Wein-Pionier aus Kalifornien: Robert Mondavi

Am 6. September 2017 · von Jürgen Overheid

Er zählt zu den legendären Weinmachern, die einer ganzen Region zum Aufstieg verholfen haben. Denn ohne Robert Mondavi wäre Kalifornien heute nicht die Topadresse, wie wir sie kennen. Meint zumindest unser Weinfreund Jürgen Overheid in seinem Porträt.

Denkt man an Pioniere im Westen der USA, blitzen alsbald Bilder von Siedlertrecks, Cowboys und Outlaws auf. Weinfreunde haben dagegen einen ganz anderen Pionier vor Augen. Jenen, der das erste Weingut nach der Prohibition im Golden State gründete. Den einen, der den internationalen Ruf kalifornischer Weine geprägt hat wie kein anderer. Jenen unbeirrbaren Macher, der gemeinsam mit einem prominenten Partner die Wein-Ikone des amerikanischen Westens schlechthin geschaffen hat. Genau, hier geht es um Robert Mondavi.

Aber alles der Reihe nach, denn der Weg zu Weltruhm und besten Punkte-Ratings war ein langer. Geboren wird Robert Gerald Mondavi am 18. Juni 1913 in Virginia, im Bundesstaat Minnesota. Seine Eltern, Rosa und Cesare Mondavi, sind italienische Einwanderer. Sie bringen aus ihrer Heimat Kenntnisse im Weinbau mit in die Neue Welt. Nachdem der Vater im Bergbau gearbeitet, einen Saloon und einen Großhandel für Weintrauben betrieben hat, kauft sich die Familie 1943 ein eigenes Weingut.

Robert Mondavi Weingut

1943 übernahmen Robert Mondavis Eltern den ältesten Winzerbetrieb im Nappa Valley in Kalifornien und legten damit den Grundstein für die beispielslose Erfolgsgeschichte ihres Sprößlings.

Bruderstreit als Startschuss

Robert Mondavi, knapp 30 Jahre alt, arbeitet zunächst in dem Weingut mit. Als der Vater stirbt und den Besitz allein dem älteren Sohn Peter (1915–2016) vermacht, kommt es zum folgenreichen Familienstreit. Robert Mondavi sagt sich von der Familie los und baut ab 1966 sein eigenes Weingut auf. Es ist die erste Neugründung im Weinsektor Kaliforniens nach dem Ende der Prohibition im Jahr 1933. Von nun an geht Robert Mondavi seinen eigenen Weg. Mit seinem Bruder Peter wird er sich übrigens erst knapp 40 Jahre später wieder versöhnen.

Die „Robert Mondavi Winery“ in Oakville macht bald auf sich aufmerksam. Sein Besitzer setzt auf Innovation im Keller und neue Profile für seine Weine. Es geht um temperaturkontrollierte Gärung und um die Verwendung von Barrique-Fässern für den Ausbau. Bereits seit 1970 folgt das Weingut den Prinzipien des „natural wine growing“, einer Art Biosiegel der frühen Jahre.

Die Philosophie des Weinmachers klingt simpel: Es geht um nichts weniger, als die besten kalifornischen Weine zu machen. Deshalb bleibt es nicht bei den Trauben aus Oakville, sondern Mondavi beginnt schon früh auch in anderen Weinregionen Kaliforniens nach guten Lagen und bestem Rebmaterial zu suchen. Napa Valley, Monterey an der Küste sowie Lodi und Santa Maria Valley stehen dabei im Fokus. Exemplarisch für den frühen Mondavi ist der „Fumé Blanc“ ein im Barrique ausgebauter Sauvignon Blanc. Der Wein macht Furore und Mondavis Namen erstmals einem größeren Publikum bekannt.

