Muskat: uralt & unverwechselbar aromatisch
Am 7. März 2019 · von Daniel MünsterDer Muskat ist ein Urgestein der Weingeschichte und bis heute wegen seiner ausgeprägten Aromatik geschätzt. Unser Weinfreund Daniel Münster weiß mehr zu berichten.
Bereits an anderer Stelle im Magazin durften sich Weinfreunde von den vielen Namen für ein und dieselbe Rebsorte verwirren lassen. Wendet man sich in dieser Hinsicht der Rebsorte Muscat aka Muskat aka Muskateller zu, wird man keinesfalls enttäuscht. Denn Muskat steht nicht nur für eine der ältesten Rebsorten der Welt und die unendlich vielen Synonyme: Muskat bezeichnet auch das nach der Gewürznuss benannte Aroma. Und dieses lässt sich in zahlreichen Weinen wiederfinden. Nur so versteht man, warum verschiedene Rebsorten zwar den Muskat im Namen tragen, jedoch mit der Rebsorte Muskat nicht verwandt sind.
Muskat: Weinliebling seit mehr als zwei Jahrtausenden
Ursprünglich stammt der Muskat wohl aus Kleinasien und verbreitet sich dank der Griechen, Phönizier und Römer im gesamten Mittelmeerraum: bis heute das eigentliche Zuhause der Rebe. Fast drei Viertel der weltweiten Rebflächen mit Muskat fallen auf die Mittelmeeranrainer Italien, Frankreich, Griechenland und Spanien.
Der römische Historiker Plinius der Ältere, Karl der Große und Kaiser Barbarossa zählen zu den bekennenden Muskat-Fans der Weltgeschichte. Angeblich darf man auch die anspruchsvolle Kleopatra zu den Weinfreundinnen des Muskats zählen. Und selbst im Nibelungen-Lied findet der Wein eine rühmende Erwähnung.
Muskateller Dreifaltigkeit: Weißwein, Schaumwein und Süßwein
In Deutschland kennen wir den Gelben Moskateller, die Ungarn den Tokajer, die Spanier sprechen vom Moscatel und die Italiener vom Moscato d’Asti: und immer ist es Muskat.
Die edelste weiße Sorte ist der Muscat Blanc à petits grains, der sehr aromatische Weine hervorbringt, die trocken ausgebaut mit Frucht, Frische und Feinheit punkten. Man denke an den Muscat d‘Alsace. Dominierende Noten dieses Muskats sind Zitrusaromen, Mandarine, Birne, Orangenblüte … und eben Muskat(nuss) neben anderen Gewürznoten wie Koriander.
Der hohe Zuckergehalt der Trauben empfiehlt sie ebenso für Süßweine und verstärkte Weine. Moscatel de Málaga, Sherry und der Vin Doux Naturel aus dem französischen Banyuls sind Beispiele dafür. Diese Süße kennzeichnet gleichfalls Schaumweine der Rebsorte – wie den Moscata d’Asti und seinen kleineren Bruder den Asti Spumante.
Das Muskat-Universum: Verwandte Varianten und andere
Mittlerweile geht man von mindestens 200 Varianten der Muskat-Rebe aus. Neben dem erwähnten Muscat Blanc à petits grains sind die bedeutendsten der Muscat d’Alexandrie und der Muscat Ottonel. Der Muscat Ottonel ist eine Neuzüchtung des Franzosen Jean Moreau, die 1839 vorgestellt wurde. Doch nicht nur die Grande Nation weiß den Muscat Ottonel zu schätzen, auch in Österreich, im Burgenland und am Neusiedlersee, setzt man auf diese Variante.
Dagegen ist der Muscat d’Alexandrie eine auf natürlichem Wege entstandene Variante, die aus der Kreuzung von Muscat Blanc à petits grains und der sardischen Rebsorte Axina a tres bias hervorgegangen ist. Aufgrund der hohen Süße wird sie auch als Tafeltraube verwendet. Oftmals sind diese Weine Basis für Dessert- und Süßweine. Und im fernen Chile wird aus den Weinen des Muscat d’Alexandrie der berühmte Pisco destilliert.
Kuriosum am Rande: Die Rebsorte Morio-Muskat ist eine Kreuzung von Peter Morio, die wegen ihrer ausgeprägten Aromatik die Ergänzung Muskat erhielt. Nach Angaben des Züchters ging die Variante aus einer Kreuzung von Silvaner und Weißburgunder hervor. Erst vor wenigen Jahren konnten Forscher jedoch nachweisen, dass es Silvaner und Gelber Muskateller sind, die hier zusammengefunden haben.
Was ist nun ein Muskatwein?
Belassen wir es mit diesem kurzen Blick in das Muskat-Universum, denn allein mit den Namen und Synonymen der Rebsorte könnte man Seiten füllen. Aber ein Begriff ist noch einer näheren Betrachtung bedürftig: Was ist ein Muskatwein? Einfach gesprochen ist ein Muskatwein ein Wein, der wahrnehmbar die Aromen eines Muscat hat, aber hinsichtlich der Rebsorte keiner ist. Der Begriff ist etwas aus der Mode gekommen, hilft aber dabei, zwischen Wahrnehmung des Weins und der Rebsorte zu unterscheiden.
Beispielsweise nannte man früher den Grünen Veltliner auch Grünen Muskateller und ein deutsches Synonym für den Sauvignon Blanc ist Muskat-Silvaner. Bemerkenswert wird es beim berühmten Muscadet, der im Namen gleich mehrerer Anbaugebiete an der westlichen Loire auftaucht. Entgegen jeder weinfreundschaftlichen Erwartung ist in diesen ebenfalls fein-aromatischen Weißweinen kein Muskateller oder Muscat: Es ist die nicht verwandte Rebsorte Melon de Bourgone, die aus dem Burgund stammt – allerdings lange als Muscadet bezeichnet wurde.
Weinempfehlungen zum Nachschmecken
Weinfreunden eröffnen sich an dieser Stelle zwei Möglichkeiten. Entweder man interessiert sich ausdrücklich für die Rebsorte Muscat und die wunderbaren Weißweine, Schaumweine und Süßweine, die sie uns von Ungarn über Österreich und Deutschland bis ans Mittelmeer kredenzt. Oder man bekennt sich zu der typischen Aromatik mit der frischen Frucht und den Gewürztönen im Hintergrund. Dann kann es auch mal ein Muscadet oder Sauvignon Blanc sein.
In beiden Fällen liegt die Wahrheit der eigenen Vorliebe im Wein selbst. Deshalb drei Empfehlungen zum Ausprobieren.
Empfehlung 1:
Aus der mediterranen Heimat des Muskats stammt dieser trockene Weißwein, eine Vermählung von 85% Muscat d’Alexandria und 15% Gewürztraminer. Eine wahre Aromenfreude für Nase und Gaumen aus der DOP Catalunya.
Empfehlung 2:
Die Rebsorte in ihrer klassischen Ausprägung bringt uns dieser Gelbe Muskateller aus dem österreichischen Carnuntum ins Glas. Pralle Frucht und eine Trinkfreude ohne gleichen.
Empfehlung 3:
Ein Muskat, der keiner ist – was diesen wunderbar duftenden und cremig weichen Weißwein von der Loire nicht zu scheren braucht. Blumige Noten und Zitrusaromen sowie ein feiner, mineralischer Abgang sprechen für sich.