Alle Jahre wieder: Zu Weihnachten auf den richtigen Wein achten

Am 24. November 2020 · von Daniel Münster

Nur noch wenige Wochen bis Weihnachten. Wer es stressfrei liebt, kann sich jetzt schon mal um den Festtags-Wein kümmern, empfiehlt Weinfreund Daniel Münster, und liefert uns ihre segensreichen Tipps für die richtige Weinwahl gleich mit.

Bei uns in der Familie wechselt die Gastgeberrolle für das Weihnachtsfest reihum. Nach so manchem Heiligen Abend und Weihnachtstag in der über die Jahre wachsenden Familie umfasst meine persönliche, weihnachtliche Speisekarte mittlerweile das klassische Repertoire vom Kartoffelsalat über die Gans bis zum Käsefondue. Allein die Auswahl der Weine zum Essen war nicht immer glücklich, weshalb ich seit einigen Jahren gewissermaßen den Weinfreund für die Familie gebe und mich selbst der Sache angenommen habe – worüber die Familie nicht unglücklich ist.

Da die Weihnachtszeit am Anfang so ganz und gar nicht still und besinnlich ist, empfehle ich zwei einfache Grundregeln für die Weinauswahl:

Regel 1: Kümmere dich beizeiten darum!

Regel 2: Gehe immer auf Nummer sicher!

Beizeiten, das heißt jetzt! Also möglichst schnell herausfinden, was an den Festtagen auf den Tisch kommt und dann auf Weine setzen, mit denen man all seinen Gästen entgegenkommt, weil sie einfach gut zum Essen passen. Klingt einfach, ist es aber nicht immer, weshalb ich gern ein paar Tipps aus meiner Erfahrung als „Familien-Sommelier“ einbringe. Beginnen wir mit dem festlichen Schluck als Auftakt der Feierlichkeiten, machen weiter mit klassischen Weihnachtsgerichten und am Ende dieses Artikels habe ich noch ein paar Geschenktipps für euch.

Willkommen: Anstoßen auf Weihnachten

Sektgläser anstoßen

Zum Anstoßen und Einläuten der Feiertage eignen sich Prickler hervorragend

Schaumweine sind für mich an Festtagen die perfekte Wahl, um mit meinen Lieben die vor uns liegende Zeit angemessen zu begrüßen. Dabei sollte man in puncto Qualität keine Kompromisse machen. Sicher, hier muss nicht der teuerste Champagner in die Gläser kommen, doch der Aperitif sollte Lust auf die gemeinsame Zeit machen und gut Laune verbreiten.

Für solch einen Sektempfang in ungezwungener Atmosphäre sind Prosecco, Crémant, Cava, Sekt und Co. immer eine ideale Wahl, wenn es sich zum einen um einen guten Prickler handelt und zum anderen auch die Präferenzen der Gäste Berücksichtigung finden. Dabei spielt bei Schaumwein primär der Restzuckergehalt eine entscheidende Rolle. Sollte man sich unsicher sein, liegt man mit einem Brut eigentlich nie falsch. Und ganz wichtig: Mittlerweile existiert ein großes Angebot von alkoholfreien Schaumweinen. Damit kann man die Gläser ganz unbeschwert klingen lassen.

Kartoffelsalat mit Würstchen: Weißwein

Zugegeben, manchmal braucht es ein wenig Überzeugungsarbeit, um das oft obligatorische Bier gegen einen Wein einzutauschen. Aber wer es mit einem trockenen, leicht fruchtigen Weißwein versucht, wird von der Kombination nicht enttäuscht sein. Die Weine sollten nicht zu viel Säure haben, insbesondere wenn der Kartoffelsalat etwas rustikaler mit Zwiebel und Gurke daherkommt. Mit einem unprätentiösen Weißburgunder, aber auch einem Chardonnay oder Grauburgunder ist man da gut beraten. Es müssen keine Spitzengewächse sein, die zu diesem Gericht ins Glas kommen. Schließlich ist der Kartoffelsalat ein einfaches, bodenständiges Gericht, da sollte es ihm der Wein gleichtun. Wer partout nicht vom Rotwein abrücken will, dem sei der Tres Reyes empfohlen, eine Cuvée aus Tempranillo und Syrah, die sich ohne Probleme des Kartoffelsalats anpasst.

