Weinfehler: Stimmt da was mit dem Wein nicht?

Am 11. April 2019 · von Daniel Münster

„Fehler“ ist ein eindeutiger Begriff, der kaum Interpretationsspielraum lässt. So dachte unser Weinfreund Daniel Münster  logischerweise, dass „Weinfehler“ ebenfalls immer etwas Negatives sind. Über die vielen Jahre als praktizierender Weinfreund musste er allerdings lernen, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Denn manche – offiziell als Weinfehler deklarierten Phänomene – lassen sich bei gewissen Weinen gar nicht mehr wegdenken. Sie prägen geradezu den Charakter des Weines.

Damit meine ich natürlich keinen Korkschmecker. Ein mit TCA (2,4,6-Trichloranisol) infizierter Korken ruiniert den Wein bereits bei seiner Abfüllung. Unwiderruflich! Tricks, wie das Einlegen von Frischhaltefolie ins Glas, funktionieren nachgewiesener Maßen überhaupt nicht. Lediglich kann man den verkork(s)ten Wein noch zum Kochen verwenden, denn TCA ist ab einer gewissen Temperatur flüchtig. Bei teuren Weinen besonders schade und der Hauptgrund für die Entwicklung alternativer Verschlüsse.

Wenn Wein zu viel atmet

Gemeinhin gilt Oxidation als der häufigste Weinfehler. Denken Sie einfach an die typische Note eines Sherrys oder Madeiras, dann wissen Sie was Oxidation ist. Allerdings fürchtet der Winzer bei der regulären Weinherstellung den Sauerstoff wie der Teufel das Weihwasser.

Ist ein Wein jedoch gealtert, lassen sich durchaus Oxidationsnoten an der Nase feststellen und die rote Farbe erhält einen bräunlichen Stich, ebenfalls durch den Einfluss von Sauerstoff. Es handelt sich hierbei nicht etwa um Effekte, die nur bei Weinen niedriger Qualität auftreten. Im Gegenteil: Bei einem hochwertigen Altwein, wie beispielsweise bei einem Bordeaux mit 40 Jahren auf dem Buckel, wird man selten keine Oxidationsnoten feststellen.

Aber machen diesen Eigenschaften den Wein wirklich fehlerhaft und ungenießbar? Kenner der „Altwein-Materie“ würden heftig widersprechen. Ein gewisses Maß an Sherry-Note ist für dieses Klientel völlig normal, ja, es wird sogar erwartet. Den Weingenuss trübt diese Eigenschaft keineswegs – zumindest bei moderater Ausprägung des Oxidationstons.

Ich persönlich habe allerdings wenig Toleranz gegenüber Oxidation und so disqualifiziere ich mich hiermit offiziell als Altweintrinker. Irgendwie auch gut so, denn das Verkosten von alten Schätzen kann teuer werden.

Oxidation macht den Wein leicht bräunlich

Nicht nur im Geruch und Geschmack feststellbar: Oxidation verleit dem Weine eine bräunliche Farbe.

Flüchtigkeitsfehler

Ein weiterer Weinfehler, der für viele Weintrinker bei milder Ausprägung gar keiner ist, hört auf den Namen „flüchtige Säure“ oder auch VA (Volatile Acidity). Rein chemisch betrachtet verwandelt hier ein Bakterium einen Teil des Alkohols im Wein zu Essigsäure. Dieser Bazillus kommt zum Tragen, wenn es bei der Weinherstellung nicht hundertprozentig hygienisch zugeht oder es einfach im Keller zu warm wird.

Auch dieser, an Nagellackentferner erinnernde Fehlton ist in einigen Weinen auszumachen und nicht weiter schlimm. Insbesondere der Kultwein „Château Musar“ aus dem Libanon hat immer eine ordentliche Portion VA im Gepäck, lecker schmecken tut er trotzdem und auch hier ist ein Weinfehler geradezu identitätsgebend.

Wein mit Brett vor dem Kopf

Brettanomyces, auch kurz „Brett“ genannt, ist eine Hefekultur, die in einem Wein an den Geruch von einem – wie soll ich sagen – Pferdestall erinnert. Dieser Fehler taucht nur bei Rotweinen auf, die in einem Weinkeller entstanden sind, der diese Hefekulturen bereits beherbergt. Im prestigeträchtigen Châteauneuf-du-Pape findet man einige Weine mit „Brett“ – allen voran wird es den wundervollen Weinen des Château Beaucastel nachgesagt.

Riesling und Mineralöl

Einen vermeintlichen Weinfehler, den man vor allem in gereiften Riesling-Weinen entdeckt, nennt sich „Petrolton“, und er erinnert an der Nase tatsächlich an Mineralöl. Ich persönlich mag dieses Aroma unwahrscheinlich gern, denn es passt insbesondere zu gereiften, restsüßen Rieslingen ganz hervorragend. Wie es zu diesem ungewöhnlichen Eindruck kommt, ist recht kompliziert und nur chemisch zu erklären.

Riesling mit Mineralölnote

Ein lange gereifter Riesling kann einen mineralöl-ähnlichen Geschmack entwickeln. Dies nennt man Petrolton. Dies kann so manchem Weinfreund durchaus recht kommen.

Weitere Weinfehler sowie eine Erklärung, wie sie entstehen, habe ich in einer kleinen Übersicht zusammengefasst. Wer also mehr ins Detail und weiter auf Fehlersuche gehen will, ist hier an der richtigen Stelle.

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