Irish Whiskey: Kostbarkeiten von der grünen Insel

Am 10. März 2023 · von Michael Stolzke

Irish Whiskey bekommt endlich wieder die Beachtung, die er verdient. Unser Kollege und Podcaster Michael erklärt, warum es so lange mit der Wiederauferstehung des irischen Whiskeys gedauert hat.

Irland muss man einfach mögen. Das liegt nicht nur an der Landschaft und seinen Einwohnern. Musik- oder Literatur-Fans kommen an der grünen Insel ebenso wenig vorbei wie die Biertrinker. Aber der wichtigste Botschafter Irlands ist wohl sein Whiskey. Jawohl, der mit dem „e“ vor dem Ypsilon, um gleich mal den Unterschied zu den Getreidedestillaten aus Schottland klarzumachen. Übrigens, ein sehr gewolltes Absetzen von den Schotten, um die eigene Herkunft hervorzuheben. Mit Sprachgeschichte oder gälischen Dialekten hat das nichts zu tun, wie der Magazin-Beitrag Whisky oder Whiskey weiß.

Irish Whiskey: von der Erfolgsgeschichte zum Sorgenkind

Tatsächlich beginnt die Geschichte des Irish Whiskey glorreich. Allerdings rutscht sie anschließend in eine langanhaltende Misere ab, bevor es ab den 2010ern zu einer regelrechten Wiedergeburt der Single Malts, Blended Whiskey und Pot Stills aus Irland kommt. Dabei reichen die Ursprünge des Irischen Whiskeys mindestens 280 Jahre zurück. So kann sich die Bushmills Distillery aussichtsreich um den Titel der ältesten Whiskey-Brennerei überhaupt bewerben.

Irish Whisky

Irish Whiskey hat eine lange Geschichte, die ihre Höhen und Tiefen mit sich bringt

Als offizielles Gründungsjahr von Old Bushmills gilt 1784, jedoch wird die Destillerie bereits 1743 erstmals offiziell erwähnt. Damit nicht genug beansprucht die Brennerei gleichfalls die erste vergebene Brennlizenz für das County Antrim aus dem Jahr 1608 für sich. Das wären dann sogar mehr als 400 Jahre Historie. In der Nachbarschaft von Bushmills liegt allerdings auch Kilbeggan, sodass die dort beheimatete Distillery ebenfalls mit im Rennen um den Titel der ältesten Brennerei ist. Unstrittig ist, dass der irische Whiskey im 17. und 18. Jahrhundert ausgesprochen populär wird. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts läuft es jedoch deutlich schlechter für die irischen Destillerien.

Whiskey in der Krise: von Hungersnöten bis Prohibition

Zwischen 1846 und 1849 sorgt die Kartoffelfäule für katastrophale Hungersnöte mit vielen Toten. Dadurch ausgelöst verlassen viele Iren das Land und wandern zumeist in die USA aus. Hinzu kommen die politisch unsicheren Verhältnisse, die durch die aufstrebende Unabhängigkeitsbewegung und die harsche englische Reaktion darauf gekennzeichnet sind. Zwar sorgt die irische Gemeinde in den USA dafür, dass der Whiskey auch in der Neuen Welt immer beliebter wird, doch als die USA 1920 den Verkauf von Alkohol verbieten, bricht auch dieser Markt für die irischen Brenner weg. Die Prohibition kommt fast einem Todesstoß gleich, von dem sich die Whiskey-Nation Irland bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht mehr erholt. Unglaublich, aber im Jahr 2012 zählt ganz Irland nur noch vier aktive Brennereien.

Comeback: John Teeling sorgt für die Wiederbelebung

Der neue Heilsbringer für den irischen Whiskey heißt John Teeling. Er erwirbt 1987 eine Brennerei, die aus Kartoffeln Neutralalkohol herstellt und baut diese zu einer waschechten Whiskey Distillery um. Das ist die Geburtsstunde der Cooley Destillerie und der Connemara Whiskeys. Teeling übernimmt zudem die Markenrechte an Kilbeggan und belebt auch diese Whiskey-Tradition wieder. Zunächst werden die „neuen“ Kilbeggans in der Cooley Destillerie hergestellt. Zwar reifen die Qualitäten zum Großteil am alteingesessenen Standort, doch es dauert noch einige Jahre, bis auch in Kilbeggan wieder die Pot Stils angeheizt werden.

