Torres: Familien Clan mit Wein-Imperium
Am 14. Juni 2019 · von WeinfreundeDer Name Torres steht nicht nur für ein Herstellungs- und Handelsunternehmen für Wein und Brandy, sondern auch für eine der innovativsten Winzerfamilien der Welt. Das Unternehmen wurde 1870 von Jaime Torres Vendrell als kleines Weingut gegründet und expandierte sehr schnell zu einem international agierenden Unternehmen.
Die „nackten“ Zahlen sind bereits beeindruckend. So befinden sich heute rund 2000 Hektar Rebfläche in Spanien im Besitz der Familie Torres – 1800 Hektar davon in Katalonien. Auf weiteren 400 Hektar baut Torres Wein in Chile an und 32 Hektar sind in Kalifornien im Besitz der Familie.
Wer angesichts dieser sehr großen Anbauflächen davon ausgeht, dass das Unternehmen nur noch von profitorientierten Managern geführt wird, irrt gewaltig. Ich hatte das Glück Miguel Torres Maczassek (Generaldirektor) sowie seine Schwester Mireia Torres Maczassek persönlich kennenzulernen und war von ihrer unaufgeregten und bodenständigen Herzlichkeit und Offenheit begeistert. Über das Weingut und seine vielfach preisgekrönten Weine wurden bereits unzählige Artikel und Bücher geschrieben, so dass ich im Folgenden eine weniger bekannte Seite vorstellen möchte: Die Vorstellungen der Familie Torres zur Zukunft des Weinbaus.
Die Philosophie der Familie Torres
Die Philosophie des Weinguts besteht darin stets erstklassige Weine herzustellen, die den Vorlieben der Kunden entsprechen und die Handschrift des Hauses Torres erkennbar werden lassen – und das Jahrgang für Jahrgang. Das Familienmotto lautet daher: „Je besser wir für den Boden sorgen, desto besser ist unser Wein.“ Daher versteht es sich für Torres von selbst, alle Flächen so naturnah wie möglich zu bewirtschaften und auf Herbizide, Pestizide und Insektizide weitestgehend zu verzichten.
Der fortschreitende Klimawandel könnte die Philosophie und das Motto der Familie jedoch schon bald in Gefahr bringen. Die allgemeinen Temperaturen in Spanien steigen kontinuierlich an und die Niederschlagsmengen fallen im Jahresdurchschnitt immer geringer aus.
Neue Anbauflächen für die Zukunft
Um den eigenen Nachkommen die Möglichkeit zu schaffen, die Erfolgsgeschichte der Familie Torres fortschreiben, beschäftigt man sich schon jetzt intensiv mit der Zukunft: Da noch nicht absehbar ist, ob in den nächsten Jahren in den tiefer gelegenen, heute genutzten, Flächen noch Wein angebaut werden kann, wurde unlängst Land in 1000 bis 1200 Meter Höhe dazu gekauft. In dieser Höhe ist es derzeit noch zu kalt um Wein anzubauen, doch wird jetzt schon untersucht, welche Ergebnisse sogenannte „Cool Climate Rebsorten“ bringen oder wie bereits bekannte Rebsorten wie Garnacha und Tempranillo in dieser Umgebung zukünftig zurechtkommen.
Neue alte Rebsorten
Aber damit nicht genug: Vor rund 30 Jahren hatte Senior-Chef Miguel A. Torres die Idee in der lokalen Presse Anzeigen zu schalten, in denen er Menschen aufrief, das Weingut zu kontaktieren, wenn sie Reben entdeckten, die aus der Zeit vor der großen Reblauskrise stammen könnten. Im Laufe der Jahre wurden dadurch fast 50 alte, wurzelechte Sorten wiederentdeckt und von Torres in aufwendiger Arbeit neu kultiviert. Mittlerweile haben sich sechs bis sieben Rebsorten herauskristallisiert, die für das Weingut wirklich von Interesse sind und Top-Weine versprechen. Zwei dieser Rebsorten, „Garro“ und „Querol“, sind bereits heute Bestandteil des Einzellagenweins „Grans Muralles“.
Ein erfreulicher Nebeneffekt ist, dass einige dieser Rebsorten sehr resistent gegen Trockenheit und Hitze sind, was wiederum in Hinblick auf den Klimawandel sehr wichtig werden könnte.
Nachhaltigkeit – heute und morgen
Die Familie denkt aber nicht nur an den wirtschaftlichen Fortbestand des Unternehmens, sondern legt auch hohen Wert auf Nachhaltigkeit. So kaufte die Familie zwischen den Jahren 2016 und 2018 insgesamt 5740 Hektar Land in den chilenischen Provinzen Coyhaique und Aysén mit dem Ziel Bäume aufzuforsten, um den CO2-Fußabdruck der Kellerei durch eigene Anstrengungen zu kompensieren.