbau im Rhône-Tal und haben eine außerordentliche Qualität. Im Norden ist die Rebsorte Syrah die bedeutendste Rebsorte. Unter den roten Rebsorten finden sich darüber hinaus Grenache, Cinsault, Mourvèdre und Carignan. Bei den weißen Sorten sind es Grenache Blanc, Bourboulenc, Roussanne, Marsanne, Viognier und Clairette. Intensive, aromatische Rotweine mit Tanninen und Strukturen sind weit über die Landesgrenzen hinaus hoch geschätzt. Diese sollten vor dem Genuss aufgrund ihrer Finesse und enormen Kraft einige Jahre in der Flasche lagern. Im Süden des Rhône-Tals werden neben den wuchtigen Weinen des Nordens auch leichtere Rotweine gekeltert, die auch in jungen Jahren ein wahrer Genuss sind. In den letzten Jahren ist ein Anstieg bei den modernen frischen Rotweinen zu beobachten, die das alte Bild der Rhone mit fetten alkoholischen Rotweine mehr und mehr brechen.
Ein weiterer Trend, der zu beobachten ist, ist der Anbau von Bio- und biodynamischen Weinen. Die Winzer haben erkannt, dass sie selbst Maßnahmen ergreifen müssen um ihre Region vor den Folgen der Klimakrise zu schützen. Aber auch die wirtschaftlichen Vorteile von Bioweinen dürfen nicht außer Acht gelassen werden, da heutzutage fast nur so noch verkaufbare Alkoholwerte gehalten werden können.
GSM-Cuvée: die Kunst der Assemblage
Der Großteil der Weine von der Rhône entsteht aus dem Vermählen verschiedener Rebsorten. Dieses Assemblage genannte Verfahren zählt zum Erfolgsgeheimnis eines Châteauneuf-du-Pape, bei dem bis zu 13 verschiedene Rebsorten zu einer Cuvée zusammengeführt werden. Zu nennen ist unbedingt noch die berühmte GSM-Cuvée von der südlichen Rhône, in der Grenache, Syrah und Mourvèdre harmonieren. Spricht man an der Rhône von einer Cuvée, findet man beim Champagner eher den Begriff Assemblage. Wieder werden unterschiedliche Reben, Lagen und sogar Jahrgänge zu einem Champagner vermählt – oder verheiratet, denn das französische Wort Marriage ist gleichfalls eine verwendete Bezeichnung in diesem Zusammenhang.
Eine Cuvée ermöglicht es den Weinmachern, auf unterschiedliche Erträge der Rebsorten in einem Jahr zu reagieren. Vor allem aber lassen sich so einzelne Komponenten des Weins wie Farbe, Fruchtaromen und Tannin, Alkohol und Säure besser aussteuern. Denn jede Rebsorte hat ihre eigenen Stärken. So trägt bei der GSM-Cuvée der Grenache viel Kirsche und Frucht, der Syrah pfeffrige und maskulin würzige Noten sowie der Mourvèdre Farbe und Struktur bei.
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Südliche Rhône: Von Côtes du Rhône bis Châteauneuf-du-Pape
Die gern als „einfache“ Qualität bezeichneten Weine erkennt man an der allgemeinen Bezeichnung AOC oder auch AOP Côtes du Rhône. Rund die Hälfte aller Weine trägt diese Kennzeichnung. In der Qualitätspyramide der südlichen Rhône stehen die AOC Côtes du Rhône Villages eine Stufe darüber. Als Nächstes folgen die Villages-Weine, die auf dem Etikett den Namen der Ortschaft nennen, aus der sie kommen. Beispiele sind die AOC Côtes du Rhône Villages Visan, Gadagne oder Plan de Dieu.
Man muss diese Logik mit dem Namen nur weiterdenken, um sich zu merken, dass die Speerspitze an der südlichen Rhône einzig den Namen der Appellation auf dem Etikett trägt. Der Klang dieser auch Cru genannten Weine löst bei allen Weinfans reflexartig Vorfreude und einen feuchten Gaumen aus: Rasteau, Lirac, Gigondas… und zuallererst natürlich Châteauneuf-du-Pape. Weine aus diesen Appellationen zählen für mich zur ersten Wahl unter den französischen Rotweinen überhaupt.