Robert Mondavi Reben

Gemeinsam mit Baron Philippe de Rotschild hat Robert Mondavi den mittlerweile weltberühmten Opus One kreiiert, eine Rotwein-Cuvée, die ausschließlich aus französischen Rebsorten besteht und längst zur Weinikone aus Kalifornien schlechthin avanciert ist.

Die Geburt einer Wein-Ikone: Opus One

Den größten Coup, den Weinfreunde mit Robert Mondavi verbinden, ist sicherlich der „Opus One“. Er ist die Weinikone aus Kalifornien schlechthin – und zwar bis heute. Für die Geburt dieses außergewöhnlichen Weines bedarf es gleich zwei großer Namen. Partner beim „Opus One“ und dem später gegründeten „Opus One Vineyard“ ist nämlich kein geringerer als Baron Philippe de Rotschild vom Château Mouton-Rothschild im Bordeaux.

Angeblich geht die Idee auf ein Treffen der beiden Weinmacher im Jahr 1970 zurück. Doch erst acht Jahr später trifft man sich erneut in dieser Gelegenheit, um dann innerhalb weniger Stunden das Projekt klar zu umreißen: einen kalifornischen Spitzen-Rotwein mit dem Profil eines Bordeaux machen. Die erste Weinlese erfolgt 1979, fünf Jahre später stehen die Jahrgänge 1979 und 1980 erstmals zum Verkauf. Europäische Weinfreunde kommen allerdings erst ab 1988 in den Genuss des „Opus One“. Zuvor wird der Wein exklusiv in den USA vertrieben.

Die Cuvée für den „Opus One“ besteht ausschließlich aus französischen Rebsorten. Allen voran Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, aber auch Merlot, Malbec und Petit Verdot. Mit dem großen Anteil an Cabernet Sauvignon erinnert der „Opus One“ an Bordeauxweine vom linken Ufer der Gironde. Die Weine reifen zwischen 15 und 25 Monaten in neuen Barrique-Fässern aus französischer Eiche.

Robert Mondavi Opus One

In Laufe seiner Winzerkarriere hat Robert Mondavi viele gemeinsame Projekte mit außergewöhnlichen Winzergrößen wie Marchese Lodovico Antinori in Italien oder mit Eduardo Chadwick in Chile ins Leben gerufen.

Robert Mondavis Internationale der großen Weine

„Opus One“ ist nicht die einzige Kooperation, mit der Mondavi erfolgreich ist. So arbeitet er in der Toskana mit Marchese Lodovico Antinori in dessen Tenuta dell’Ornellaia zusammen. Der Marchese Vittorio de Frescobaldi ist ein weiterer Partner in der Toskana, gemeinsam stehen sie für Weine wie „Luce“, „Lucente“ und „Danzánte. Aber auch Partnerschaften in Chile (Vina Errázuriz mit Eduardo Chadwick) und Australien (Rosemount Estate mit Robert Oatley) zählen zum inzwischen internationalem Weinimperium von Robert Mondavi.

Ab Mitte der 1980er Jahre zieht sich Mondavi schrittweise aus dem Weinmachen zurück. Er wandelt das Unternehmen 1993 in eine Aktiengesellschaft um, die von den Kindern geleitet wird. So will er einen Familienstreit über das Erbe, wie er ihn selbst erlebt hat, verhindern. Allerdings sollte dieser Plan nicht aufgehen. Als das Unternehmen 2004 in finanzielle Nöte gerät, werden alle Anteile der Familie an den Getränkekonzern Constellation Brands verkauft.

Die Weine, die Robert Mondavi uns Weinfreunden geschenkt hat, werden bis heute hergestellt. Zwar sind es andere, die nun diese Weine verantworten, und dennoch tragen sie den Namen des großen Pioniers aus Kalifornien weiter in die Welt. Selbst wenn er keine Weindynastie begründen konnte, wie er sie bei seinen italienischen Partner kennengelernt hat, Robert Mondavi wird auch über seinen Tod hinaus (2008) immer zu den Großen zählen.

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