Die Bordeaux Jahrgänge 2005 bis 2022
Am 27. September 2023 · von Cédric GarraudEine Übersicht der Jahresverläufe im Bordeaux, mit besonderem Blick auf das Médoc sowie Saint-Émilion und Pomerol. Verfügbar sind aktuell die Jahresberichte vom Bordeaux Jahrgang von 2005 bis 2022.
Die Wetterereignisse eines Jahres haben maßgeblichen Einfluss auf die Qualität eines Weines. Ob der Jahresverlauf günstig für die Reben verläuft oder widrige Verhältnisse das Wachstum und vor allem die Reife der Trauben ausbremsen, erklärt die Unterschiede zwischen den Jahrgängen. Auch zum kritischen Zeitpunkt der Lese spielt das Wetter eine entscheidende Rolle.
Geht es um die Spitzenweine aus dem Bordeaux, gibt es daher einen regelrechten Kult um die Jahrgangsberichte, die mit dem Verkosten des neuen Weins en primeur ihren Abschluss finden. Folgeerscheinung dieser hohen Aufmerksamkeit ist unter anderem, dass die Preise für durchschnittliche Jahrgänge sich deutlich von exzellenten Jahren unterscheiden. Umso mehr ist die Wahl eines Jahrgangs bei diesen Weinen bewusster Bestandteil der Kaufentscheidung.
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Die folgende Übersicht trägt die wichtigsten Aussagen über die Jahrgänge 2005 bis 2022 zusammen. Dabei nehmen wir keine eigene Bewertung vor, verweisen aber zur Orientierung auf die Parker-Punkte für die besten Bordeaux-Appellationen, die alljährlich vergeben werden. Die Jahrgangsberichte sind als Ergänzung zum Magazinbeitrag über die Appellationen und Klassifikationen im Bordeaux zu verstehen. Noch ein Tipp zum Thema: Im Weinfreunde-Podcast „Bei Anruf Wein“ gibt es gleich drei Folgen über das Bordeaux zum Nachhören.
Bordeaux Jahrgang 2005
Zweifellos zählt der 2005er-Jahrgang zu den besten Jahrgängen im Bordeaux überhaupt. Kenner vergleichen den Jahrgang mit 1928, 1945 oder 1961. Das Wetter spielt in diesem Jahr optimal mit. Es gab viel Sonne, Wärme und Trockenheit, obgleich sich die Hitze von 2003 glücklicherweise nicht wiederholte. Es fiel genügend Niederschlag, um die Reben nicht übermäßig zu stressen, und kühle Nächte, die der langsamen Reife guttaten. Während der Lese war es trocken, sodass genügend Zeit blieb, die besten Lesezeitpunkte zu bestimmen. Die gute Qualität des Jahrgangs zieht sich durch alle großen Appellationen im Médoc sowie am rechten Ufer der Gironde. Die Weine besitzen viel Alkohol, eine gehörige Portion Tannin und sind besonders lagerfähig. Kostbar macht den Jahrgang zudem der ausgesprochen geringe Ertrag.
Parker-Punkte für 2005
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 95 Punkte
Margaux : 98 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 96 Punkte
Pomerol: 95 Punkte
Saint-Émilion: 99 Punkte
Barsac, Sauternes: 96 Punkte
Legende zum Punkte-Schema von Robert Parker
96 bis 100: Extraordinary
90 bis 95: Outstanding
80 bis 89: Above Average to Excellent
70 bis 79: Average
60 bis 69: Below Average
weniger als 59: Appalling
Bordeaux Jahrgang 2006
Einen Jahrgang wie den 2006er bezeichnet man gern als „Schattenjahrgang“, da er mit seiner Güte hinter dem 2005er-Vorgänger deutlich zurücksteht. Bis in den Juli hinein konnten die Châteaux und Winzer zufrieden sein, doch ein kühler August mit vielen Niederschlägen machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Als zudem der Regen noch einmal zur Lese zurückkam, gerieten einige Weingüter in Schwierigkeiten. Sie mussten frühzeitig die Trauben in den Keller bringen, um Schlimmeres zu verhindern. Am Ende fiel die Erntemenge noch geringer aus als in den beiden Vorjahren.