Die neun Crus der südlichen Côtes du Rhône
AOC Gigondas
Das Gebiet wird durch die „Dentelles de Montmirail“ von dem mitunter recht stark wehenden Mistral geschützt. Diese bereits von Weitem sichtbaren Bergkämme schenken dem Gigondas sein besonderes Klima mit sehr warmen Sommern und noch mehr Sonne. Weinfreunde, die körperreiche Weine mögen, werden den kräftigen, aromatischen Gigondas lieben. Daneben gibt es aber auch ausgesprochen elegante Grenache aus der Appellation, die von Weingütern wie Saint Cosme regelrecht zelebriert werden, das übrigens auch an der nördlichen Rhône Weine macht.
AOC Vacqueyras
Dieses Anbaugebiet schließt sich südlich an der AOC Gigondas an. Aus dem lateinischen „Tal der Steine“ leitet sich der Name ab und gibt damit auch einen Hinweis auf die Charakteristik der Böden. In den Weinen der AOC hat meist der Grenache das Sagen. Sie zeichnen sich durch eine besondere Aromatik aus, die mit Veilchen- und Lakritz-Noten die für den Grenache typische, rote Frucht begleitet.
AOC Vinsobres
Vinsobres zählt zu den weniger bekannten unter den ganz bekannten Cru-Appellationen und liegt weiter nördlich an der Drôme, die in die Rhône mündet. Erst seit 2006 zählt die AOC zu den Crus der Region. Die Weine aus Vinsobres bestechen mit ihren ausgeprägten Tanninstruktur und kräftigen Noten von schwarzer Frucht.
AOC Beaumes de Venise
Bekannt ist dieses Weinbaugebiet insbesondere für seinen Süßwein, den „Muscat de Beaumes de Venise“. Seit über zehn Jahren stellt man aber auch Rotweine in der AOC her. Die „Dentelles de Montmirail“ prägen auch dieses Gebiet: Dafür stehen die in die steilen Hänge gesetzten Terrassen. Bereits die Griechen wussten dieses besondere Terrain für Wein zu nutzen. In den vorwiegend aus Grenache und Syrah gemachten Weinen, zeigen sich wieder rote Frucht und Würzigkeit, die oftmals um eine feine Mineralität bereichert werden.
AOC Rasteau
Auch im Rasteau wird Süßwein, der „Vin Doux“, hergestellt. Seinen Ruf verdankt die Appellation jedoch den exzellenten Rotweinen, die den Grenache mit Kraft und Spannung ins Glas bringen. Mit ihrer wunderbaren Struktur zählen die Roten aus dem Rasteau zu meinen Favoriten.
AOC Lirac
Gemeinsam mit der Roséwein-AOC Tavel ist Lirac die einzige Cru-Appellation der südlichen Rhône, die am rechten Ufer liegt. In diesem Bereich des großen Tals fällt weniger Regen als in den anderen AOC, den eigentlichen Unterschied machen aber die Böden. Große Rollkiesel sind überall zu sehen, die Galets, die die Zeiten schon vor Jahrtausenden angeschwemmt haben. Das erklärt, warum die Rotweine der AOC Lirac so elegant ausfallen.
AOC Tavel
Tatsächlich, so etwas gibt es nur an der südlichen Rhône, eine Appellation, die ausschließlich Rosé-Weine herstellt. Wie bei der Appellation auf der anderen Flussseite, der AOC Châteauneuf-du-Pape, spielt dabei der Papst, der im 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts in Avignon residierte, eine gewichtige Rolle. Er befand nämlich, dass der Rosé aus Tavel zu den besten seiner Art zähle, und so wurde kurzerhand per Dekret angeordnet, dass in Tavel nur noch Roséweine hergestellt werden. Und beides gilt bis heute: dass nur Rosé produziert wird und dass sie zu den besten der Welt zählen.
