Thomas Ludwig – Weingut Gebr. Ludwig
Am 6. Juli 2017 · von WeinfreundeWeingut Gebr. Ludwig – Genuss mit allen Sinnen
Das Familienweingut von Winzer Thomas Ludwig kann auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Seit dem 17. Jahrhundert gehören Spitzenlagen wie die „Thörnicher Ritsch“ zum Familienbesitz. Heute gelingen Meike und Thomas Ludwig auf ihrer Parade-Lage mit 10 Hektar Fläche authentische und individuelle Rieslinge. Sie sind mit den Weißweinsorten Riesling, Müller-Thurgau, Grauburgunder, Weißburgunder und Sauvignon Blanc, sowie mit den Rotweinsorten Frühburgunder und St. Laurent bestockt. Dank der traditionellen und umweltschonenden Produktion herrscht hier die perfekte Harmonie zwischen Rebe, Boden und der Umwelt. Nicht umsonst ist das Weingut seit 2003 als kontrolliert umweltschonend zertifiziert. Die Moselrebsorte schlechthin – der Riesling – wird hier in traditioneller und handwerklicher Art und Weise angebaut. Die Ergebnisse überzeugen, da die Weine ausgewogen, harmonisch und facettenreich gelingen. Von Gault & Millau, Eichelmann und Feinschmecker werden die Weine von Thomas Ludwig nachhaltig empfohlen und können bei nationalen wie internationalen Weinwettbewerben regelmäßig überzeugen. Wir finden: Völlig zu Recht!
Unter Weinfreunden mit … Winzer Thomas Ludwig
Thomas , die Geschichte deines Weinguts reicht fast 400 Jahre in die Vergangenheit. Wie ging alles los mit dem Weingut Gebr. Ludwig?
Es gibt aus dem Jahre 1628 ein Testament, welches belegt, dass einer meiner Ahnen einen Weinberg vererbt bekam, das war im Jahr 1628. Danach gibt es viel Dunkelheit in der Geschichte. Der Name Gebrüder Ludwig kommt aus der Nachkriegszeit. Mein Großvater leitete das Weingut bis in die 50er-Jahre zusammen mit seinen beiden Brüdern. 1964 übernahm mein Vater Weingut und Namen und wandelte den damaligen Gemischtbetrieb in ein reines Weingut um. Ich selbst begann 2000 nach dem Studium in Geisenheim und Montpellier im Weingut. Nach einem ‚gleitenden Übergang‘ übernahmen Meike und ich das Weingut 2005 offiziell von meinen Eltern. Meine Frau Meike stammt aus Berlin und hat in Trier angewandte Geographie studiert. Für ihre Diplomarbeit über „Wanderwege durch die terrassierten Steillagen der Mittelmosel“ musste sie diese Lagen durchwandern und zu jeder Lage einen Winzer interviewen. In Thörnich war ich derjenige und so kam die Berlinerin schließlich nach Thörnich.
Was macht für dich die Faszination des Winzer-Berufs aus?
Da gibt es viele Facetten: Zum einen die Arbeit mit und in der Natur, vor allem wenn man in einer Steillage wie der Thörnicher Ritsch arbeitet. Der Ausblick vom Berg und der Blick auf den Weinberg sind grandios. Die unglaublichen Weine, und die gefühlt 100.000 Arbeitsschritte bis zu deren Fertigstellung, machen unseren Beruf mit Sicherheit zu einer der spannendsten Vollzeitbeschäftigung, die man sich für ein Leben vorstellen kann. Für mich persönlich ist es dabei auch spannend, in einem unglaublichen Tal wie dem Moseltal zu leben, was sicherlich Vor- und Nachteile mit sich bringt. Gleichzeitig bringt der Vertrieb der Weine es aber mit sich, dass man teilweise weltweit unterwegs ist und mit seinem eigenen Produkt tolle Menschen und Orte kennen lernt.
Was zeichnet dich als Winzer und deine Winzergeneration besonders aus?
Von mir wird der Außenstehende mit Sicherheit sagen, dass ich sehr unkonventionelle Wege gehe. Das fängt im Weinberg an, geht im Keller weiter und findet seinen Höhepunkt im Umgang mit den Kollegen. Hier habe ich/wir von Beginn an auf kollegiale Zusammenarbeit gesetzt, wo sie denn möglich ist. Daraus ziehen wir heute im Ort und darüberhinaus mit unserer Vereinigung MoselJünger viel Energie, pflegen einen intensiven Austausch und leisten obendrein unseren Teil zu einer besseren Außendarstellung der Mosel. Veranstaltungen wie Rhythm’n wine, Mythos Mosel sind hierbei nur ein Teil, unser Engagement im Moselwein e.V., Weinbauverband, etc … weitere Aspekte. Was unsere Generation im Vergleich zu den Vorgängern auszeichnet ist m.E. in erster Linie die Einstellung zu unserem Beruf und zu unserem Produkt. In unserer Gruppe steht heute jeder voller Stolz hinter seinen Weinen und versucht jedes Jahr noch ein bisschen besser zu werden. Das war nicht immer so. Natürlich ist unsere heutige Winzergeneration fast durch die Bank bestens ausgebildet und hat Weinbau, Keller und Weinkultur in verschiedenen Ländern und Regionen gelernt. Das erweitert den Horizont und macht es einfacher, das Niveau zu erkennen und zu verbessern.