Parker-Punkte für 2006
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 87 Punkte
Margaux: 88 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 87 Punkte
Pomerol: 90 Punkte
Saint-Émilion: 88 Punkte
Barsac, Sauternes: 88 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2007
Ein ausgesprochen kühles Jahr im Bordeaux. Verlief die Blüte der Reben noch relativ früh, war es in den Folgemonaten, insbesondere im Juli, zu kühl. Zudem gab es viele Niederschläge, was manchen Weinberg vor Probleme stellte und die Gefahr von Pilzbefall deutlich erhöhte. Im September setzen sich dann sonnige, warme Verhältnisse durch. Es blieb weitgehend trocken, was den verbliebenen Trauben eine schöne Reife ermöglichte und speziell für den Cabernet Sauvignon wichtig war. Von diesem Jahr haben eher die Weißweine profitiert und noch viel mehr die Süßweine aus Barsac und Sauternes.
Parker-Punkte für 2007
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 86 Punkte
Margaux: 86 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 87 Punkte
Pomerol: 86 Punkte
Saint-Émilion: 86 Punkte
Barsac, Sauternes: 94 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2008
Zu Beginn des Jahres kamen Befürchtungen auf, zum dritten Mal in Folge einen schwierigen und nur durchschnittlichen Jahrgang zu erleben. Andauernder Regen sowie Hagelschauer brachten den Verlust vieler Blüten mit sich. Zudem sorgte die Feuchtigkeit für große Probleme mit Mehltau. Der Frühsommer versprach Besserung, doch im August stellte sich erneut kühleres und feuchtes Wetter ein. Die folgenden Wochen mit trockenem, warmem Wetter retteten den Jahrgang. Verbliebene Trauben bekamen nun die Sonne, die sie für die Reife benötigten.
Und auch die Winzer nutzten den Umstand aus, sodass der ansonsten frühreife Merlot erst im Oktober gelesen wurde. Von Vorteil war auch, dass sich die Reben auf die verbliebenen, besonders dickschaligen Trauben konzentrieren konnten. Dies erklärt die hohe Säure und das runde Tannin der Weine, die über eine besonders lange Lagerfähigkeit verfügen. Allgemein betrachtet haben in diesem Jahr die Châteaux in Pomerol und Saint-Émilion leicht die Nase vorn.
Parker-Punkte für 2008
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 91 Punkte
Margaux: 90 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 91 Punkte
Pomerol: 96 Punkte
Saint-Émilion: 92 Punkte
Barsac, Sauternes: 89 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2009
Der 2009er-Jahrgang zählt zweifellos zu den besten des neuen Jahrtausends. Ob linkes oder rechtes Ufer, die Châteaux übertrumpfen sich geradezu mit exzellenten Weinen und die sogenannten Zweitweine der Grand-Cru-Classé-Weingüter befinden sich oftmals auf Augenhöhe mit den Grands Vins. Zur Einordnung heißt es, 2000 sei sehr gut, 2005 der noch bessere Jahrgang, aber 2009 übertrumpfe selbst diesen noch einmal.
Im Frühjahr fiel der Niederschlag, den die Reben für einen heißen Sommer benötigen. Der Sommer war aber nicht sehr heiß und brachte weiteren Regen. Im Spätsommer setzte sich warmes, trockenes Wetter durch, das zusammen mit den kühlen Nächten für eine perfekte phenolische Reife der Beeren einstand – so der Jahresbericht vom rechten Ufer. Im Médoc am linken Ufer ist der Sommer dagegen besonders heiß und trocken aufgetreten. Die Reben gerieten teilweise in eine Stressphase, was aber eher zu konzentrierten Aromen führte. Erst im September fiel etwas Regen, die Reben erholten sich und die Gerbstoffe konnten lang genug ausreifen.