AOC Châteauneuf-du-Pape
Der Name macht den päpstlichen Einfluss sofort deutlich. Allein deshalb sind die Weine der Appellation aber nicht so gut und so bekannt. Es sind erneut die Galets, die die entscheidende „Rolle“ spielen. Gletscher und der ihnen nachfolgende Strom rollten riesige Kiesel in Richtung Meer und ließen deren Reste den Winzern dankenswerterweise zurück. Ein roter Châteauneuf-du-Pape verlangt nach der hohen Kunst, die unterschiedlichen Rebsorten zur himmlischen Cuvée zusammenzuführen: Vor allem sind es Grenache, Syrah, Mourvèdre und auch Cinsault, die im Châteauneuf-du-Pape auf unnachahmliche Weise zusammenfinden: kraftvoll, aromatisch und vollkommen ausgewogen. Im Jahr 1933 gegründet, zählt Châteauneuf-du-Pape zu den ersten AOC Frankreichs überhaupt. Legendär sind die Weine von Château Beaucastel der Familie Perrin, die aber auch vielen weiteren Rhône-Appellationen aktiv ist.
AOC Cairanne
Die jüngste der Einzellagen, die erst vor wenigen Jahren vom AOC Côtes du Rhône Villages Cairanne zur Einzellage und Cru aufgestiegen ist. In direkter Nachbarschaft zum renommierten Rasteau gelegen, tut sich die junge Einzellage noch etwas schwer. Ein Grund mehr sich den Rotweinen zu widmen, bekommt man doch Weine mit guter Tanninstruktur, die neben intensiven Fruchtaromen auch feine Mineralität und die typischen Garrigue-Aromen mitbringen.
Luberon, Mont Ventoux und Costière de Nîmes: weiter geht’s
Zumindest in der Geografie der Anbaugebiete reicht die Appellation Côtes du Rhône deutlich weiter. Rechts der Rhône zählt noch die AOC Costières de Nîmes dazu, die unmittelbar an das Languedoc anschließt. Links des Flusses zieht sich das Anbaugebiet weit in die Provence hinein und schließt im Süden die AOC Côte du Luberon sowie nördlich davon die AOC Côte de Ventoux mit ein. Die Rotweine sind dicht und körperreich, geprägt vom warmen Klima, und oft bereichern sie die würzigen Aromen der Kräuter und Sträucher der Landschaft, unter Weinfreunden Garrigue genannt. Unbedingter Tipp sind die Roséweine dieser Appellationen.
Nördliche Rhône: Steillagen und große Namen
Lässt man den Süden hinter sich und bewegt sich flussaufwärts, verändert sich alsbald die Landschaft. Das Tal der Rhône zieht sich zusammen, die Hügelketten und Höhenzüge rücken näher an den Fluss. Zwischen den Städten Valence und Vienne reihen sich die renommierten Grand Cru Appellationen wie Perlen aneinander. Hier spielen hauptsächlich die rote Rebsorte Syrah und der weiße Viognier eine tragende Rolle.
Die Autoroute du Soleil, die A7, erlaubt nicht nur wunderbare Seitenblicke auf die gemächlich dahinziehende Rhône, sondern sie führt auch vorbei an den großen Appellationen der nördlichen Côtes du Rhône. Hier im Norden des Rhônetals prägen kleine Terrassen mit niedrigen Steinmauern – chayées genannt – das Bild. Das Terrain ist deutlich bergiger und weist Steillagen von bis zu 60 Grad auf. Granit, Glimmerschiefer und Gneis prägen in unterschiedlicher Abfolge die Böden, deren seit Jahrtausenden anhaltende Verwitterung den Weinen eine gute Portion Mineralität mitgibt. Durch den sich zersetzenden Felsen suchen sich die Wurzeln der Reben den Weg zu Feuchtigkeit und Nährstoffen. Generell sind die Einzelappellationen im Norden kleiner, was die Weine seltener und „kostbarer“ macht.