Klassiker unter sich: Weihnachtsgans und große Weine

Weihnachtsessen

Der passende Festtags-Wein zum Hauptgang rundet das Essen perfekt ab

Geflügel und an erster Stelle „die“ Weihnachtsgans zählt ebenfalls zu den Lieblingen der Festtagsspeisen. Da es schon schwierig genug ist, eine gute Gans auf den Tisch zu bringen, sollte man sich das Leben mit der Wahl des Weines nicht zu schwer machen. Dabei ist die Gans das absolute Gegenstück zum Kartoffelsalat, hier sind die richtig guten Weine gefragt. Zum Klassiker Gans passen nun mal die Klassiker wie Bordeaux, Barolo oder auch Burgunder und Chianti immer noch am besten. Wer über Alternativen nachdenkt, sollte sich auf jeden Fall an gut strukturierte und gereifte Rotweine halten, die über genügend Säure verfügen, um dem Fett der Gans Paroli bieten zu können. Wer an dieser Stelle ein wenig auf das Portemonnaie achten will, sollte es mal mit dem Campi Rudi Passito Appassimento versuchen. Dieser Festtags-Wein zeigt uns wunderbar ausgereifte Tannine und eine überwältigende Frucht – das sollte passen.

Käsefondue: Kontrastprogramm im Glas

Immer wieder gern kommt auch ein Käsefondue auf den Weihnachtstisch. Das gemeinsame Essen um den Topf passt eben hervorragend zu familiären Großereignissen, beim Wein jedoch ist Vorsicht geboten. Zum ohnehin schon schweren Käse darf kein ebenfalls schwerer Wein gereicht werden. Vielmehr verlangt es nach einem Festtags-Wein, der frisch wirkt, um mit zurückhaltender Frucht und genügend Säure einen Gegenpart abzugeben. Das geht hervorragend mit Weißweinen wie einem Viognier, Chardonnay oder Sauvignon Blanc. Wer es besonders schweizerisch mag, nimmt natürlich einen Chasselas – oder besinnt sich auf den deutschen Namen dieser Rebsorte und stellt einen Gutedel auf den Tisch.

Ist eher ein Rotwein gewünscht, empfehle ich gleichfalls das Kontrastprogramm. Also eher die „leichteren“ Rebsorten, die sich mit Eleganz und Frische dem Käsefondue an die Seite stellen. Wir reden also von Pinot Noir respektive Spätburgunder, aber auch von einem klassischen Gamay aus dem Beaujolais.

Raclette: Welcher Festtags-Wein kommt ins Glas?

Raclette ist ebenfalls ein traditionelles Weihnachtsgericht, das ursprünglich aus der Schweiz stammt, aber mittlerweile hierzulande von Festtafeln nicht mehr wegzudenken ist. Wie auch beim Käsefondue steht hier die Geselligkeit im Vordergrund. Beim Raclette sind die kulinarischen Möglichkeiten aber deutlich vielfältiger: Puristen schwören zwar auf die Begleitung der Käsepfännchen mit nichts anderem als Pellkartoffeln und Sauerkonserven, doch kommen nicht selten auch Speck, Eier, Steak und andere Zutaten in die Pfännchen oder auf die Grillfläche des Raclette-Geräts.

Das traditionelle Käsegericht ist mittlerweile auch in Deutschland ein echter Klassiker an den Feiertagen

Und genau an den gewählten Zutaten macht sich auch der Griff zum Festtags-Wein fest. Steht der Käse im Mittelpunkt, sollte es unbedingt ein Weißwein sein, geht es etwas deftiger zu, kann ein leichter Rotwein ideal passen.

Auf jeden Fall aber sollte man bei Raclette und Käsefondue beachten, dass der gewählte Wein mit der richtigen Temperatur ins Glas kommen, denn die Hitzequelle am Tisch sorgt schnell für das Erwärmen des Weins im Glas und das wiederum verstärkt die Wahrnehmung des Alkohols.