Parker-Punkte für 2009
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 99 Punkte
Margaux: 97 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 97 Punkte
Pomerol: 98 Punkte
Saint-Émilion: 93 Punkte
Barsac, Sauternes: 97 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2010
Das Jahr 2010 fiel insgesamt in der Weinregion Bordeaux sehr trocken aus, was durch besonders heiße Sommerwochen im Juli und den sonnenreichen August noch verstärkt wurde. Die Reben gerieten unter Trockenstress und bildeten relativ kleine, aber sehr extraktreiche Trauben aus. Zwar brachte der September noch ein wenig Niederschlag, doch die Trauben konnten davon nicht mehr profitieren. Da zudem im September die Temperaturen deutlich sanken, was die letzte Reife der Beeren ausbremste, begannen viele Châteaux relativ spät mit der Lese. Dank des trockenen, sonnigen Wetters war dies möglich. Die Ernte der Trauben eröffnete Ende September und reichte weit in den Oktober hinein.
Parker-Punkte für 2010
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 96 Punkte
Margaux: 95 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 99 Punkte
Pomerol: 95 Punkte
Saint-Émilion: 94 Punkte
Barsac, Sauternes: 90 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2011
Ein Jahrgang, der scheinbar nur aus Problemen besteht. Deutlich früher als gewöhnlich hält der Frühling im Bordeaux Einzug und lässt die Wachstumsphase der Reben starten. Der Mai und der Juni verzeichnen keine Niederschläge und überdurchschnittlich hohe Temperaturen. Die Reben geraten unter Trockenstress. Dann das absolute Gegenteil: Anfang Juni ziehen verheerende Hagelschauer durch das Bordeaux und sorgen für Verlust an Trauben und Blattwerk. Davon sind vorwiegend das Médoc und im besonderen Saint-Estèphe betroffen. Anschließend setzen sich die trockenen, heißen Tage fort. Damit nicht genug folgt Mitte Juli ein Regen, der über Tage mehr oder weniger anhält. Keiner der Vorzeige-Jahrgänge im Bordeaux.
Parker-Punkte für 2011
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 88 Punkte
Margaux: 87 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 86 Punkte
Pomerol: 88 Punkte
Saint-Émilion: 97 Punkte
Barsac, Sauternes: 93 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2012
Nach dem Schreckensjahr 2011 konnte es in diesem Jahr nur besser werden. Doch das kühle, nasse Frühjahr ließ die Reben erst spät austreiben. Es folgt ein trockener, langer Sommer, der mit Rekordtemperaturen von über 40 Grad Celsius im Bordeaux aufwartete. Zwar gerieten die Reben dadurch in Trockenstress, der erst durch geringe Niederschläge im September gelindert wurde, doch konnten sie gut ausreifen und blieben von Pilzbefall verschont. Wer rechtzeitig lesen konnte, da das Traubenmaterial schon komplett gereift war, brachte eine überdurchschnittliche Qualität in den Keller. Wer noch warten musste, geriet im Oktober in die Bredouille, da erneut Regen einsetze. Daher ist dies eher ein Jahrgang für die Merlot geprägten Weine vom rechten Ufer als für den Cabernet Sauvignon aus dem Médoc. Die Lese zog sich bis in die zweite Oktoberhälfte hinein.
Parker-Punkte für 2012
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 92 Punkte
Margaux: 89 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 91 Punkte
Pomerol: 94 Punkte
Saint-Émilion: 93 Punkte
Barsac, Sauternes: 88 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2013
Das Jahr gehört zweifellos zu den schwierigsten in diesem Jahrtausend. Es begann schlecht und endete noch schlechter. Ein ausgesprochen kühles und nasses Frühjahr ließ die Reben erst spät knospen und sorgte für einen um Wochen verzögertes Wachstum. Noch hofften alle Châteaux darauf, dass ein trockener, lange Sommer den Jahrgang retten könnte, doch bis in den Juli hinein blieb es kühler als gewohnt.