Die Cru Appellationen der nördlichen Côtes du Rhône
AOC Côte-Rôtie
Ganz im Norden der Weinregion Rhône und auf der flussabwärts betrachtet, rechten Seite des Flusses findet sich mit der Côte-Rôtie gleich eine der ganz renommierten Cru Appellationen. Steil abfallende Weinberge, die Rebanlagen sämtlich in Terrassenbauweise angelegt: Es braucht viel Arbeit, um in der Côte-Rôtie Wein zu machen. Zwar herrscht hier noch das gemäßigtere Kontinentalklima, aber die Südausrichtung der Rebflächen und die in ihrem Rücken gelegenen Bergzüge, die vor kalten Nordwinden schützen, bescheren dem Gebiet heiße Sommer mit hohen Temperaturen. So heiß, dass man glauben könnte, die Landschaft würde gebraten – auf Französisch „rôtie“.
Auch angesichts dessen warten die Weine der Côte-Rôtie mit einer Überraschung auf. Denn der dominierenden roten Rebsorten von der nördlichen Rhône, dem Syrah, fügt man hier geringe Anteile des weißen Viognier bei. So gewinnen die Weine mehr Frische und Aromatik. Ein Cru von der Côte-Rôtie zeigt sich mit kräftigen Eindrücken von roten und schwarzen Früchten, besticht aber auch mit Noten von Veilchen und Gewürzen.
AOC Condrieu
Ganz auf die weiße Rebsorte Viognier setzt die südlich der Côte-Rôtie gelegene Appellation Condrieu. Bereits zu Zeiten der römischen Herrschaft an der Rhône galten diese Weine als etwas ganz Besonderes und die Linie der Condrieu-Fans setzt sich über das Mittelalter und die Päpste aus Avignon bis zu zeitgenössischen Weinkritikern und Weinfreunden eindrucksvoll fort.
Die Böden ähneln dort, wo es bergig und steil ist, jenen der Côte-Rôtie. Andere Teile sind geprägt von den Flussablagerungen der Rhône aus Urzeiten: Dieses Gelände ist flacher und sehr steinig. Das Klima ist noch kontinental geprägt, was allerdings heiße Sommer nicht ausschließt, denn der Fels heizt sich unter der Sonne auf und fungiert als riesiger Wärmespeicher. Der Name der Appellation leitet sich von der kleinen Stadt Condrieu ab, deren Schloss aus dem 12. Jahrhundert bis heute einen Besuch lohnt.
Ein typischer Viognier Weißwein aus Condrieu besticht schon allein mit seiner goldgelben Farbe im Glas. Fruchtaromen von weißen Pfirsichen und von Aprikosen verleihen ihm seinen Charme. Wer die ganze Fülle des Sommers schmecken will, ein Viognier aus Condrieu bringt ihm das Genusserlebnis frei Haus.
AOC Château-Grillet
Runde, volle Weißweine, die mit Noten von Pfirsich und Aprikose und einem blumigen Duft locken, das sind die Viognier Weine aus Château-Grillet. Ebenso bemerkenswert: Mit rund 3,5 Hektar sprechen wir über das kleinste Anbaugebiet an der nördlichen Rhône, dessen AOC-Weine zudem von nur einem Weingut stammen. Wer Weingut und Appellation auseinanderhalten will, achtet auf den feinen Unterschied des Bindestrichs: Die Appellation schreibt sich mit, das Weingut ohne Bindestrich.
Das Grillet im Namen weist erneut auf die hohen Temperaturen im Sommer hin. Wird die Landschaft der Côte-Rôtie metaphorisch „gebraten“, so wird sie in dieser Appellation schlichtweg „gegrillt“. Der Weißwein aus Viognier ist eine absolute Empfehlung, allerdings sind die Weine aufgrund der geringen Erntemengen auch nicht ganz günstig zu erwerben.
AOC Saint-Joseph
Steile Hänge und die auf Terrassen kultivierten Reben prägen auch das Anbaugebiet Saint-Joseph. Bekannt wurden diese Weine unter der Bezeichnung „Vin de Mauves“ und unter diesem Namen erscheinen sie auch in Victor Hugos weltberühmten Roman „Les Misérables“. Die herausragende Lage für den „Wein aus Mauves“ – einem kleinen Ort der Gegend – lag aber schon damals nahe einem Kloster. Die Mönche, die in den Weinbergen arbeiteten, tauften den Hügel Saint Joseph und stifteten so den Namen für die spätere Appellation.
