Vinho Verde – Heimat frischer Weißweine

Die Vinho Verde getauften Weißweine aus dem Norden Portugals erfreuen sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit. Es ist hauptsächlich der leichte und frische Charakter mit vergleichbar niedrigem Alkoholgehalt, der bei vielen Weinfreunden auf Gefallen stößt. Grund genug für Kollegen Stefan, sich der Weinregion anzunehmen.

Das Vinho Verde ist eines der 26 DOC-Gebiete (Denominação de Origem Controlada) in Portugal. Die geschützte Herkunftsregion ist für die gleichnamigen Weißweine bekannt und liegt im Nordwesten Portugals in der Provinz Minho. Den DOC-Status erhielt das Vinho Verde bereits 1908. Aktuell umfasst das Anbaugebiet eine Rebfläche von 60.000 Hektar (Stand 2021). Die von hier stammenden Weißweine sind leicht, frisch und meistens etwas moussierend. Aufgrund des geringen Alkoholgehalts gelten die Weine bei vielen Liebhabern als idealer Sommerwein.

Was bedeutet Vinho Verde?

Vinho Verde bedeutet zwar wörtlich übersetzt „grüner Wein“, doch stammt die Namensgebung nicht von der Farbe der Weine, sondern vielmehr von deren Frische, der grünen Landschaft und der Tatsache, dass teils noch grüne Trauben geerntet werden.

Klima und Boden im Vinho Verde

Aufgrund seiner Nähe zum Atlantik hat das Vinho Verde ein gemäßigtes maritimes Klima. Hervorstechende Eigenschaft ist die hohe jährliche Niederschlagsmenge von rund 2000 Millimetern. Ohne sorgfältige Laubpflege im Weinberg kann der viele Regen zu übermäßigem Laubwachstum führen und Krankheiten begünstigen. Diese Problematik hat zu einer Abkehr von der Erziehung der Reben im Pergola-System geführt, in der die Blätter als eine Art Dach fungieren. Heute ist das sogenannte Vertikaldraht-Rahmensystem üblich, um eine bessere Luftzirkulation zu ermöglichen, die wiederum der Vermeidung von Schimmel- und Fäulebefall dient.

Das Weingut Quinta da Raza im maritimem Klima der Region

Die Rebsorten im Vinho Verde

Die meisten Vinho Verde Weine werden aus einem Verschnitt von weißen Rebsorten produziert. Aber auch reinsortige Exemplare sind keine Seltenheit. Sechs Rebsorten – die meisten davon autochthon – dominieren die Weine: Alvarinho, Arinto, Azal, Avesso, Loureiro und Trajadura. Alvarinho wird primär in der kleinen Subregion Monção e Melgaço reinsortig aus Alvarinho-Trauben (Albariño in Spanien) erzeugt.

Wie schmeckt ein Vinho Verde?

Die Weine variieren teils im Stil, aber die meisten Weißweine sind leicht, fruchtig, frisch und leicht moussierend. Die klassischen Vinho-Verde-Weißweine besitzen eine zitronengelbe Farbe, viel Säure und wenig Alkohol (zwischen 8 und 11,5 %). Exemplare mit niedrigem Alkoholgehalt sind in der Regel halbtrocken.

Die Trauben Ernte des Weinguts Quinta da Raza

Im Folgenden ein Überblick zur aromatischen Charakteristik der wichtigsten Rebsorten:

Arinto

Arinto, auch Pederna genannt, zeigt saftige Melone-Anklänge und Zitrusfrüchte mit leicht bitteren Noten im Abgang. Gutes Alterungspotential!

Alvarinho

Synonym für den spanischen Albariño. Aromen von Grapefruit und florale Noten sind typisch.

Avesso

Aromatisch, mit seinen Aromen von Grapefruit und Pfirsich dem Alvarinho nicht unähnlich, aber eine dezente Bitternote, die an grüne Mandeln erinnert, verleiht den Weinen zusätzliche Komplexität.

Azal

Azal ist die Rebsorte mit dem höchsten Säuregehalt. Sie wird meistens als zusätzlicher Frischespender in einer Cuvée eingesetzt.

Loureiro

Loureiro wird auf Weinbergen an der Küste nicht selten reinsortig angebaut und erinnert stilistisch an Riesling.

Trajadura

Trajadura wird gerne mit Alvarinho verschnitten. Die Rebsorte liefert Fülle und Aromen von Birnen und Zitrusblüten.

Die Region besuchen

Absolut lohnenswert: Ein Besuch in der nordwestlichen Region Portugals

Der Frühsommer ist eine wunderschöne Zeit, um die Provinz Minho und das Vinho Verde im Norden Portugals zu besuchen. Die Stadt Barcelos ist Rückzugsort für viele wohlhabende portugiesische Familien und verfügt über einige der schönsten historischen Weingüter. Im Landesinneren ist es sehr hügelig und landschaftlich recht rau. Besuche von Weingütern sind oft spontan möglich, jedoch sollte man sich auf deren Webseiten über die Öffnungszeiten und Besuchsmöglichkeiten vorab informieren.