Der August zeigte sich zunächst versöhnlicher, doch wurde die gesamte Weinregion von schweren Hagelschauern heimgesucht, was die ohnehin schon kleine Menge an Trauben weiter reduzierte. Über 10.000 Hektar waren von dem Unwetter betroffen. Der September weckte noch einmal ein wenig Hoffnung, doch starke Regenfälle bei hohen Temperaturen im Oktober ließen das Risiko faulender Trauben und der Ausbildung von Botrytis enorm steigen. Die Winzer mussten entweder nicht perfekt gereifte Trauben lesen oder durch strenge Selektion die noch gesunden Trauben aussortieren. Ein schlimmes Jahr im Bordeaux mit sehr geringen Erträgen.
Parker-Punkte für 2013
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 81 Punkte
Margaux: 80 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 81 Punkte
Pomerol: 84 Punkte
Saint-Émilion: 82 Punkte
Barsac, Sauternes: 92 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2014
Auch wenn es zu Beginn der Saison nicht nach einem tollen Jahrgang aussah, brachte das Jahr 2014 doch endlich wieder einen überdurchschnittlich guten Wein in die Keller, der bei den En-Primeur-Verkostungen bereits mit den Jahrgängen 2006 und 2008 verglichen wurde. Oft wird auch auf eine Parallele mit 1994 hingewiesen, als nach drei schwierigen Jahren ebenfalls wieder ein guter Jahrgang zustande kam. Der Frühling war geprägt von mildem, trockenem Wetter, doch im Mai und Juni trübte sich die Lage ein.
Im Mai war es sehr regnerisch und kühl, der Juni brachte kräftige Winde, die den Reben zusetze, aber gleichzeitig für eine gute Belüftung sorgte. Einem normalen Juli folgte ein August, der zunächst zu kühl und trocken startete, dann aber in einen goldenen Spätsommer mündete, der für perfekte Reife der Trauben sorgte und es möglich machte, den jeweils optimalen Lesezeitpunkt zu nutzen. Besonders Cabernet Sauvignon im Médoc und der Cabernet Franc am rechten Ufer profitierten als spät reifende Rebsorten von diesen Wetterbedingungen.
Parker-Punkte für 2014
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 93 Punkte
Margaux: 90 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 93 Punkte
Pomerol: 94 Punkte
Saint-Émilion: 92 Punkte
Barsac, Sauternes: 92 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2015
Dieses Jahr gilt als ein ausgesprochen heißes und extrem trockenes Jahr im Bordeaux. Mehrere Wochen im Sommer zählten durchgehend Tagestemperaturen von 40 Grad Celsius und mehr. Der Blick in die Wetteraufzeichnungen bestätigt dies, denn mit Blick auf die Temperaturen wurden nahezu alle Rekorde gebrochen. Böden und Reben, die damit umgehen konnten, brachten hervorragende Traubenqualitäten hervor. Zwar fielen im Frühjahr noch reichlich Niederschläge, doch der vorangegangene Winter war selbst eher trocken. Schon im April stellte sich warmes, trockenes Wetter ein, was zu einem frühen Wachstum der Reben führte.
Dann kam die Hitzeperiode, die erst in der zweiten Augusthälfte endete. Leichte Niederschläge sorgten dafür, dass sich der Trockenstress für die Reben deutlich senkte. Problematischer waren die kräftigen Regenschauer im September, die zwar nur lokal auftraten, dort aber deutlich das Botrytis-Risiko erhöhten. Ein Sturmtief sorgte für weiteres Ungemach. Dennoch gilt der Jahrgang vor allen in Pomerol und Saint-Émilion als außergewöhnlich gut, manche Kritiker sprechen sogar von einem Jahrhundertjahrgang. Auch die Zahlenmystiker kommen auf ihre Kosten, denn wieder ist es ein 5er-Jahr – beginnend mit 1985 – das mit einem großen Jahrgang glänzt.