Winzer sind traditionell sehr eng mit ihrer Heimat verbunden. Kannst du beschreiben, wofür die Mosel (Thörnicher Ritsch) steht?
An der Mosel heißt es Riesling, Riesling und noch mal Riesling und genau das ist richtig so! Keine andere Region hat diese Kombination aus cool climate, Schiefer Riesling und der Erfahrung, die wir an der Mosel damit gesammelt haben. In unserem Weingut (10,5 ha) macht der Rieslinganteil stolze 80Prozent aus. Ergänzend gibt es an der Mosel sicherlich ein einzigartiges Sortiment aus Sauvignon blanc, Weißem & Grauem Burgunder, St. Laurent und ein wenig Rivaner.
Unsere Hauptlage, die Thörnicher Ritsch, zeichnet sich –nicht nur- optisch weithin um Moseltal ab. Sie ist durchsetzt von Felsen, was die Reben und somit die Weine nachhaltig beeinflusst. Die Struktur des Schiefers ist sehr eigen: Es handelt sich in weiten Teilen praktisch nur um Schiefersteine, der Feinerdanteil ist sehr gering. Hierdurch gibt es eine sehr geringe Wasseraufnahmekapazität der Böden, wodurch die Rebe gezwungen ist, tief zu wurzeln. Dies wirkt sich direkt auf den Weincharakter aus: Ritsch-Weine sind sehr mineralisch geprägt und zeigen zunächst kaum fruchtige Aromen. Sie besitzen daher ein tolles Entwicklungspotential und können, bewusst an und ausgebaut, im absoluten Spitzenbereich angesiedelt werden. Daher verwundert es nicht, dass die Ritsch zu besten Zeiten weltweit einen Ruhm als eine der Toplagen der Region besaß.
Hast du ein persönliches Motto, eine Lebens- oder Arbeits-Philosophie, die du als Winzer verfolgst?
Es gibt ein Ziel: In der Ritsch die Weine erzeugen, die dieser vor 80 bis 100 Jahren zu ihrem Weltruhm verholfen haben. Dies soll so naturnah wie möglich, sowohl im Weinberg als auch im Keller erfolgen. Der altbekannte Satz, dass Qualität im Weinberg und nicht im Keller erzeugt wird, steht hiebei ganz oben.
Welche Erfahrungen hast du in deiner Karriere gemacht, die deine Arbeit als Winzer bis heute besonders nachhaltig beeinflussen?
Zu Beginn meiner Winzerkarriere sagte ein älterer Kollege: „Nun geht es mir besser, ich habe jetzt die Brühe (also den Wein) aus dem vergangenen Jahr aus dem Keller (er hatte ihn an eine Kellerei verkauft). Da wünschte ich mir, dass ich so nie über einen Tropfen meiner Erzeugnisse denken oder sprechen würde.
Wein ist nicht gleich Wein – das weiß jeder Weinliebhaber. Doch was zeichnet einen guten Wein aus?
Speziell bei fruchtigen oder fruchtsüßen Weinen ist es wichtig, dass die Süße abgepuffert wird und so eine Harmonie entsteht. Im besten Falle haben wir beim Riesling Süße, Säure und die mitunter salzige Mineralität als weiteren Puffer. Was die Fruchtsüßen von der Mosel obendrein spannend macht, ist der niedrige Alkoholgehalt, der einen auch schon mal zwei Gläser mehr trinken lässt.
Was macht deine Rieslinge aus dem Weinfreunde-Sortiment so besonders?
Die Spätlese aus 2015 ist eine wahre Wucht. In ihr gibt es Opulenz und Finesse, Süße, Säure & Mineralität. Der Duft zeigt deutlich Anklänge von Honig und sehr reifen Fruchtnoten. Geschmacklich kommt zuerst Honigsüße, dann Mineralität und auch die Säure, die das ganze leicht erscheinen lassen. Seine innere Dichte lässt den Wein lang und intensiv zurück. Der Kabinett mit 9% Vol. Alkohol ist einer der Mosel-Klassiker. Leicht, fruchtig, mineralisch sind seine Attribute. Schon lange bekannt als moselländischer Exportschlager findet die leichte, filigrane Art der Riesling Kabinette langsam aber sicher auch wieder Einzug im Heimatland. Leicht & fruchtig gibt es in der Form sicherlich nur an der Mosel.
Gibt es aktuelle Trends und Entwicklungen in der Welt des Weins, die du als Winzer verfolgst und deine Arbeit beeinflusst?
Ein Thema, was ich an der Mosel nie für sinnvoll gehalten habe, hat uns nun doch eingeholt: der Einsatz von Holzfässern/Barriquefässern beim Riesling. Die neueren Gegebenheiten im Weinbau bringen in den Toplagen teils sehr kraftvolle Rieslinge hervor, die dann auch schon mal im Holzfass reifen. Spannend und bis vor wenigen Jahren für mich undenkbar.
Was bedeutet für dich Genuss?
Genuss bedeutet für mich, das zu schätzen, was man tut. Ob es dabei um das schlichte Genießen von wertvoller Zeit oder um Essen und Trinken geht ist dabei egal.
Kannst du uns ein typisches, regionales Gericht nennen, das mit einem deiner Weine besonders gut harmoniert?
Regional ist das nicht, aber ich würde leichte, knackige Rieslinge immer noch gern zum Thai Curry oder zum einfach mal so draußen sitzen empfehlen.