Weihnachtlich: Portwein, Dessertwein, Spirituosen

Jede gelungene Zeit an der Festtafel endet irgendwann und sollte daher unbedingt einen krönenden Abschluss erhalten: Bei uns sind Spirituosen zu Weihnachten und Silvester mittlerweile ein großes Thema. Die Auswahl ist riesig und der Genuss nach einem reichhaltigen Essen einfach fabelhaft. Natürlich nur in Maßen, damit die hochprozentigen Preziosen nicht zu viel Wirkung entfalten können.

Einige aus unserer Familie möchten aber ganz auf den hohen Alkoholgehalt verzichten und wenden sich daher gern einem Süßwein oder Dessertwein zu. Ob Sauternes, Auslese oder Eiswein, der Zucker im Wein verspricht immer eine wahre Aroma-Explosion in der Nase und am Gaumen. Wenn der gewählte Festtags-Wein über ausreichend Frische verfügt, sind selbst Kritiker von restsüßen Weinen begeistert.

Pralinen und Rotwein

Auch zum Dessert darf die richtige Getränkebegleitung nicht fehlen

Apropos begeistert: Portwein steckt in Hinblick auf den Alkoholgehalt ein wenig zwischen einer Spirituose und einem Wein, er liegt immer bei etwa 20 Volumenprozent. Ruby, Tawny, LBV oder Vintage Port – die Kategorie Portwein hält wirklich tolle Tropfen parat. Ich selbst habe mich in Tawny Ports verliebt, denn sie passen durch ihre Karamell-, Schokoladen- und Gewürznoten bestens in die Weihnachtszeit.

Wein geschenkt: große Freude für Weinfreude

Eigentlich trivial, aber dennoch nicht einfallslos: Wein verschenken. Wenn man sich bei der Auswahl ein paar Gedanken macht und bestenfalls auch die Vorlieben der Beschenkten oder des Beschenkten berücksichtigt, kann bei einem Wein-Geschenk nur richtig liegen. Dabei liebe ich es, Wein in Holzkisten zu verschenken. In dieser Form kommen die sechs Flaschen sehr edel daher und eine Geschenkverpackung ist gewissermaßen auch schon mit dabei. Zudem sind großformatige Flaschen – also Magnum und Co. – immer absolute Hingucker.

Doch nicht nur Wein selbst lässt sich verschenken, auch existieren viele Dinge, die man zum Wein schenken kann. Kühlmanschette, Korkenzieher, Kapselschneider – die Auswahl an praktischen Tools ist groß.

Wein oder auch Weinzubehör zu verschenken finde ich super, nicht zuletzt, weil man damit auch Wein-Anfänger glücklich machen kann, ihnen einen noch besseren Einstieg in das Thema bietet.

Eine Übersicht an Geschenkideen findet ihr auch im Weinfreunde-Shop.

Geschenke Weihnachten

Nicht nur an der Weihnachtstafel, sondern auch unterm Weihnachtsbaum als Geschenk eignet sich ein Wein oder Zubehör ideal

Noch mehr Anregung: Festtags-Wein bei Weinfreunde kaufen

Wer meinen Empfehlungen folgen möchte, findet ausgewählte Vertreter der vorgeschlagenen Weine bei den Weinfreunden. Wer sich seine Lieblinge für die Festtage gar nicht selbst aussuchen will, findet dort auch fertige Weinpakete, mit denen man auf Nummer sicher gehen kann. Und nicht zu vergessen – aber ein Kapitel für sich – sind Sekt, Champagner & Co. Da darf es zu Weihnachten auch etwas Feineres sein, wie ein Crémant von der Loire. Ich persönlich denke da an den Bouvet-Ladubay, einen Crémant de Loire Réserve, der übrigens auch ein prima Geschenk abgibt. Dieses Prickeln hat bisher noch jedem gefallen.

Apropos Geschenke: Für jene Menschen, denen ich mit Wein die größte Freude mache, nutze ich meinen Einkauf gleich mit. Entweder um die besonderen Lieblinge meinen Freunden und Verwandten zu besorgen oder aber auch, um ihnen ein kleines Set meiner besonderen Essensweine für die Weihnachtstage zu kredenzen.

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