Parker-Punkte für 2015
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 94 Punkte
Margaux: 94 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 96 Punkte
Pomerol: 96 Punkte
Saint-Émilion: 95 Punkte
Barsac, Sauternes: 95 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2016
Kennzeichen dieses Jahres sind das verregnete Frühjahr und die ausgesprochen späte Lese sowohl im Médoc als auch auf dem rechten Ufer in Saint-Émilion und Pomerol. Teilweise fiel in diesen Wochen die komplette, durchschnittliche Menge eines ganzen Jahres vom Himmel. Dies war nach dem extrem trockenen 2015 einerseits gut, anderes erhöhte das Wetter den Pilzdruck in den Weinbergen. Zudem zögerte sich durch das Wetter die Blüte der Reben hinaus.
Erst Ende Juni schlug das Wetter um und brachte eine lange trockene Zeit mit warmen, aber nicht hohen Temperaturen. Den ganzen Juli und August setzte sich dieses Wetter fort, was der Reife der Trauben guttat. Als auch noch der September trocken blieb und mit kalten Nächten für eine langsame letzte Reifephase sorgte, entwickelte sich auch der Jahrgang insgesamt mit seinen Qualitäten deutlich nach oben – wie auch die hohen Punktewertungen der internationalen Weinkritik zeigen. Kennzeichen des Jahres ist gleichfalls die oft späte und lange Lese der Trauben. Bei Château Beychevelle war es die späteste Lese seiner Geschichte und bei Château Margaux sprach man von der längsten Lese der Historie. Dort fand die Ernte vom 23. September bis zum 18. Oktober statt.
Parker-Punkte für 2016
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 97 Punkte
Margaux: 97 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 97 Punkte
Pomerol: 97 Punkte
Saint-Émilion: 95 Punkte
Barsac, Sauternes: 92 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2017
Ein Horrorjahr im Bordeaux mit sehr schwierigen Wetterverhältnissen, ganz viel Arbeit für die Winzer in den Weinbergen und einem nur sehr geringen Ertrag. Allerdings bedeutet dies nicht, dass alle Châteaux davon betroffen waren. Es gibt auch in diesem Jahr Spitzenweine aus Bordeaux. Bereits im Frühjahr ereilte die Rebflächen das erste Unheil. Strenge Fröste von bis zu Minus sieben Grad Celsius überfielen in drei aufeinanderfolgenden Nächten die Region. Besonders die Appellationen am rechten Ufer waren davon betroffen und dort die Rebflächen in der Ebene mehr als die auf dem Plateau gelegenen Weinberge. Dagegen rettete viele Weingüter im Médoc ihre Nähe zur Gironde, die gleich einer Heizung an ihren Ufern den Frost verdrängte. Das gilt aber nicht für das komplette linke Ufer, in Graves und Sauternes waren die Frostschäden gleichfalls enorm.
Im Juni bereiteten noch einmal heftige Regenfälle Sorgen, ansonsten zeigte sich der Sommer von seiner trockenen und heißen Seite. Mitte September – kurz vor der Ernte setzten andauernde Niederschläge die Winzer unter Zugzwang. Der nahezu vollreife Merlot drohte zu verwässern, die Trauben mussten gelesen werden. Ferner stieg in dieser kritischen Phase auch der Pilzdruck enorm an. 2017 ist ein Jahr, in dem manche Châteaux darauf verzichten, einen Grand Vin zu erzeugen – so schlecht war das Traubenmaterial. Da der Frost auch nicht alle Rebsorten gleich getroffen hat, variieren einige Cuvées spürbar gegenüber den Vorjahren.
