Chardonnay ist der internationale Star unter den Weißweinsorten. Die ursprünglich aus dem Burgund stammende Rebe ist mittlerweile auch in der neuen Weinwelt eine Größe. Denn zum einen ist Chardonnay sehr anpassungsfähig, vor allem aber ist die Rebsorte ein echter Alleskönner, wenn es um die Weinstilistik geht.
Die Burgunderrebe Chardonnay ist eine internationale Größe in der Weinwelt. In über 40 Ländern finden sich Chardonnay-Reben, und mit rund 210.000 Hektar (Stand 2020) liegt Chardonnay nach der spanischen Sorte Airén auf Platz 2 der meist angebauten weißen Rebsorten. Chardonnay wird wegen seiner Anpassungsfähigkeit geschätzt. Eigentlich den kühleren Klimazonen verpflichtet, wo die Rebsorte elegante Weine mit feinen Fruchtaromen und viel Säure hervorbringt, entstehen in wärmeren Regionen üppige und aromaintensive Chardonnay-Weine.
Vielfältiger Chardonnay: Boden und Klima
Winzerinnen und Winzer schreiben der Rebsorte zudem die Fähigkeit zu, die Besonderheiten des Bodens besonders gut zu übersetzen. Deshalb stellt die Lage ein erstes Merkmal eines guten Chardonnays dar. So lassen von Kalkstein geprägte Böden ausgesprochen elegante Chardonnay entstehen. Doch nicht allein der Boden spielt eine wichtige Rolle. Da Chardonnay zu den eher spät reifenden Weißweinreben zählt, braucht es in kühleren Weinregionen wie dem Burgund – aber auch in den deutschen Anbaugebieten – die perfekte Ausrichtung zur Sonne, um im Herbst optimal gereiftes Traubenmaterial lesen zu können.
Alleskönner Chardonnay: Weinstile & Schaumwein
Der Chardonnay ist für unterschiedliche Weinsorten und Stile der Weinzubereitung offen. Als weiße Vorzeigerebe im Burgund und einzige für Chablis zugelassene Rebsorte lässt sich dies allein in Frankreich beobachten. Denn der Unterschied zu den Chardonnay-Weinen aus dem wärmeren Languedoc ist beträchtlich, wo sich die Weine von ihrer fruchtigen, fast exotischen Seite zeigen. Nicht zu vergessen die Champagne, wo der Chardonnay erste Wahl für weiße Champagner-Cuvées, aber auch einen Blanc de Blancs ist.
Folglich eignet sich der Chardonnay sowohl für Weine, die Frische und Fruchtaromen herauskehren, als auch für Weine mit großer Vielschichtigkeit und feiner, cremiger Textur. Im ersten Fall bauen die Winzer den Chardonnay ausschließlich im Edelstahltank aus, um die frisch wirkenden Fruchteindrücke und die animierende Säure einzufangen. Bei den komplexeren Weinen – prototypisch aus dem Burgund – kommt der Ausbau in Eichenfässern zum Zug, zudem setzen die Weinmacher auf die malolaktische Gärung und die sogenannte Bâtonnage, bei der die Hefe im werdenden Wein aufgerührt wird oder auch eine längere Reife des Weins auf der Hefe. So entstehen Weine von großer Vielschichtigkeit, in denen die Fruchtaromen und floralen Noten Eindrücke von Butter, Brioche, Nuss und Vanille begleiten.
Chardonnay: Heimat mit Doppelgänger
Selbst in der Heimat des Chardonnays, dem Weinland Frankreich, verwechseln die Weinbauern die Rebsorte gern mit dem Pinot Blanc alias Weißburgunder. Es ist der berühmte Ampelograf Victor Pulliat (1827-1896), der 1868 erstmals die beiden Rebsorten verlässlich unterscheidet. Offiziell gibt es den Pinot Blanc daher erst seit 1872 in Frankreich. Andere Länder lassen sich noch mehr Zeit für die Richtigstellung: In Österreich erkennt man erst 1999 nach eindeutigen Ergebnissen der DNA-Analyse den Weißburgunder als eigenständige Rebsorte an. Schließlich schätzt man in der Steiermark den Chardonnay schon lange als Morillon. Also noch einmal Schwarz auf Weiß: Der Chardonnay ist eine Kreuzung aus Gouais Blanc und Pinot Noir, auf Deutsch, aus Weißem Heunisch und Spätburgunder. Der Weißburgunder ist hingegen eine Mutation des Grauburgunders. Mehr über die Doppelgänger Weißburgunder und Chardonnay finden Interessierte im Podcast „Bei Anruf Wein“.
Chardonnay international: Europa und Übersee
Die größte Anbaufläche, die international betrachtet mit Chardonnay bestockt ist, findet sich nach wie vor im Heimatland Frankreich. Insbesondere das Burgund, mit so klangvollen Namen wie Meursault und Montrachet, Aloxe-Corton und Chablis bestückt, aber auch die Region Languedoc-Roussillon sind zu nennen. Zusammen mit der Champagne stellen diese Anbaugebiete rund 80 Prozent der Chardonnay-Weinberge in Frankreich. Dabei beginnt der Siegeszug des Chardonnays erst vor rund 65 Jahren. Seitdem hat sich die Anbaufläche in Frankreich jedoch mehr als versiebenfacht.
Auf den folgenden Plätzen des internationalen Chardonnay-Rankings folgen die USA – sprich Kalifornien – sowie Australien, Italien und Chile. Insbesondere die kräftigen, durch die Reife in neuen Eichenholzfässern geprägten Chardonnay aus Kalifornien machen in den 1980er-Jahren Furore und feuern die internationale Chardonnay-Begeisterung weiter an. Allerdings gibt es mit den ABC-Trinkern auch eine Fraktion, die genau diesen Stil und die Rebsorte Chardonnay gleich komplett ablehnen. ABC steht nämlich für „Anything but Chardonnay“ – alles, außer Chardonnay.
Chardonnay aus Deutschland: Rheinhessen und Pfalz
In Deutschland ist der Anbau von Chardonnay seit 1991 offiziell gestattet. Allerdings nutzten einige Winzer die große Ähnlichkeit mit dem Weißburgunder dafür, den Chardonnay schon früher, aber unter falschen Namen, in ihren Weinberg zu bringen. So erzählt es zumindest Fritz Becker vom gleichnamigen VDP-Weingut aus der Pfalz im Podcast „Bei Anruf Wein“. Stand 2022 ist Chardonnay, quasi von Null im Jahr 1991, auf Platz sechs der Weißweinreben aufgestiegen. Die immer noch überschaubaren 2.731 Hektar im Jahr 2022 entsprechen 2,6 Prozent an der Gesamtrebfläche in Deutschland. Unter den 13 Anbaugebieten sind vor allem Rheinhessen und die Pfalz zu nennen. Zusammen vereinen sie rund 70 Prozent der deutschen Chardonnay-Weinberge.
Mag in den Anfangsjahren noch die Erfahrung gefehlt haben, die Reife im Barrique optimal auszutarieren, kann davon bei deutschem Chardonnay mittlerweile keine Rede mehr sein. Sowohl Weine mit mehr Frucht und Frische, die auf schnelles Trinkvergnügen aus sind, als auch echte Kostbarkeiten, die sich vor dem Burgund nicht verstecken brauchen, beleben mittlerweile die Szene. Man denke nur an Knipser, Friedrich Becker, Peth-Wetz und Reichsrat von Buhl, aber auch Namen wie Markus Schneider und Georg Fogt. Die heimischen Chardonnay-Freuden stehen den internationalen Weinen im Glas also in nichts nach.