Wie alle bislang vorgestellten Anbaugebiete liegt auch Saint-Joseph am rechten Ufer der Rhône. Rund 50 Kilometer lang folgt das Gebiet dem Lauf des Flusses und erstreckt sich dabei nur wenige Kilometer ins Landesinnere. Aus Saint-Joseph kommen großartige Syrah-Weine mit Kraft und Struktur, die die typischen Pfeffernoten der Rebsorte aufweisen und mit sanften Aromen von Veilchen brillieren. Die Weißweine werden aus den Rebsorten Marsanne und Roussanne hergestellt.
AOC Crozes-Hermitage
Endlich wechseln wir einmal die Flussseite. Am linken Ufer erwarten uns mit Crozes-Hermitage und Hermitage zwei weltbekannte Appellationen. Crozes-Hermitage ist das größte Anbaugebiet an der nördlichen Rhône und das Renommee seiner Weine geht primär auf den Rotwein aus Syrah-Trauben zurück. Es erstreckt sich nördlich, östlich und südlich des Dorfes Tain-l’Hermitage.
Es sind üppige und dennoch elegante Rotweine, mit einer feinen Balance von Frucht und Tannin, die als Prachtexemplare der Appellation gelten. Die Weißweine – vinifiziert aus den Rebsorten Marsanne und Roussanne – weisen wunderbare, blumige Noten auf und geben sich allgemein trocken und ausgewogen.
Die Böden in Crozes-Hermitage sind wieder ausgesprochen vielfältig und das Klima wendet sich nun deutlich der mediterranen Zone zu. Eine ganz entscheidende Rolle spielt dabei der Wind. Wind aus Norden bedeutet Eiseskälte im Winter, aber erholsame Abkühlung im Sommer. Der Südwind trägt im Winter wärmere Luft heran, dafür plagt er im Sommer mit hoher Luftfeuchte und starker Gewitterneigung.
AOC Hermitage
Westlich von Tain-l’Hermitage schließt sich die Appellation Hermitage an. Der Name leitet sich von einem Eremiten ab, der wohl eher ein kampfmüde gewordener Kreuzritter war. Dieser lässt sich auf einem Granithügel nieder, um der Welt fromm zu entsagen. Um seinen Rückzugsort herum pflanzt er die ersten Weinreben: So zumindest die „legendäre“ Geburtsstunde des Weins, die nur außer Acht lässt, dass dort schon lange vor Kreuzritter Gaspard de Stérimberg Reben kultiviert wurden.
Rein geografisch betrachtet, sind es erneut die besonders vielfältigen Böden sowie die vor den Nordwinden geschützte Lage, die aus dem Anbaugebiet ein Paradies für den roten Syrah machen. Hier findet er jene Voraussetzungen, die ihn zu einem ebenso kraftvollen wie ausgewogenen und eleganten Rotwein machen. Weltklasse!
Einigen Rotweinen wird noch ein Anteil der weißen Rebsorten Roussanne oder Marsanne mitgegeben, was die Weine etwas weicher und runder macht und vor allem bei älteren Jahrgängen für zusätzliche Finesse und Harmonie sorgt. Dabei kommen Roussanne und Marsanne auch solo gut aus. Die Weißweine aus Hermitage sind sehr geschmeidige Tropfen, die mit der Zeit Aromen von Honig und Nuss zu den Aprikosen- und Pfirsichnoten beitragen.
AOC Cornas
Nun aber zurück auf die rechte Rhôneseite: in die Appellation Cornas. Die Tradition der Weine aus Cornas ist beeindruckend und reich gespickt mit Namen von Königen, Fürsten, Bischöfen und weiterer historischer Prominenz. Einer soll jedoch namentlich genannt werden, denn angeblich zählte auch Karl der Große zu den Liebhabern des Weins aus Cornas, nachdem er ihn sogar vor Ort verkostet haben soll.