Parker-Punkte für 2017
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 91 Punkte
Margaux: 90 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 92 Punkte
Pomerol: 90 Punkte
Saint-Émilion: 89 Punkte
Barsac, Sauternes: 90 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2018
Das ganze Frühjahr über war nicht damit zu rechnen, dass dieser Jahrgang mit überdurchschnittlich vielen Weinen enden würde, die von der Kritik mit 100 Punkten geadelt wurden. So etwa die Grand Vins von Lafite-Rothschild, Haut-Brion und Margaux im Médoc sowie Ausone im Saint-Émilion. Es begann mit einem sehr feuchten März und April bei sommerlicher Temperatur, die den Pilzdruck rasant ansteigen ließ, Mehltau wurde zum großen Problem in der gesamten Region. Zumal auch die Monate Mai und Juni wieder überdurchschnittlich viel Niederschlag verzeichneten. Entsprechend groß waren auf verschiedenen Weingütern die Verluste an Trauben.
Mit dem Juli änderten sich die Wetterverhältnisse und es begann eine lange trockene Phase mit warmem Wetter, das die verbliebenen Trauben optimal reifen ließ und am Ende Material mit großer Konzentration einbrachte. Das günstige Wetter setzte sich bis zur Lese fort. Kleinere Regenfälle entließen die Reben aus dem Trockenstress. Diese Wochen gaben der Reife den letzten Schliff. Ein Jahrgang, der sich noch zum Guten wendete, allerdings mit nur geringen Erträgen aufwarten kann.
Parker-Punkte für 2018
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 96 Punkte
Margaux: 96 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 95 Punkte
Pomerol: 95 Punkte
Saint-Émilion: 94 Punkte
Barsac, Sauternes: 90 Punkte
Bordeaux Jahrgang 2019
Das Jahr begann etwas holprig für die Weingüter. Bereits der Winter war zu mild und von vielen Niederschlägen begleitet. Das folgende Frühjahr brachte gleichfalls Regen, zudem kühlten die Temperaturen ab, sodass die Reben erst spät blühten und etwas Verzögerung mit in den Sommer nahmen. Die Trauben, die sich ausbildeten, wiesen viele kleine Beeren auf, was sich letztlich jedoch als Segen herausstellte. Ihre höhere Konzentration an Aromastoffen und die hohe Säure sind mitverantwortlich für die tolle Frische der Weine und die größere Eleganz dieses Bordeaux-Jahrgangs.
Im September sanken die Temperaturen, es fiel etwas Regen, was den Trockenstress der Reben aussetzte. Weitere Sonnenstunden und vor allem die Kühle der Nächte gaben beste Voraussetzung für vollreife, gesunde Trauben. Ein einwandfreies Jahr sowohl am rechten als auch am linken Ufer, sowohl für Merlot wie für Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Und zum besseren Merken wieder ein 9er-Jahr wie schon nach 1949, 1959, 1989, 2009 und jetzt 2019.
Parker-Punkte für 2019*
Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe: 96 Punkte
Margaux: 96 Punkte
Graves, Pessac-Léognan: 96 Punkte
Pomerol: 96 Punkte
Saint-Émilion: 95 Punkte
Barsac, Sauternes: 92 Punkte
Jahrgang 2020
Nullerjahre haben so ihren Ruf im Bordeaux und tatsächlich wird der Jahrgang 2020 mit seiner herausragenden Qualität der Prophezeiung gerecht. Es ist der dritte, überdurchschnittliche Jahrgang im Bordeaux in Folge, obgleich die Wetterereignisse dies zunächst nicht vermuten ließen. Für die Weingüter ist 2020 ein Jahr der Herausforderungen, das zudem in der riesigen Weinregion ganz unterschiedlich ausfällt. Nicht zu vergessen die Rahmenbedingungen durch Covid!
Winter und Frühjahr bringen viel Regen, womit die von Sand und Kalkstein geprägten Böden des rechten Ufers besser klarkommen. In Teilen des Bordelais kommt es Ende März zu beträchtlichen Frostschäden, doch im April sorgen überdurchschnittlich hohe Temperaturen für einen starkes Wachstum der Reben. Im Mai öffnet sich bei all dem Regen ein trockenes Fenster, in dem glücklicherweise die Blüte erfolgt. Die folgenden Niederschläge erhöhen die Gefahr für Pilzbefall, doch Ende Juni stellt sich trockenes und heißes Wetter ein, was die Reben perfekt reifen lässt, zumal die Temperaturen in der Nacht deutlich fallen.
