Welcher Wein zu Gegrilltem passt
Rechtzeitig zum Start der Grillsaison macht sich unser Weinfreunde-Kollege und ambitionierter Hobbygriller, Sven Reinbold, darüber Gedanken, welcher Grillwein am besten zum gebrutzeltem Grillgut passt. Dabei wird schnell klar, dass die begleitenden Weine den vielfältigen Möglichkeiten am Grill Rechnung tragen müssen. Hier seine persönliche Sicht auf den Grill:
Eines bereits vorab: Auch wenn es Weine gibt, die es mit vielen Speisen vom Grill aufnehmen, bevorzuge ich eine auf das Grillgut abgestimmte Weinauswahl. Viel zu facettenreich kommt mittlerweile der Grill zum Einsatz und praktisch alles wird heutzutage auf den heißen Kohlen oder Gasflammen zubereitet. Als Grillenthusiast, der selbst im Winter noch mit dem Feuer spielt, halte ich das für eine wunderbare Entwicklung. Einfach weil der herrliche Grillgeschmack nicht nur zu einem klassischen Steak passt, sondern sich ebenso Gemüse, Fisch und Geflügel hervorragend auf dem Rost machen. Vom Burger in unzähligen Variationen völlig abgesehen. Auch meine persönliche Herangehensweise, die ich ihnen heute vorstellen möchte, sollte nicht als Gesetz verstanden werden. Schließlich kann jede Grillzutat auf verschiedenste Weisen gewürzt und zubereitet werden, so dass die Weinauswahl immer wieder anzupassen ist. Im Folgenden also meine „Grillgut-spezifische“ Betrachtung, die bestimmt weiterhilft:
Weine zu gegrilltem Gemüse
Beim vegetarischen Grillvergnügen habe ich in letzter Zeit sehr häufig auf einen Rivaner gesetzt. Die vegetativen Noten von frisch gemähtem Gras und die Frische von Äpfeln machen den Wein zu einem wunderbaren Begleiter von Fleischlosem. Da viele Gemüse – wie etwa die Paprika – eine gewisse Säure haben, sollte auch der Wein dieser Charakteristik entgegenkommen. Hier liefert ein Rivaner einen passenden Beitrag – zumindest wenn es sich um einen klassisch produzierten Vertreter der Rebsorte handelt, der sich nicht zu sehr in den Vordergrund spielt.
Weine zu gegrilltem Fisch und gegrillten Meeresfrüchten
Es ist kein Geheimnis, dass zu gegrilltem Fisch Zitrusaromen hervorragend passen. So eignen sich Weißweine mit dieser Aromakomponente per se ausgezeichnet. Allerdings habe ich kürzlich ein echtes Aha-Erlebnis mit einem Lugana aus unserem Sortiment machen dürfen. Er bringt nicht nur Zitrusfrische mit, der Wein begeistert auch durch Noten von Feuerstein, die bestens zum Grillaroma passen. Zudem besitzt er im Abgang eine gewisse Salzigkeit. Solo getrunken kann das etwas „ruppig“ sein, aber zu Fisch und Meeresfrüchten funktioniert der Wein faszinierend gut.
Weine zu gegrilltem Geflügel
Weißes Fleisch ist ja eigentlich ein Weißwein-Thema, da das Aroma vergleichsweise fein ist. Doch ein Grillhähnchen oder eine marinierte Putenbrust kommen meist gut gewürzt auf den Grill. Zudem sorgen die grilltypischen Röstaromen für etwas mehr „Power“. Daher gefällt mir bei gegrilltem Geflügel ein Rosé sehr gut. Er steht gewissermaßen zwischen Weiß- und Rotwein und begleitet daher gut gewürztes Geflügel perfekt. Besonders gut gefällt mir der Rosé de Pressée von Vignoble Ferret aus der Gascogne, eine Cuvée aus Merlot und Cabernet Sauvignon.
Weine zu Grill-Würstchen
Auch wenn Würstchen bestens mit einem leichten Rotwein getrunken werden können, bevorzuge ich einen Weißwein mit knackiger Säure. Schließlich liegt die Haupt-Grillsaison im Sommer und Rotweine drängen sich bei Fleisch wirklich nicht immer auf. So passt beispielsweise ein deutscher Riesling mit gutem Säurespiel bestens zu diesem meist gut gewürzten Grillgut.
Weine zu gegrillten Burgern
Auch wenn man einen Burger in den unterschiedlichsten Variationen zubereiten kann, ist für mich ein etwas leichterer Rotwein ein perfekter Allrounder. Insbesondere ein guter Roter aus dem Languedoc passt bestens. Wie unser Wein des Jahres 2018, der Granbeau GSM Grande Réserve, denn er überlagert den Geschmack nicht, sondern ergänzt das Erlebnis mit seiner sanften, unaufdringlichen Fruchtigkeit, die von der Cuvée aus Grenache, Syrah und Marselan hervorgeht.
Weine zu gegrillten Steaks
Steaks vom Rind sind für mich immer noch die Königsklasse des Grillguts. Dabei schreit ein lediglich mit Salz und Pfeffer gewürztes T-Bone förmlich nach einem Wein, der es mit den intensiven Fleischaromen aufnehmen kann. Hierbei dürfen auch etwas stärker wahrnehmbare Tannine im Wein zu finden sein, da sie durch das Fett im Fleisch herrlich geschmeidig werden und den Wein in neuem Glanz erstrahlen lassen. Auch eine gewisse Zeit im Holzfass kann nicht schaden, da Anklänge von Holz gut zu den Raucharomen passen – zumindest, wenn sie moderat ausfallen. Für mich passt beispielsweise unser Wein des Jahres 2020 Roccia Rosso von Vecchia Torre bestens zu einem guten Steak, da er all diese Eigenschaften vereint.
Wenn es scharf wird
Ich persönlich bin ein großer Fan von traditionellem Barbecue, wie es in den USA zubereitet wird. Hierbei kommt häufig die Kombination aus einer feurigen Gewürzmischung („Rub“) und einer fruchtig-süßlichen Barbecue-Soße zum Tragen. Ich mag dieses Spiel zwischen Süße und Schärfe sehr, doch bringt es bei der Weinauswahl ein Problem: Die Wahrnehmung des Alkohols im Wein wird durch die Schärfe verstärkt und das wirkt wirklich unangenehm. Klar, jetzt könnte man zum Bier greifen, aber ich wäre kein Weinfreund, wenn ich nicht eine gute Alternative hätte: Ein restsüßer Weißwein passt gut zu scharf zubereiteten Grillspezialitäten. Zum einen harmoniert der Zucker gut mit der fruchtigen Süße in der Barbecue-Sauce, zum anderen haben diese Weine in aller Regel einen niedrigen Alkoholgehalt, so dass die Schärfe nicht weiter verstärkt wird.
Und wem das alles zu kompliziert ist
Wenn bei mir zuhause Gäste eingeladen sind, kommen häufig ganz unterschiedliche Gerichte auf den Grill. Wenn dann die Zeit oder Lust fehlt, den Sommelier zu mimen, kommt bei mir eine überraschende Geheimwaffe zum Einsatz: ein Cuvée aus Syrah und Primitivo! Meine Wahl: Der Ennio Edizione Syrah-Primitivo von Vecchia Torre aus Apulien. Durch seine schöne Fruchtaromatik und samtigen Tannin-Struktur ist er ein echter Allrounder. Natürlich passt er nicht zu allem perfekt, doch passt er nur zu wenigem gar nicht.
Ich denke eines lässt sich zusammenfassend feststellen: Manchmal ist es gut, dass es nicht nur einen geben kann!