Appellation: Begriff für Herkunft und Qualität

Am 29. März 2023 · von Cédric Garraud

In Deutschland sind es die Anbaugebiete, in Frankreich die Appellationen, die nicht nur die Herkunft, sondern auch eine eigene Qualität und Typizität einer Region verbürgen. Kollege Cédric weiß mehr über Bedeutung und Geschichte der Appellation.

Herkunft hat in der Weinwelt eine hohe Bedeutung. Denn damit verbindet sich nicht einfach nur eine Region, ein Ort oder gar eine einzelne Lage auf einem Weinberg, sondern Herkunft steht immer auch für typische Rebsorten und Weinstile und letztlich Qualität. Es geht bei der Herkunft eines Weines also um Geografie und Güte gleichermaßen, weshalb es nicht verwundert, dass die Handhabung der Herkunftsbezeichnungen eine streng geregelte Angelegenheit ist. Die Statuten einer Appellation legen unter anderem fest, welche Rebsorten, Erträge und Weinstile erlaubt sind.

Appellation: wichtigste Herkunftsbezeichnung für Wein

Appellation meint im übertragenen Sinne nichts anderes als ein Anbaugebiet mit fest umrissenen Grenzen und besonderen Charakteristika. Der Begriff ist dem Französischen entlehnt, genauer gesagt der Appellation d’Origine Contrôlée, kurz AOC. Diese „überprüfte Ursprungsbezeichnung“ findet sich in Kombination mit dem Namen des Anbaugebiets quasi auf allen Etiketten besserer Weine aus Frankreich. Aber nicht nur dort, in Frankreich gibt es ebenso AOC für Käse und Obst, Geflügel und Gemüse.

Bordeaux

Der Begriff Appellation stammt aus Frankreich. Auch die bekannte Weinbauregion Bordeaux weist mehrere Appellationen auf.

Bereits 1936 erhielten zahlreiche Weinbaugebiete den Status einer AOC. Darunter finden sich Appellationen im Bordeaux und im Burgund oder an der Rhône, aber auch die Champagne zählt zu den Appellation d’Origine Contrôlée der ersten Stunde. Um unnötigen Irritationen vorzubeugen: die AOP, also die Appellation d’Origine Protégée, meint eigentlich genau dasselbe. Die AOP ist die Bezeichnung, die die EU vorgibt, aber AOC darf weiter verwendet werden.

Denominación und Denominazione: von Frankreich lernen

Nicht nur der Begriff Appellation, sondern auch die damit verbundene Idee der Herkunftsbezeichnung kann man ebenso ins Spanische, Italienische oder Portugiesische übersetzen. Denn die spanische Denominación de Origen, die Denominazione di Origine Controllata in Italien und die portugiesische Denominação de Origem Controlada meinen nichts anderes. Nicht zu vergessen, die Österreicher, die es allerdings vorziehen, von einem DAC, einem Districtus Austriae Controllatus, zu sprechen.

Im Deutschland sind es die 13 Anbaugebiete, die mit den Appellationen anderer Länder zu vergleichen sind. Scheinbar etwas großteilig, aber mit aller Berechtigung – zumal die Kultur von Ortsnennung und Lagenbezeichnung um so ausgeprägter ist. Ein „kleinteiliger“ Blick, der mit der Novellierung des Deutschen Weinrechts ganz offiziell die Herkunft aus Lage und Einzellage zum Qualitätsmerkmal macht.

Appellation en Detail: Matroschka-Effekt im Burgund

Burgund

Die Appellationen des Burgunds sind komplex und kleinteilig.

Allerdings darf man sich eine Karte der Appellationen nicht so einfach vorstellen. Es gibt Überlappungen und Sonderfälle für eine Spezialität innerhalb einer Appellation. Beispielsweise gibt es die Herkunftsbezeichnung Bordeaux, die aber in über 60 einzelne Appellationen aufgeteilt ist, teils nur für Weißwein, Rotwein oder Süßwein ausgelegt. Noch komplexer ist die Lage im Burgund. Dort sind 84 Appellationen angesiedelt, das entspricht nahezu einem Viertel aller französischen Anbaugebiete, obgleich das Burgund nur etwa vier Prozent der Rebflächen stellt.

Unterteilt sind die Anbaugebiete in die Appellation Génerique, die einfach Weine aus dem Burgund kennzeichnet, sowie die Appellation Régionale wie Chablis, Côte de Beaune oder Beaujolais. Dann folgen noch die Weinbereiche auf Gemeindeebene, die Appellation Village oder Appellation Communale. Noch kleinteiliger, aber auch teurer wird es bei den „Climat“ genannten Einzellagen sowie bei Parzellen in Weinbergen, die im Burgund „Lieu-dit“ heißen. Zudem werden die Top-Lagen einer Appellation noch als Premier Cru oder Grand Cru hervorgehoben. Alles klar?

Monopol und Mini-AOC: Solo-Lagen und Anbaugebiete

Insbesondere im Burgund teilen sich meist viele Winzerinnen und Winzer einen Weinberg und oft sogar eine begehrte Einzellage. Dass so eine Sahnestück komplett nur einem Weingut gehört, ist die absolute Ausnahme. Der Fachbegriff dafür ist Monopolbesitz oder französisch „Monopole“. Solche Monopole gibt es nicht nur im Burgund. Der Wickerer Nonnberg und der Königin Victoriaberg des VDP-Weinguts Flick aus dem Rheingau sind deutsche Beispiele für Weinlagen im Alleinbesitz.

Rheingau

Im deutschen Anbaugebiet Rheingau gibt es Weinlagen im Alleinbesitz.

Ein Kuriosum unter den Appellationen in Frankreich findet sich an der nördlichen Rhône. Die dortige AOC Château-Grillet umfasst lediglich 3,5 Hektar Rebfläche und ist nur für die weiße Rebsorte Viognier zugelassen. Nicht nur, dass Château-Grillet zu den Appellationen der ersten Stunde in Frankreich zählt, die komplette AOC befindet sich in der Hand nur eines einzigen Weinguts.

Angeberwissen Appellation: Faiveley

Die Domaine Faiveley gehört zu den ganz großen Namen im Burgund. Immerhin zählen 13 Grand Cru-, 25 Premier Cru- und 26 Villages-Lagen zu den Rebflächen des Hauses. Darunter befinden sich auch sieben Monopol-Lagen. Die Appellationsstatuten im Burgund sehen allerdings vor, dass jede Grand Cru-Lage per se eine eigene AOC ist. Somit ist auch der Corton Grand Cru Clos des Cortons Faiveley Monopole der einzige Wein aus dieser Appellation. Gleichzeitig unterbieten die 2,77 Hektar der Grand Cru-Lage sogar noch die 3,5 Hektar von Château-Grillet. Klein, aber fein, heißt daher die Devise im Burgund.

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