Überdurchschnittlicher Jahrgang mit Spitzenweinen aus Saint-Émilion und Pomerol vom rechten Ufer sowie aus dem Médoc. Getragen von perfekter Reife der Trauben samt Tanninen sowie kühler Frische.
Parker-Punkte für 2020*
Liegen noch nicht vor
Jahrgang 2021
Vielen Kritikern gilt der 2021er-Jahrgang als ein klassischer, gar archetypischer Jahrgang, der an die alten Wetterzeiten im Bordeaux erinnert: keine große Hitze und Trockenheit, eher kühl mit vielen Niederschlägen. Aber gerade deshalb war 2021 anspruchsvoll für die Weingüter, die ab Mai ein wachsames Auge auf Pilzerkrankungen haben mussten. Wer alles richtig machte, kann Weine mit kühler Eleganz und frischer Fülle sowie geringeren Alkoholgehalt als in den Vorjahren vorzeigen, die an Jahrgänge aus den 1980er-Jahren erinnern.
Der Winter auf 2021 wartet mit reichlich Niederschlägen auf und lässt kalte und warme Phasen abwechseln. Der Austrieb der Reben erfolgt früh, wenn auch später als in den Vorjahren. Zu Beginn des Aprils suchen insbesondere die Appellationen des rechten Ufers einige Nächte mit scharfen Minustemperaturen heim. Der Mai ist erneut von reichlich Regen gekennzeichnet, was den Pilzdruck immens erhöhte. Bis in den August hinein sind die Temperaturen sehr gemäßigt. Dann beglückt ein warmer Spätsommer Trauben und Winzer. Dieser Umschwung ermöglicht eine tolle Reife und bringt die „klassischen“ Bordeaux Qualitäten hervor.
Ein Jahrgang, der sich von den wärmeren Vorjahren abgrenzt, und eher auf Eleganz als auf Opulenz setzt. Klares Muss für alle Bordeaux-Fans der alten Schule.
Parker-Punkte für 2021*
Liegen noch nicht vor
Jahrgang 2022
Bei diesem Bordeaux-Jahrgang überschlagen sich die Kritiker mit Lobpreisungen. Sensationell, herausragend, monumental und historisch, lauten nur einige Beschreibungen für den 2022er-Jahrgang im Bordeaux. Dabei waren die Rahmenbedingungen für die Weingüter mit Hagelstürmen, hohe Temperaturen und anhaltender Trockenheit alles andere als einfach. Die Weine, die 98, 99 und sogar 100 Punkten erhalten haben, stammen daher ausschließlich von Weingütern, die ihre Rebflächen seit Jahren auf solche Wetterextreme eingestellt und in diesem Jahr vor allem mit den Laubarbeiten alles richtig gemacht haben.
Einem milden Winter folgt ein Frühjahr mit Frösten, die Anfang April teilweise zu großen Schäden führen. Ein heißer Mai und Juni, der mit einem Hagelsturm endet. Die Sommermonate sind extrem heiß – bis zu 42 Grad Celsius werden gemessen – und trocken. Damit kamen alte Reben auf Kiesböden wie im Médoc oder auf von Kalk geprägten Böden wie in Saint-Émilion am besten zurecht und lieferten gesunde, aromatisch konzentrierte Trauben mit dicken Schalen. Die Lese gilt als früheste in der Historie des Bordeaux. Bereits im August werden die Trauben für Crémant und Rosé geerntet. Früh im September folgen die weißen und die roten Rebsorten.
Der 2022er-Jahrgang im Bordeaux, der sogar mit dem legendären Weinen aus 1982 verglichen wird, gehört auf den Merkzettel jeden Bordeaux-Fans. Allerdings ist mit geringer Menge und höheren Preisen zu rechnen.
Parker-Punkte für 2022*
Liegen noch nicht vor