Weinflaschen: Eine Frage von Form und Größe

Am 14. November 2021 · von Sven Reinbold

Glasflaschen bieten in Bezug auf die Aufbewahrung von Wein zwei große Vorteile: Sie sind völlig geschmacksneutral und lassen einen kontrollierenden Blick auf den Inhalt zu. Und auch wenn die Römer bereits mundgeblasenes Glas einsetzten, sorgte erst die Industrialisierung der Glaserzeugung im frühen 19. Jahrhundert dafür, dass Weine im großen Stil in Flaschen gefüllt wurden. Mittlerweile sind Weinflaschen aus Glas völlig selbstverständlich, doch unterscheiden sie sich teils deutlich in ihrer Form und Größe. So greift unser Weinfreund Sven Reinbold für ganz nüchterne Aufklärungsarbeit zur Flasche.

Bevor ich auf die unterschiedlichen Größen von Weinflaschen eingehe, möchte ich mich zunächst den Flaschenformen widmen. Hierbei existieren vier gängige Formen, die wohl Weinfreunden auf der ganzen Welt geläufig sind. Doch möchte ich im Folgenden noch auf eine fünfte Form eingehen, da sie in Deutschland eine besondere Relevanz hat.

Flaschenformen

Eine Übersicht der unterschiedlichen Flaschenformen

Die Burgunder-Flasche

Die Burgunder-Flasche existiert seit dem 19. Jahrhundert und ihre bauchige Form mit den simpel geschwungenen Seiten kam zustande, da sie schlichtweg sehr einfach durch die Glasbläser herzustellen war. Da diese Flaschenform als erstes von Winzern im Burgund eingesetzt wurde, bekam sie bald das Erkennungszeichen für Weine aus Pinot Noir und Chardonnay. Als diese beiden Rebsorten auch andernorts erfolgreich angebaut wurden, übernahm man die Tradition die Weine in Burgunder-Flaschen abzufüllen – so auch bei den meisten Spätburgundern aus Deutschland.

Heutzutage beschränkt sich der Einsatz der Weinflaschen aber nicht mehr nur auf diese beiden Rebsorten. Auch die italienischen Barbaresco und Barolo aus der Nebbiolo-Traube werden in Burgunder-Flaschen gefüllt. Und praktisch alle Weine aus dem Süden Frankreichs sind in dem bauchigen Flaschentyp zu finden. Zudem machen es sich viele Winzer zum Prinzip Weine, die stilistisch eher einem Pinot Noir nachempfinden, in eine Burgunderflasche zu füllen.

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Bordeaux-Weinflaschen

Durch die Verbreitung der ersten Burgunder-Flaschen wurde es für die Winzer des konkurrierenden Bordeaux enorm wichtig, eine Flaschenform zu etablieren, die sich auf den ersten Blick von den Flaschen aus dem Burgund unterscheidet. Den größten optischen Unterschied bilden die „Schultern“ der Flasche direkt unterhalb des Flaschenhalses. Experten streiten darüber, ob diese Ausbuchtungen ursprünglich erdacht wurden, um Sedimente im Wein zu sammeln, damit diese beim Dekantieren besser zurückhalten werden. Ich persönlich glaube, dies ist nur ein zufälliger Nebeneffekt, und es ging tatsächlich nur um die deutliche Differenzierung zum Burgund. Es wundert nicht, dass praktisch alle Weine aus Bordeaux-Rebsorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon in dieser Flaschenform abgefüllt werden. Aber auch Weine anderer Rebsorten werden weltweit am häufigsten in Bordeaux-Flaschen verkauft.

Die Schlegelflasche

Der Ursprung dieser schlanken Flaschenform liegt in Deutschland und sie kam erstmalig bei Riesling-Weinen aus dem Elsass und von der Mosel zum Einsatz. Heute werden praktisch alle Weine aus dem Elsass in Schlegelflaschen gefüllt – egal ob Rotwein oder Weißwein. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist diese Flasche bei Weißweinen die mit Abstand am häufigsten eingesetzte Form.

Historisch betrachtet kam die hohe, schlanke Form wohl zustande, da die Haupttransportroute der Rhein war und es galt den verfügbaren Raum auf den vergleichsweise kleinen Fluss-Schiffen möglichst effektiv zu nutzen. Die etwas zerbrechlichere Form stellte dabei kein Problem dar, denn man musste nicht mit dem Wellengang rechnen, den man beim Bordeaux-Transport über See zu erwarten hatte.