Der andere wichtige Impuls für die Wiederbelebung geht von den Irish Distillers aus, dem Zusammenschluss mehrerer Brennereien, die im Südosten Irlands, im beschaulichen Midleton eine neue Produktionsstätte aufbauen. Von dort stammen unter anderem die berühmten Blended Whiskeys von Jameson.

Jameson Whisky Brenneri

Die weltbekannten Blended Whiskeys der Old Jameson Distillery kommen aus dem Ort Midleton im Südosten von Irland

Weicher, sanfter: Wie irischer Whiskey schmeckt

Irischer Whiskey wird dreimal gebrannt, im Gegensatz zum schottischen Whisky, der nur doppelt destilliert wird. Das macht die Vertreter von der grünen Insel in der Regel etwas sanfter, zugänglicher und leichter. Zudem sorgt der dritte Brennvorgang für eine bessere Reifefähigkeit der Whiskeys, die sich im Fass gleichmäßiger und harmonischer entwickeln. Dieser wunderbar balancierte und fast süffige Auftritt zeichnet in erster Linie die Blended Whiskey aus Irland aus, aber die Tendenz lässt sich auch bei den Single Malt Whiskeys, den Grain Whiskeys und den Pot Still Whiskeys nachschmecken.

Daher werden irische Whiskeys oft als Erstes genannt, wenn nach den besten Whiskys für Einsteigerinnen und Einsteiger gefragt wird. Die Zugänglichkeit ist geradezu einladend. Hinzukommt, dass irische Destillate in der Regel nicht mit Malz hergestellt werden, der über Torf-Feuern gedarrt wurde, weshalb die rauchigen, torfigen Noten, die man aus Schottland kennt, nicht zu finden sind. Diese sensorischen Talente des irischen Whiskeys empfehlen ihn auch als Leitspirituose in Cocktails und Longdrinks. Und dass in einen Irish Coffee unbedingt ein irischer Whiskey gehört, versteht sich wohl von selbst.

Irish Coffee

Bei einem Irish Coffee wird der Irish Whiskey zusammen mit Zucker zu Kaffee hinzugefügt und anschließend noch mit Sahne garniert

Irische Whiskeys: einzigartige Pot Stills

Gleich vier unterschiedliche Typen machen dir irische Whiskey-Kultur aus. Sie unterscheiden sich in den Grundzutaten und der eingesetzten Brenntechnik. Dabei ist ein Single Malt Irish Whiskey wie sein schottisches Gegenstück ein Destillat, das ausschließlich aus gemälzter Gerste und ausschließlich in Pot Stills gebrannt wird. Aus ungemälztem Getreide entstehen die Grain Whiskeys, deren Destillation üblicherweise in Column Stills erfolgt. Werden Grain und Malt Whiskeys für einen Whisky vereint, spricht man vom berühmten Blended Irish Whiskey.

Single Malt, Grain und Blended Whiskey – das ist beim Scotch letztlich nicht anders. Was es allerdings nur in Irland gibt, sind die sogenannten Pot Still Whiskeys. Im Gegensatz zum Single Malt, der gleichfalls aus einem Pot Still kommt, geben sowohl gemälzte als auch ungemälzte Gerste die Grundzutat ab. Stammen alle Qualitäten eines Pot Still Whiskey aus einer Brennerei, darf er sogar den Titel Single Pot Still Whiskey tragen. Der Pot Still Whiskey ist ein irisches Unikat und damit der wichtigste Unterschied zum Scotch.

Angeberwissen zum Irischen Whiskey

Irish Whiskey ist nicht zuletzt eine geschützte geografische Herkunft. Klingt einleuchtend, hat jedoch seine Tücke. Der Herkunftsnachweis gilt nämlich für den fertigen Whiskey, nicht jedoch für das verwendete Getreide. Gut so, denn andernfalls käme es zur absoluten Whiskey-Knappheit. Längst produziert Irland nämlich viel mehr Whiskey als die heimischen Anbauflächen hergeben, sodass die Whiskey-Hersteller Getreide importieren müssen.

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