Die Kraft und Struktur der Rotweine aus Syrah – keine andere Rebsorte ist in der Appellation für AOC-Weine zugelassen – und ihre tiefdunkle Farbe verleihen Cornas seinen Ruhm in der internationalen Gilde roter Spitzengewächse. Grund ist das warme bis heiße Mittelmeer-Klima, das auf die steilen Hänge mit ihren Rebflächen trifft, die allesamt nach Süden blicken. Aus der Sonne kommt also die Kraft, aber manchen war es wohl zu viel damit. Der Name der Appellation leitet sich nämlich von der keltischen Bezeichnung für „verbrannte Erde“ ab.
AOC Saint-Péray
Die letzte nördliche Appellation, bevor es in den südlichen Teil des riesigen Anbaugebiets geht, ist Saint-Péray. Eigentlich ein Grund, mit einem Schaumwein anzustoßen, denn die Regularien des Anbaugebiets verleihen dem nach der „méthode traditionelle“ hergestellten Mousseux nicht nur höchste AOC Weihen. Es gibt einfach keine andere Appellation an der Rhône, die mit einem Schaumwein aufwarten kann.
Der Schaumwein wie auch die Stillweine in dem durch und durch „weißen“ Anbaugebiet sind zumeist aus Marsanne und gelegentlich aus der Rebsorte Roussanne hergestellt. Sie wirken blasser im Glas als die Weißweine aus Condrieu oder Château-Grillet, aber bestechen zugleich durch blumige Noten und feine Mineralität. Und wenn die Appellation Saint-Joseph mit Victor Hugo wuchern kann, so darf Saint-Péray die großen Literaten Guy de Maupassant und Charles Baudelaire zu seinen Befürwortern zählen.
Weiteres Kennzeichen der Region ist die hohe Unterschiedlichkeit der Böden, da hier die geologischen Veränderungen verschiedener Zeitalter zusammenfallen: Reste von Magma aus Vulkanen, Kalkschichten aus dem Jura, uralte Meeresablagerungen, all das kommt in Saint-Péray zusammen.
Côte-Rôtie | |
Fläche | 300 Hektar |
Rebsorten | Syrah (rot) | Viognier (weiß) |
AOC | seit 1940 |
Gut zu wissen | mehr als 70 Einzellagen innerhalb der Appellation |
Condrieu | |
Fläche | 110 Hektar |
Rebsorten | ausschließlich Viognier (weiß) |
AOC | seit 1940 |
Gut zu wissen | die Weinberge zählen zu den steilsten in Europa |
Château-Grillet | |
Fläche | 3,5 Hektar |
Rebsorten | ausschließlich Viognier (weiß) |
AOC | seit 1936 |
Gut zu wissen | kleinste Appellation, in der nur ein Weingut den AOC Wein produziert |
Saint-Joseph | |
Fläche | ca. 900 Hektar |
Rebsorten | Syrah (rot) | Marsanne, Roussanne (weiß) |
AOC | seit 1956 |
Gut zu wissen | Früher als „Vin de Mauves“ bekannt |
Crozes-Hermitage | |
Fläche | ca. 1300 Hektar |
Rebsorten | Syrah (rot) | Marsanne, Roussanne (weiß) |
AOC | seit 1937 |
Gut zu wissen | das größte Anbaugebiet der nördlichen Rhône |
Hermitage | |
Fläche | ca. 140 Hektar |
Rebsorten | Syrah (rot) | Marsanne, Roussanne (weiß) |
AOC | seit 1937 |
Gut zu wissen | zählt über 20 Einzellagen |
Cornas | |
Fläche | ca. 125 Hektar |
Rebsorten | Syrah (rot) |
AOC | seit 1938 |
Gut zu wissen | sehr langlebiger Rotwein, der auch lange Flaschenreife benötigt |
Saint-Péray | |
Fläche | ca. 75 Hektar |
Rebsorten | Marsanne, Roussanne (weiß) |
AOC | seit 1936 |
Gut zu wissen | der einzige AOC-Schaumwein an der Rhône |