Übrigens: Eine etwas in Vergessenheit geratene Tradition sorgte zumindest innerhalb Deutschlands trotz gleicher Flaschenform für Unterscheidbarkeit. So geben sich Riesling-Weine vom Rhein durch die braune Flaschenfarbe zu erkennen und das Pendant von der Mosel ist anhand des grünen Glases zu identifizieren.

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Die Champagner-Flasche

Streng genommen ist eine Champagner-Flasche eine Sonderform der Burgunder-Flasche, doch gibt es bei genauerer Betrachtung einige Unterschiede: Sie ist in der Regel dickwandiger als die normal ausgeführte Burgunder-Flasche. Der Grund dafür sind die höheren Druckverhältnisse, die in einer Schaumwein-Flasche herrschen. Stichwort Flaschengärung. Der typische, nach innen gewölbte Boden dient erst in zweiter Linie zur Ablage des Daumens beim standesgemäßen Einschenken. Ursprünglich entstand er durch das Glasblasen auf einem gedrehten Stab. Und die Wölbung besitzt einen weiteren Vorteil für eine Schaumweinflasche: Der Druck wird dadurch gleichmäßiger auf die Seitenwände der Flasche verteilt. Das Risiko eines Überdrucks wird so vermindert.

Champagner-Flaschen kommen heutzutage bei dem Großteil alles Schaumweine zum Einsatz.

Der Bocksbeutel

Eine urdeutsche Flaschenform darf in diesem Artikel natürlich nicht fehlen. Der Bocksbeutel ist eine typische Flaschenform und -ausführung in der Weinregion Franken. Bereits 1726 beschloss man die besten Weine des Würzburger Bürgerspitals durch eine besondere Flaschenform kenntlich zu machen, um so gegen die weit verbreitete Weinpanscherei angehen zu können. Der Bocksbeutel war geboren! Seitdem ist die Flaschenform Synonym für das Weinland Franken und wird heutzutage insbesondere bei Weinen aus Silvaner eingesetzt. Erstmalig wurde der Bocksbeutel übrigens Ende 2015 leicht modernisiert, indem die Kanten der Flasche etwas eckiger wurden.

Frage des Formats: Welche Flaschengrößen gibt es?

Halbe und auch Magnumflaschen kennt der ein oder andere Weinfreund sicher als Sonderformat der Weinflaschen. Die kleine kommt häufig bei Süßweinen zum Einsatz und eine Magnum mit Schaumwein hat man vielleicht schon einmal zu Silvester geöffnet.

Doch darüber hinaus gibt es noch viele andere Formate. Und hier den Durchblick zu behalten ist gar nicht so einfach. Beispiel: Eine 3 Liter fassende Flasche heißt im Bordeaux Doppelmagnum, in der Champagne und im Burgund jedoch Jéroboam. Im Bordeaux gibt es jedoch auch ein Flaschenformat namens Jéroboam. Diese fasst  allerdings 5 Liter. Und um es weiter zu verkomplizieren, heißt eine 6 Liter Flasche in der Champagne und im Burgund Methusalem, im Bordeaux aber Impériale. Verstanden? Genau, gar nicht so einfach! Daher zur besseren Übersichtlichkeit bitte die untenstehende Tabelle mit den gängigsten Flaschengrößen konsultieren.

Namen verschiedener Flaschengrößen

Namensgebung verschiedener Flaschengrößen

Größe kauft Zeit: Langsamere Reife inklusive

Seien wir ehrlich: Eine großformatige Weinflasche macht etwas her – insbesondere, wenn Gäste zu Besuch sind. Aber eine Magnum ist auch praktisch. In geselliger Runde mit anderen Weinfreunden ist eine Normalfalsche meist zu wenig, warum also nicht direkt eine größere Flasche öffnen? Und wer es mit der Etikette ganz genau nimmt: Ein Magnum stellt sicher, dass alle Gäste auch denselben Wein ins Glas bekommen und nicht den gleichen Wein aus zwei unterschiedlichen Flaschen.

Aber es sind nicht nur diese Aspekte, die großformatige Weinflaschen interessant machen. Durch das größere Verhältnis zwischen Flüssigkeit und dem durch den Korken eingeschlossenen Sauerstoff, reifen Weine in größeren Flaschen langsamer. Viele Weinkenner behaupten sogar sie reifen besser.

Übrigens: Im Weinfreunde Shop gibt es nicht nur Normalflaschen, sondern auch Weine im Magnum-Format.

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Jetzt wissen Sie alles, wenn Sie mal mit den „Großen“ spielen wollen.

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